Handel ist Wandel – auch im Milaneo. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Obwohl das Milaneo seinen Anlegern einen Ausschüttungsstopp verkündet hat und viele Mieter ins Schlingern geraten sind, bekräftigt Centermanagerin Andrea Poul: „Der Betrieb des Milaneo ist nicht gefährdet.“

Stuttgart - Schon der erste Lockdown hat bei der ECE Spuren hinterlassen: Von den 20 000 Läden in den Einkaufscentern der ECE haben Mieter von etwa 400 Läden Insolvenz angemeldet. Hinzu kam: Während der Zeit der gesetzlich verfügten Ladenschließungen in den Monaten April bis Juni war es den Mietern aufgrund des gesetzlichen Mietenmoratoriums möglich, ihre Miete zu stunden. Das führte zu Mietausfällen in Höhe von 70 Millionen Euro im ECE-Konzern.

Damit nicht genug: die Folgen der Pandemie wirken weiter. Wie aus Immobilienkreisen zu hören ist, schüttet das Einkaufszentrum Milaneo nichts an seine Anleger aus. Alle Investoren des geschlossenen Immobilienfonds sollen für 2019 auf die Auszahlung von 4,5 Prozent auf die Pflichteinlage verzichten. Begründung laut „Immobilien Zeitung“: Die Mietrückstände hätten Ende Juli etwa 7,1 Millionen Euro betragen, daher solle die Liquidität des Fonds geschont werden. Hamburg Trust hatte 2012 von der ECE und Strabag für rund 400 Millionen Euro 78 Prozent des Milaneo plus Tiefgarage übernommen. 22 Prozent behielt die Familie Otto, der die ECE gehört.

Stabile Immobilienklasse

Diese Zahlen scheinen sich in der subjektiven Betrachtung im Milaneo widerzuspiegeln. Die Frequenz hat deutlich nachgelassen, einzelne Mieter klagen unverhohlen über den Rückgang beim Umsatz. Doch Centermanagerin Andrea Poul widerspricht allen, die bereits das Totenglöcklein für die Mall am Hauptbahnhof läuten hören: „Als Fazit möchte ich noch darauf hinweisen, dass der Betrieb des Centers nicht gefährdet ist. Shoppingcenter wie das Milaneo sind eine sehr stabile und resiliente Immobilienklasse.“ Auf Details zum Ausschüttungsstopp ging sie nicht ein.

Im Detail dagegen auf die Fragen zu den Leerständen, Passanten-Frequenzen und Pandemie samt ihrer Auswirkungen. „Insgesamt sind derzeit etwas mehr als zehn Prozent der insgesamt 200 Geschäfte im Milaneo nicht vermietet“, sagt Poul und präzisiert: „Die meisten dieser Flächen waren bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie nicht belegt, da fünf Jahre nach Eröffnung des Centers eine größere Zahl an Mietverträgen turnusgemäß ausgelaufen ist und die eigentlich geplante Nachvermietung dann aufgrund von Corona vorerst nicht abgeschlossen werden konnte, weil die Händler infolge des zeitweisen Lockdowns und der Beschränkungen durch Corona gerade andere Prioritäten haben und sich die Neuvermietung von Flächen damit generell verzögert.“

20 Prozent weniger Frequenz

Zum Thema Frequenzen erklärt Poul: „Die aktuelle Besucherfrequenz lag inzwischen wieder bei mehr als 80 Prozent der üblichen Frequenz von rund 30 000 Besuchern pro Tag.“ Erst seit dieser Woche, nach Verkündung der neuen Verordnung zur Pandemiebekämpfung, sind die Frequenzen wieder gesunken. Damit berichtet die Centermanagerin vom gleichen Phänomen, das auch die Händler in der City betrifft. Der Teil-Lockdown trifft den Einzelhandel stark.

„Es gibt dennoch Positives zu berichten. Wir haben die ehemalige Intersport Fläche an Decathlon vermietet. Außerdem sind wir in den Abschlussverhandlungen mit einem namhaften Lebensmitteldiscounter. Wir führen noch weitere vielversprechende Vertragsgespräche, die zur Zeit noch andauern.“ Decathlon, Händler für Sportbekleidung und –ausrüstung, eröffnet laut Expansionsleiter Stefan Kaiser im Herbst 2021 im Milaneo. „Wir sind bereits seit vielen Jahren in Baden-Württemberg und Bayern mit unseren Filialen und Teams vertreten und möchten jetzt unsere Position weiter festigen.“ In diesem Zusammenhang spricht er von einer großen Verkaufsfläche mit 40 Mitarbeitern, die Erlebnis-Einkaufen mit Testzonen unter anderem für Rad-, Bergsport und Fitness bieten solle.