Ungeachtet vom Drama um den Krebspatienten Marco Russ hat sich Eintracht Frankfurt eine kleine Chance auf den Verbleib in der Fußball-Bundesliga erhalten. Foto: dpa

Ungeachtet vom Drama um den Krebspatienten Marco Russ hat sich Eintracht Frankfurt eine kleine Chance auf den Verbleib in der Fußball-Bundesliga erhalten. Und das, obwohl Russ ein Eigentor fabrizierte.

Frankfurt/Main - Beim 1:1 (0:1) gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC Nürnberg im ersten Relegationsspiel steckten die Hessen am Donnerstagabend auch den sportlichen Rückschlag eines Eigentores durch ihren Kapitäns weg (43. Minute). Mijat Gacinovic gelang in der 65. Minute vor 51 500 Zuschauern der Ausgleich für das Team von Trainer Nico Kovac. Das Rückspiel findet am Montag in Nürnberg statt.

Russ hatte am Mittwochnachmittag erfahren, dass bei ihm eine Doping-Probe nach dem Spiel beim SV Darmstadt 98 einen auffällig hohen Wert des Wachstumshormons HCG in seinem Körper ergeben hatte. Weitere Untersuchungen hatten danach ergeben, dass es sich nicht um einen Dopingfall handelte, sondern Russ an einer schweren Tumorerkrankung leidet und bereits am Dienstag operiert werden muss.

Niederschmetternde Diagnose

Trotz der niederschmetternden Diagnose hatte der Eintracht-Kapitän am Mittwochabend Grünes Licht für einen Einsatz gegeben. Auch als Trainer Niko Kovac ihn wenige Stunden vor dem Anpfiff noch einmal fragte, bekam er nur eine Antwort: Russ wollte unbedingt dabei sein.

Von den Ärzten habe es keine Einwände gegeben, erklärte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen vor dem Spiel. „Die Ärzte sind sich sicher, dass er kurzfristig operiert werden muss, aber eine körperliche Belastung sich nicht negativ auf seinen Zustand auswirkt“, sagte Bruchhagen kurz vor Spielbeginn. „Sonst hätten wir es selbstverständlich auch nicht gemacht.“ Auch der DFB hatte erklärt, dass Russ spielen dürfe.

Und so lief Russ um kurz vor 20.00 Uhr in die Commerzbank-Arena ein, lautstark gefeiert von den Eintracht-Fans. „Kämpfen & Siegen Marco!“, stand auf einem Transparent vor der Fankurve der Frankfurter Anhänger. Bei der Verlesung der Aufstellung riefen die Zuschauer bei jedem Frankfurter Spieler „Russ“ - es herrschte Gänsehautatmosphäre in der Commerzbank-Arena.

Furcht einflößen

Und angetrieben von Russ starteten die Frankfurter druckvoll. Schon in den ersten zehn Minuten erspielten sich die Gastgeber drei Eckbälle, die Gäste wurden weit in die eigene Hälfte gedrängt. Neben Russ stand auch Torjäger Alexander Meier in der Anfangself. Der Angreifer, der wegen einer Knieverletzung seit Ende Februar keine Partie mehr bestritten hatte, spielte hinter der einzigen Spitze Haris Seferovic und sollte den Nürnbergern allein durch seine Anwesenheit Furcht einflößen.

Bereits in der siebten Minute hatte die Eintracht die erste gute Chance. Stefan Aigner scheiterte aber am Nürnberger Torwart-Routinier Raphael Schäfer. Nach gut einer Viertelstunde ebbte der Anfangsschwung der Hessen aber ab. Der Zweitligist konnte sich nun befreien und die Partie offen gestalten. Wie schon in der gesamten Saison wurde bei der Eintracht deutlich, dass die Offensive keinen Erstliga-Ansprüchen genügt. Von Seferovic war wieder gar nichts zu sehen, Meier fehlte nach der langen Pause noch die Bindung.

Ins eigene Tor

So plätscherte die Partie die meiste Zeit dahin, ehe die Nürnberger zwei Minuten vor der Pause völlig überraschend in Führung gingen. Nach einem Freistoß des wiedergenesenen Sebastian Kerk behinderten sich Russ und Makoto Hasebe völlig unbedrängt, ehe Russ den Ball zum Entsetzen aller Frankfurter ins eigene Tor lenkte.

Die Eintracht musste sich von diesem Rückschlag erst einmal erholen. Auch nach der Pause dauerte es eine Viertelstunde, ehe die Hausherren wieder etwas Schwung aufnahmen. Dennoch fiel der Ausgleich durch Gacinovic überraschend. Der Serbe traf auf Zuspiel von Timothy Chandler. Doch mehr war für den Erstliga-16. nicht mehr drin. Im entscheidenden Spiel am Montag müssen die Frankfurter auf ihren Vorkämpfer Russ verzichten. Der Abwehrspieler sah die zehnte Gelbe Karte der Saison und ist gesperrt.