Besser als sein Ruf: das Einkaufscenter Gerber Foto: dpa

Händler in der Shoppingmall sind laut Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg, mit den Umsätzen zufrieden: „Es stimmt nicht, dass das Center nicht läuft.“

Stuttgart - Wenn Michael Büchel aus dem Fenster seiner Globetrotter-Filiale schaut, ist er meistens zufrieden. „Die Passantenfrequenz in unserem Laden ist oft sogar noch stärker als die auf der Tübinger Straße.“ Soll heißen: Das Geschäft mit Outdoor-Produkten läuft ganz gut. „Wir haben einen starken Zuspruch und in den vergangenen Monaten einen positiven Trend“, sagt der Filialleiter des Outdoor-Spezialisten.

Konkrete Zahlen zur Kundenfrequenz für sein Haus will Michael Büchel jedoch nicht preisgeben. Womit durchschimmert: Gegen noch mehr Kunden hätten auch Globetrotter und alle Einzelhändler im Gerberviertel nichts einzuwenden. Da sei noch Luft nach oben, meint Büchel. Im Viertel, aber auch im Einkaufscenter Gerber.

Doch in Bezug auf das Gerber stellt Handelsverbands-Geschäftsführerin Sabine Hagmann klar: „Die Behauptung, dass das Gerber nicht läuft, stimmt nicht. Eine Umfrage unter unseren Mitgliedern hat ergeben, dass die Frequenz zwar besser sein könnte, aber die Kunden, die dort sind, lassen Geld liegen.“ Mit anderen Worten: Der Umsatz bei den Gerber-Läden ist gut. Hagmann: „Unsere Mitgliedsunternehmen sehen die Entwicklung ganz entspannt.“

Besucherstrom von der Königstraße reißt an der Querspange ab

Dennoch gilt der Satz von der Wursttheke beim Metzger: Es darf ein bissle mehr sein. Denn noch haben viele Kunden das Center und das ganze Viertel nicht auf ihrem Radar. Der Besucherstrom von der Königstraße bricht oft an der Querspange ab. Hinter der mäßig attraktiven Marienstraße vermuten zu wenige Passanten noch ein starkes Angebot. „Der so genannte Rundlauf hat sich nur teilweise eingestellt“, sagt Büchel.

Er meint damit eben die gewohnten Routen, die Einkäufer in der Innenstadt gehen. Daran soll ab Oktober Hannes Wolf, der neue Quartiersmanager des Gerberviertels, arbeiten. „Er soll das Viertel zukunftsorientiert positionieren“, sagt Kerstin Sänger vom gleichnamigen Fotohaus in der Tübinger Straße. Auch Globetrotter-Filialleiter Michael Büchel erwartet sich von Hannes Wolf Verbesserungen für das Gerberviertel: „Ich bin sehr gespannt auf ihn.“

Ein Thema für Wolf wird die Tübinger Straße und speziell die Verkehrsmischfläche (Shared Space) sein. „Der Shared Space hat sich nicht in seiner Tiefe durchgesetzt“, kritisiert Michael Büchel, „normalerweise müsste man dort mit dem Klappstuhl gefahrlos mitten auf der Straße sitzen können.“ Doch der Autoverkehr ließe das nicht zu. „Für den Passanten entsteht so der Eindruck, dass es sich um eine Autostraße statt eine Einkaufsstraße handelt“, mahnt Büchel. Lediglich die neu installierten Sitzmöglichkeiten hätten für etwas Entspannung bei der Parksituation geführt.

„Die Stadt findet nicht ohne den Handel statt“

Damit greift er indirekt das Lieblingsthema von Handelsverbandspräsident Horst Lenk auf. Um den stationären Handel in den Innenstädten für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen, so Lenk, „müssen Handel und Politik den Schulterschluss üben“. Sein Credo lautet daher: „Die Stadt findet nicht ohne den Handel statt.“ Eine Umfrage in 16 deutschen Städten unter 33 000 Passanten lieferte ihm dieses Ergebnis: 59 Prozent der Befragten gaben an, dass Einkaufen in der Stadt ihr wichtigstes Motiv sei. Aber sie sagten auch: Meine Einkaufstadt bekommt nur die Gesamtnote 3 minus.

Die Note mag nicht auf die ganze Stuttgarter City zutreffen. Aber zumindest für das Gerberviertel gilt die Einschätzung von Büchel: „Es ist noch Luft nach oben.“