122 Jahre ist der Verein Eintracht Braunschweig alt, doch erst jetzt hat er seine erste Präsidentin gewählt. Wer Nicole Kumpis treffen möchte, muss nur in den Fanblock gehen.
Es rumort beim deutschen Fußballmeister von 1967, nachdem Eintracht Braunschweig innerhalb von wenigen Jahren einige Abstiege verkraften musste. 2018 stürzte der Club in die dritte Liga, rappelte sich wieder auf, nur um 2021 erneut drittklassig zu werden. Es braucht also eine, ach was, zwei starke Hände, um die herrschende Zwietracht aus der Eintracht zu verbannen. Der größere Teil der Mitglieder bei der außerordentlichen Vereinsversammlung war der Meinung, dass Nicole Kumpis die richtige Person dafür sei. Die 48-Jährige gewann die Kampfabstimmung mit 472 zu 411 Stimmen gegen Axel Ditzinger und wurde so Präsidentin.
Nicole Kumpis ist die erste Frau an der Spitze des Vereins in dessen 122-jähriger Geschichte, gleichzeitig ist sie die einzige Frau im deutschen Profifußball, die an der Spitze eines Clubs steht. In Ex-Hockey-Nationalspielerin Bettina Heinicke (geb. Blumenberg) gehört eine zweite Frau als Vizepräsidentin zum obersten Gremium. Nicole Kumpis ist ein Urgestein, im Kinderwagen nahm sie ihr Vater vor über 40 Jahren mit ins Stadion. Ihr Credo: Fußball muss sich auf seine soziale Kraft besinnen. „Dieses Gefühl, ich gehe am Samstag meine Bratwurst essen, ein Bier trinken, treffe mich vorher mit Freunden, das muss gestärkt werden.“ Wer möchte, kann dies gemeinsam mit der Eintracht-Präsidentin in die Tat umsetzen – seit Jahren besitzt Nicole Kumpis eine Dauerkarte in der Fankurve in Block 7 auf der Südtribüne.