Wangen und Birkach liegen vom Einkommen weit auseinander. Klicken Sie sich durch unsere Rangliste der Stadtbezirke. Foto: StN

Einkommensverteilung der Bürger unterschiedlich – Am meisten wird auf den Fildern verdient.

Stuttgart - Jeder Stuttgarter Bürger, der einkommensteuerpflichtig ist, verfügte im Jahr 2009 über ein Nettoeinkommen von 24 500 Euro. Das ist ein Durchschnittswert. In der Realität ist die Summe, die jeder Einzelne zur Verfügung hat, höchst unterschiedlich. Dem Azubi im ersten Lehrjahr und der schlecht bezahlten Putzhilfe steht der Einkommensmillionär gegenüber. 2007 gab es in Stuttgart von dieser Spezies genau 325, von denen jeder im Schnitt 2,75 Millionen Euro zu versteuern hatte.

Auch bei der flächenhaften Verteilung der Einkommen sind mit Blick auf die 23 Stadtbezirke große Unterschiede festzustellen. Schlusslicht in der Einkommensliste ist Wangen, wo jeder Steuerpflichtige im Schnitt nur 20 702 Euro oder 84,5 Prozent des stadtweiten Durchschnittswerts von 24 500 Euro als Nettoeinkommen zur Verfügung hat. Durchaus bescheiden geht es auch in Mühlhausen mit 21 168 Euro und in Zuffenhausen mit 21 413 Euro als Durchschnittswert zu. Das höchste durchschnittliche Nettoeinkommen erzielt der Steuerpflichtige in Birkach mit 28 028 Euro, das sind 114,4 Prozent des Durchschnittswerts. Hoch sind die Nettoeinkommen mit 28 003 Euro auch in Stuttgart-Nord und mit 27 611 Euro in Degerloch.

Wangen ist Einkommensschlusslicht

Für das Einkommensschlusslicht Wangen versucht die Bezirksvorsteherin eine Erklärung. „Wir haben hier noch relativ viele günstige Wohnungen“, sagt Beate Dietrich. „Dort zieht man hin, wenn man wenig verdient.“

Umgekehrt erwartet die Bezirksvorsteherin, dass sich Wangen schon in wenigen Jahren in der Einkommensstatistik etwas nach vorne arbeiten wird. In diesem Zusammenhang verweist sie auf derzeit laufende Sanierungsarbeiten in Häusern der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG). Außerdem entstünden zurzeit auf dem Heinrich-Hermann-Areal höherpreisige Wohnungen, die für Mieter oder Käufer mit höherem Einkommen infrage kommen.

Mit der Wohnsituation begründet auch der Bezirksvorsteher von Birkach die Spitzenposition seines Sprengels. „Wir haben sehr attraktive Wohnlagen zu entsprechenden Preisen“, sagt Edgar Hemmerich. Dies gelte vor allem für den Stadtteil Schönberg, wo hohe Quadratmeterpreise verlangt und auch bezahlt würden.

Statistische Grundlagen der Karte mit der kleinräumigen Einkommensverteilung in Stuttgart 2009 sind Daten der Oberfinanzdirektion, die von 244 500 Steuerpflichtigen stammen. Aktuellere Daten liegen nicht vor.

Schönberg als Kontrast zu Alt-Birkach

Der Grund dafür: Steuererklärungen werden bis zu zwei Jahre nach Ablauf des Steuerjahrs eingereicht.

Im Durchschnitt erzielten 2009 die Stuttgarter Steuerzahler ein Einkommen von 33 900 Euro, abzüglich 7200 Euro Einkommensteuer. Weil für die jetzt vorgelegte Statistik alle Einkommen oberhalb von 200 000 Euro und unterhalb von minus 200 000 Euro gedeckelt wurden, errechnete die Finanzverwaltung für Stuttgart ein durchschnittliches Nettoeinkommen von 24 500 Euro, das sich aus einem Bruttoeinkommen von 30 600 Euro abzüglich 6100 Euro Einkommensteuer errechnet.

Die hohe Zahl der Steuerpflichtigen, die für die Statistik ausgewertet wurden, erlaubt eigentlich eine kleinräumige Kartendarstellung im Bereich von Stadtteilen und sogar einzelner Straßenzüge. Beim Vergleich dieser Detaildarstellungen mit der Karte der Stadtbezirke zeigt sich, dass hohes bis extrem hohes Einkommen einerseits und geringes Monatsgehalt andererseits oft ganz eng beieinander liegen.

Arm und Reich ist eng benachbart

Birkachs Bezirksvorsteher Edgar Hemmerich hat ein Beispiel direkt vor Augen. In Schönberg sind fast ausschließlich Bürger mit hohen Nettoeinkommen gemeldet, ein paar Hundert Meter entfernt liegt in Alt-Birkach dieser Wert deutlich darunter. „Dass der Stadtbezirk Birkach insgesamt so gut dasteht, ist also ein rein statistischer Effekt“, sagt Hemmerich. Im Klartext: Ein Superreicher wiegt ein paar Normalverdiener auf.

Arm und Reich ist auch in anderen Stadtbezirken eng benachbart. In Stuttgart-Ost gibt es extreme Einkommensunterschiede zwischen dem Raitelsberg und der Gänsheide, in Stuttgart-Nord zwischen Nordbahnhofsviertel und Killesberg, in Möhringen zwischen Fasanenhof und Sonnenberg. Ähnliche Unterschiede ergeben sich auch in Feuerbach und in Bad Cannstatt.

Auffallende und doch wenig überraschende Parallelen bestehen zwischen dem Nettoeinkommen der Bürger in den verschiedenen Stadtbezirken und anderen statistischen Werten wie der Arbeitslosenquote und dem Anteil der Akademiker. Bei den Bürgern mit Hochschulabschluss, zuletzt erhoben 2006, liegen neben Münster die Bezirke Zuffenhausen, Wangen und Mühlhausen am Ende der Tabelle. In der Spitzengruppe befinden sich Degerloch und Birkach.