Seit 2019 hat die Bevölkerung in Stuttgart um 1,8 Prozent abgenommen. Foto: dpa/Edith Geuppert

Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit hat Stuttgart fast 11 000 Einwohner verloren. Im ersten Pandemie-Jahr gab der starke Rückgang der Zuwanderung aus dem Ausland den Ausschlag, diese ist 2021 aber wieder gestiegen.

Stuttgart - Wie schon im Jahr davor weist die Landeshauptstadt auch für 2021 eine negative Einwohnerbilanz aus. Ende Dezember waren in Stuttgart 603 713 Personen gemeldet, 4547 weniger als zwölf Monate davor. Das Minus ist etwas geringer als im Jahr 2020, als der Einwohnerrückgang bei 6339 Personen lag. Der Vergleich mit der Zeit vor der Corona-Pandemie zeigt: In den zwei Jahren hat Stuttgart nahezu 11 000 Einwohner verloren. „Das macht einen Unterschied zum Höchststand Ende 2019 von 1,8 Prozent“, sagt Matthias Fatke, der neue Leiter des Statistischen Amts der Stadt.

 

Wer nach den Ursachen dafür sucht, muss einen Blick auf die Wanderungsentwicklung werfen. Diese lässt sich auf den Nenner bringen: „Während die Abwanderung ins Umland weiter zugenommen hat, ist die Zuwanderung aus dem Ausland wieder angestiegen“, erklärt Attina Mäding, die zuständige Sachgebietsleiterin. Der Wanderungssaldo, in dem Zuzüge und Wegzüge verrechnet sind, lag im Vorjahr bei minus 5436 Einwohner und ist im dritten Jahr in Folge negativ. 2020 war er mit minus 7146 aber noch etwas höher, 2019 lag der Saldo bei minus 1099 Einwohner.

Hohe Anziehungskraft der Mittelzentren

Besonders ausgeprägt waren im vergangenen Jahr die Wegzüge aus Stuttgart ins Umland. Während die Zuzüge aus dem näheren Umkreis in die Landeshauptstadt geringfügig abgenommen haben, stieg die Zahl der Fortzüge in die umliegenden Landkreise mit minus 5208 Personen auf ein neues Rekordniveau (2020 waren es minus 4505).

Die größte Altersgruppe, die sich im vergangenen Jahr aus Stuttgart ins Umland verabschiedet hat, sind die 30- bis 45-Jährigen, die dort in Mittelzentren wie Böblingen, Esslingen, Herrenberg, Ludwigsburg oder Waiblingen eine neue Bleibe gefunden haben (minus 1257 Personen, der mit Abstand höchste Wert seit 1990), oder die auch in andere Kommunen im Umkreis von bis zu 20 Kilometern gezogen sind (minus 1519 Einwohner). Auch unter 18-Jährige haben sich eine Wohnung im Umland gesucht, 698 in einem der Mittelzentren, 767 in einer Gemeinde im Umkreis bis 20 Kilometern.

Zuwanderung aus dem Ausland wieder gewachsen

Mit den übrigen Regionen Baden-Württembergs verzeichnet die Landeshauptstadt aber noch geringfügige Wanderungsgewinne (plus 186 Personen, 2020 plus 293). Der Wanderungssaldo mit anderen Bundesländern blieb dagegen weiter negativ (minus 2040, im Jahr 2020 minus 2045).

Trotz der weltweit andauernden Corona-Pandemie hat Stuttgart im Vorjahr wieder einen Wanderungsgewinn mit dem Ausland erreicht. Der Wanderungssaldo lag 2021 bei plus 1794, so viele Menschen sind mehr aus dem Ausland hierher gekommen als dorthin gezogen. 2020, als die Einreisen wegen der Coronakrise fast zum Erliegen kamen, war der Saldo mit dem Ausland erstmals seit 2008 wieder negativ (minus 674 Personen).

Entsprechend hat die Zahl der Einwohner ohne einen deutschen Pass um 1104 auf insgesamt 156 821 zugenommen. Gleichzeitig haben aus der Gruppe der Ausländer aber 2089 Personen ihre Staatsangehörigkeit geändert und sind Deutsche geworden. Der Ausländeranteil bleibt bei 25,6 Prozent.

Geburten weiter deutlich über den Sterbefällen

Einmal mehr lag die Zahl der Geburten über den Sterbefällen, um 889 (2020 plus 807). Im Laufe des Jahres 2021 wurden 6777 Kinder geboren (2020 noch 6256). Allerdings ist auch die Anzahl der Sterbefälle auf 5888 gestiegen (2020 waren es 5449). Die Sterbefälle lagen in den Corona-Jahren 2020 und 2021 um etwa fünf Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Aufgrund der Infektionslagen im Winter, durch Hitzeperioden im Sommer und wegen der Altersstruktur der Einwohnerschaft komme es aber immer wieder „zu schwankenden Werten“, betont das Statistische Amt.

Nimmt man die Stadtbezirke unter die Lupe, zeigt sich: Nur Stammheim hat 2021 nennenswerte Bevölkerungsgewinne erzielt (plus 104 Einwohner), gefolgt von Feuerbach (plus 55), Birkach (plus 21) und Mühlhausen (plus acht). Am stärksten von Einwohnerverlusten betroffen waren Bad Cannstatt (minus 1006 Personen), der Osten (minus 501) und der Westen (minus 496), aber nur, was die absoluten Zahlen angeht. Relativ zur Bevölkerungszahl haben Botnang (minus 2,2 Prozent) und Degerloch (minus 1,8 Prozent) noch mehr Einwohner verloren.