Freudentag in der Fuchshofschule: Schulleiter Stephan Haag, Minister Peter Hauk, Oberbürgermeister Matthias Knecht (von rechts) bei der Einweihungsfeier Foto: Simon Granville

Baden-Württembergs größter Schulbau in innovativer Holzbauweise ist am Donnerstag in Ludwigsburg eingeweiht worden. Das 30-Millionen-Projekt hat unter den Corona-Unbilden gelitten.

Dass zu einer Grundschuleinweihung in einer Stadt der Minister für Ländlichen Raum kommt, ist ungewöhnlich. Im Falle der Fuchshofschule allerdings nicht, denn in die Zuständigkeit von Peter Hauks Ministerium fällt auch die baden-württembergische Holzbau-Offensive, die modellhafte Holzbauten mit Strahlkraft fördert. Dass dem studierten Förster „auch das Herz aufgeht, wenn Holz verbaut wird“, wie Hauk am Donnerstag schwärmte, kommt dazu.

Mehrere Anläufe bis zum Umzug

Die Ludwigsburger Schule, die knapp 30 Millionen Euro kostete, seit Januar nach mehreren Umzugs-Anläufen in Betrieb ist und einmal rund 600 Schüler aufnehmen soll, lobte Hauk bei der Einweihung in den höchsten Tönen: Sie schaffe eine Atmosphäre, die Lernen nicht als Last empfinden lasse. Sie sei eine Schule als Aufenthalts-, Lebens-, Begegnungs- und Lernort par excellence. „Ich danke der Verwaltung und dem Gemeinderat, dass sie sich für diese Bauweise entschieden haben.“

Immerhin 200  000 Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung bekam die Stadt über das Holz Innovativ Programm im Rahmen der Holzbau-Offensive – weil er als beispielhaft für kommunale Bau- und Modernisierungsaufgaben gilt, eine neue Baukultur anstrebt und dazu beiträgt, dass Klimaschutzziele erreicht werden. Dazu gehört, dass die eingesetzten Baustoffe demontierbar und recyclingfähig sind und dass der Bau während seines Lebenszyklus auch andere Nutzungen erfahren könnte.

Investitionen in Mobilität, Klima oder Bildung

Ohne Zuschüsse, merkte Oberbürgermeister Matthias Knecht an, könnten sich Kommunen aber „unglaubliche Ausgaben wie diese auch nicht leisten“. Sie seien enorm herausgefordert mit Investitionen in Mobilität, Klima oder Bildung. Dem Schulleiter Stephan Haag versprach er, dass auch die Sporthalle Ost zeitnah kommen werde. Haag hatte sich besorgt geäußert, weil die für die Schulen „dringend benötigte Halle“ immer wieder aufgeschoben wurde.

Herausgefordert war auch das Architekturbüro Von M aus Stuttgart – eine kleiner Einblick von Architekt Matthias Siegert lässt das erahnen. Baubesprechungen auf Abstand im Freien, bei Regen unter Vordächern mit Plänen auf dem Boden: Das Projekt wurde weitgehend mitten in der Coronapandemie umgesetzt. Die Viruskrise war auch verantwortlich für Lieferschwierigkeiten ebenso wie die Blockade des Suez-Kanals durch das havarierte Container-Schiff und den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. „Materialien, mit denen man jahrelang geplant hatte, waren von heute auf morgen nicht verfügbar, in Nachtschichten musste kurzfristig entschieden werden, welche Alternativen wir verwenden“, so Siegert. In der Fuchshofschule steckt also einiges mehr, als man auf den ersten Blick erkennt. Siegert sprach in diesem Kontext auch von einer „überragenden Bauherrschaft, die unglaublich gefordert war“.

Ein im doppelten Sinne nachhaltiges Projekt

Im Inneren der Schule, sagte Rektor Stephan Haag – der für die neue Schule nach Ludwigsburg gewechselt war und es als seine „bislang größte Leistung“ sieht, „mein Kollegium während des Corona-Lockdowns zusammenzuführen“ – gebe es viel zu entdecken, auch im übertragenen Sinn. „Die schulischen Leistungen der Kinder sind vielleicht nicht immer so, wie sie oder ihre Eltern es sich wünschen. Aber jedes Kind hat seine einzigartige Begabung. Die gilt es zu entdecken und wertzuschätzen.“ Mehrere Klassenstufen gaben davon mit ihren Beiträgen zum Fest lebendige Beispiele. Was Minister Hauk zu der Einsicht brachte: „Am größten Nachhaltigkeits-Projekt arbeiten Sie selbst.“