Mancher wird dieses Jahr an Weihnachten noch einsamer sein, als sonst. Foto: imago/Florian Gaertner

Das Heiligabend-Treffen unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ in Bernhausen ist lockdownbedingt abgesagt worden. Auch der Initiator wird den Abend nun alleine verbringen.

Filderstadt - Unkompliziert ist sie für einige nicht gerade gewesen, die Teilnahme am gemeinschaftlich verbrachten Heiligabend, zu dem Michael Rostalski rund 15 Jahre in Folge ins Bürgerbüro Filderstadt-Bernhausen eingeladen hat: „Es ist gar nicht so einfach, die Leute, die alleine sind, zu ermuntern, die an die Wände tapezierte Einsamkeit zu verlassen“, so erinnert sich der pensionierte Unternehmensberater und leidenschaftliche Musiker. Aber tröstlich muss er dennoch gewesen sein, der Abend unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“: Es wurde zusammen gegessen, musiziert und gesungen; im vergangenen Jahr hatte Rostalski 15 Gäste versammelt.

Doch in diesem Jahr kann die „lieb gewonnene Tradition“ – so die Stadt Filderstadt, die die Zusammenkunft in den vergangenen Jahren unterstützt hatte – coronabedingt nicht stattfinden. Aufgrund der geltenden Corona-Regeln sei die Absage unumgänglich gewesen, sagt Michael Rostalski: „Ich würde mir das nie verzeihen, wenn innerhalb der Gruppe jemand andere mit dem Coronavirus ansteckt.“

Und jetzt? „Ich bedaure die Absage am allermeisten“, sagt der 75-Jährige, der selbst alleine lebt und zwei erwachsene Kinder hat, die jedoch „ihr eigenes Leben leben“ würden. Die Konsequenz: „Ich selbst bin dieses Jahr an Weihnachten definitiv alleine.“ Er verstehe die Verzweiflung derer, die nun nirgendwo hinkönnen, sagt Rostalski, aber wenn ehemalige Gäste nun die Absage mit ihm diskutieren wollten, „dann liegen meine Nerven auch mal blank“. Für derartige Diskussionen sei er schlicht der falsche Adressat.

Das Warten auf eine Gegeneinladung

Michael Rostalski selbst, der keinen Fernseher besitzt, hat sich jetzt für sein einsames Weihnachtsfest Bücher gekauft. Außerdem plant er, mit Musikerfreunden über Facebook in Kontakt zu treten. Und dann sagt er, „mit einem zwinkernden Auge“, wie er betont: „Ich warte darauf, wer von meinen Gästen auf die Idee kommt, mich jetzt einmal einzuladen.“

Aber damit rechnet Michael Rostalski nicht. Stattdessen plant er, sich am 24. Dezember nachmittags mit Bekannten per Videokonferenz zusammenzuschalten, um gemeinsam den kurzen Online-Auftritt eines Zauberkünstlers zu erleben, dessen Heiligabend-Gastspiele im Bürgerbüro-Bernhausen in den vergangenen Jahren immer gut angekommen seien. Magic Oli Wonder nennt sich der Illusionist aus Stuttgart, der auch andere Interessierte einladen wolle, an Heiligabend online Zaubertricks zu sehen. „Das ist doch nett von ihm“, sagt Michael Rostalski. Er geht davon aus, dass Einsamkeit an Weihnachten viel weiter verbreitet sei, als man gemeinhin vermute: „Viele Menschen sind an Weihnachten alleine.“

„Wir hoffen, dass das gemeinsame Feiern im kommenden Jahr wieder – wie gewohnt – stattfinden kann“, teilt unterdessen die Pressestelle der Stadt Filderstadt mit. Grundsätzlich sei er dazu bereit, sagt Michael Rostalski, „wenn die Gesundheit mitmacht.