In vielerlei Hinsicht ein Lichtblick sollte die Schwabengalerie für Stuttgart-Vaihingen sein. Foto: Alexandra Kratz

Das Einkaufszentrum Schwabengalerie, dem gerade der Kundenmagnet Media Markt abhanden gekommen ist, sollte einst die neue Mitte von Stuttgart-Vaihingen werden. Ist das je gelungen?

Vaihingen - Das Modegeschäft Bonita schließt bereits zum Jahresende. Auf Ende März hat zudem der Elektronikanbieter Media Markt seinen Mietvertrag in der Schwabengalerie gekündigt. Letzterer ist neben dem Kaufland ein sogenannter Ankermieter in dem Vaihinger Einkaufszentrum, also ein Geschäft, das besonders viele Kunden anzieht. Der Centermanager Franz Jebavy gibt sich dennoch optimistisch. Bezüglich der bald leer stehenden Ladenflächen sagte er vor Kurzem gegenüber unserer Zeitung: „Wir gehen davon aus, trotz der schwierigen Lage in Corona-Zeiten relativ zeitnah einen neuen Mieter zu finden, der den Mietermix optimal ergänzt.“ Die Schwabengalerie hat in den vergangenen Jahren viele Aufs und Abs erlebt. Der Beginn aber war glamourös und mit großen Hoffnungen verbunden. Ein Rückblick.

„Kundenakzeptanz schon nach kurzer Zeit außerordentlich hoch“

Reichlich Prominenz kam im September 2004 zur Eröffnung der Schwabengalerie. Der gesamte Komplex war unter der Regie des Investors Rudi Häusler in nur 22 Monaten gebaut worden. Unter den Ehrengästen war auch der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel. Er sprach von einem „Geschenk an die Bürgerschaft“. Mit der Galerie sei ein Ort entstanden, „wo sich die Gemeinschaft trifft und womit sich die Bürger identifizieren können“. An Häussler gewandt sagte Teufel: „Dieses ist von Anfang bis Ende ihr Projekt“. Häussler selbst bezeichnete die Schwabengalerie als sein Lebenswerk und das benachbarte Bürgerforum, das kurze Zeit später eröffnet wurde, als eine Spende an die Vaihinger Bürger. Häussler verkündete vollmundig: „Die Kundenakzeptanz ist nach kurzer Zeit außerordentlich groß.“ Fachleute würden die Schwabengalerie bereits mit Zentren in Paris, London und Sydney vergleichen. So berichteten es seinerzeit die Stuttgarter Nachrichten.

Der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Schuster sprach von „einem wichtigen Tag für Stuttgart“. Mit der Schwabengalerie habe Vaihingen endlich eine richtige Mitte. Mit Blick auf die Geschäfte am gegenüberliegenden Vaihinger Markt sagte Schuster: „Das ist eine Chance für alle.“ Jetzt liege es an den Vaihinger Bürgern, die neue Galerie zu einer „pulsierenden Mitte“ zu machen.

Manch einer sprach vom „rostigen Hasenstall“

Zur Schwabengalerie gehören neben dem Einkaufszentrum und dem Bürgerforum auch Büros und ein Hotel. Rudi Häussler investierte rund 250 Millionen Euro in die Vaihinger Mitte. Die Verkaufsflächen in der Galerie sind seither an etwa 40 Händler und Gastronomen vermietet.

Doch nicht alle teilten die bei der Eröffnung von Prominenten geäußerten Hoffnungen. Manch einer sah das Einkaufszentrum gar als Totengräber für die kleinen Geschäfte im sogenannten alten Ortskern von Vaihingen. Die Galerie bringe keine zusätzliche Kaufkraft in den Ort, sondern ziehe vielmehr vorhandene Kaufkraft vom Vaihinger Markt ab, so die Argumentation. Und auch der Architektur konnte nicht jeder etwas abgewinnen. In dem Online-Architekturmagazin „Baunetz“ war in einem Artikel vom Tag der Eröffnung zwar folgendes zu lesen: „Vor dem Hintergrund eines Großteils der realisierten, uninspirierten Neubauten von Einkaufszentren in Deutschland stellt die Schwabengalerie sicherlich einen Lichtblick dar.“ Unter den Vaihingern selbst war mit Blick auf die rötlichen Stahlsäulen im Eingangsbereich an der Hauptstraße aber immer wieder von einem „rostigen Hasenstall“ die Rede.

Ausgerechnet kurz vor dem ersten runden Geburtstag des Einkaufszentrums, im Jahr 2014, begann die Gerüchteküche so richtig zu brodeln. Hinter vorgehaltener Hand bemängelten einige Geschäftsleute das Fehlen eines tragfähigen Konzepts für die Zukunft. Andere verwiesen auf Umsatzeinbußen und einen Rückgang der Kundenfrequenz. Zudem standen Läden leer. Die Gerüchte wurden befeuert von dem Umstand, dass es bei kleineren Reparatur- und Sanierungsarbeiten nur langsam voranging. Ein Beweis dafür war, dass die öffentlichen Toiletten auf der Parkebene wegen eines Wasserschadens wochenlang nicht benutzt werden konnten.

„Unsere Grundidee ist es, etwas für Vaihingen zu machen“

Im Februar 2017 kaufte die Swiss Life Asset Managers die Schwabengalerie von der Deutschen Fonds Holding. Kurze Zeit später übernahm Corpus Sireo, eine Tochter der Swiss Life Asset Managers, das Centermanagement. Seit Januar 2018 lenkt Franz Jebavy als Centermanger die Geschicke des Einkaufszentrums. Er sieht die Galerie vor allem als Nahversorger für die Bevölkerung vor Ort. „Unsere Grundidee ist es, etwas für Vaihingen zu machen und ein wichtiger Teil der Ortsmitte zu sein“, so sagte er es im März 2018 in einem Interview mit unserer Zeitung. Damit knüpfte er an die bei der Eröffnung formulierte Zielsetzung an. Doch selten war es so schwer, diesem Anspruch gerecht zu werden, wie in den gegenwärtigen Zeiten der Pandemie und vor dem Hintergrund eines florierenden Online-Handels.