Für die Frankfurter Profis ist der Gewinn der Europa League mit dem Sieg über die Glasgow Rangers der absolute Höhepunkt der Karriere – und für einige von ihnen zudem eine späte Genugtuung.
Als Nachfolger des nach Leipzig gewechselten Toptorjägers Andre Silva hatte man den Angreifer von River Plate Buenos Aires schon als den Fehleinkauf der Saison ausgemacht – jetzt riss sich Rafael Borré das Trikot vom Leib und fasste sich immer wieder ungläubig an den Kopf. Zuvor hatte der 26-Jährige den finalen Elfmeter zum 5:4 im Tor der Glasgow Rangers untergebracht – und versetzte damit die in Weiß gekleideten Frankfurter Massen im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan von Sevilla in Ekstase. „Ich werde diese Erinnerung für den Rest meines Lebens bewahren“, sagte der Stürmer aus Kolumbien, dem bereits der Treffer zum 1:1-Ausgleich gelungen war: „Ich hatte von dieser Nacht geträumt. Einem historischen Moment für mich und den Club.“
Tatsächlich hielt diese außergewöhnliche Frühlingsnacht von Sevilla mit dem Gewinn der Europa League aber nicht nur für Rafael Borré den größten Triumph der Karriere bereit. Denn als der 26-Jährige mit River Plate 2018 die Copa Libertadores gewann, zählte er nicht zum Stamm des Teams. Auch für die Kollegen und Coaches bedeutet der Sieg über die Rangers das größte Ausrufezeichen ihrer Laufbahn. Oliver Glasner etwa hatte als Highlight der Trainer-Vita bislang den Gewinn der Zweitligameisterschaft in Österreich mit LASK Linz zu bieten. „Glasner steigt auf in den Olymp der Trainer“, schrieb nun die spanische Zeitung „As“.
Die Euro-Adler als Kollektiv obenauf
Neu auf Wolke sieben in Europas Fußballhimmel sind neben Glasner und Borré nach längerem Anlauf auch der Kapitän Sebastian Rode, der sich beim FC Bayern und dem BVB nicht entscheidend hatte durchsetzen können; ebenso wie der linke Flügelflitzer Filip Kostic, der mit dem VfB und dem HSV aus der Bundesliga abgestiegen ist – oder der im Finale verletzte und einst in Gladbach ausgemusterte Abwehrchef Martin Hinteregger. Jetzt sind die Euro-Adler als Kollektiv obenauf. „Es ist unglaublich, was wir abgeliefert haben“, sagte Hinteregger: „Unsere Reise geht jetzt in der Champions League weiter.“
Als die Eintracht 2018 mit dem DFB-Pokalsieg im Endspiel gegen den FC Bayern ihren letzten Titel holte, war von den Sevilla-Helden lediglich der Japaner Makoto Hasebe bereits dabei. Daher erfährt auch der Torhüter Kevin Trapp mit dem Gewinn des zweitwichtigsten Europapokals eine späte Genugtuung. Immerhin schien die Karriere des Saarländers durch seine Zeit bei Paris Saint-Germain zwischen 2015 und 2019 in einer Sackgasse festzustecken. Tatsächlich ist Trapps Verlobte, das Topmodel Izabel Goulart, der größte Gewinn des Torhüters aus seiner Zeit in Frankreich.
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„Er hat herausragend gehalten und in den letzten Monaten die richtige Entwicklung gemacht. Das registrieren wir“, lobte der Bundestrainer Hansi Flick den 31-Jährigen, der beim Endspiel-Triumph zunächst mit einem Klassereflex gegen Ryan Kent (118. Minute) das 1:1 sicherte, ehe er im Elfmeterschießen den vierten Schuss der Schotten durch Aaron Ramsey parierte. „Es ist der schönste Moment meiner Karriere“, sagte Trapp, den die Eintracht-Torhüterlegende Uli Stein vor dem Münchner Manuel Neuer zum derzeit besten deutschen Torhüter gekürt hat.
„Es gibt kein Wort, das zu beschreiben. Es ist einfach nur purer Stolz“, ergänzte Trapp, der seinen Spickzettel auf der Trinkflasche beim Elfmeterschießen nicht benötigte. „Der hat mir bei den ersten beiden Schützen nicht geholfen“, erklärte der Torwart: „Dann habe ich gar nicht mehr drauf geguckt.“