Die Ampel zeigt Rot: Vor dem Supermarkt im Stuttgarter Westen bildet sich eine lange Schlange.Foto: StZ Foto:  

Mit Einführung der Bundesnotbremse ist auch die Zahl der zugelassenen Kunden in den Lebensmittelmärkten wieder beschränkt. Mit Ampelsystem oder abgezählten Körben kontrollieren die Geschäfte den Zugang – mit Folgen.

Stuttgart - Im Einkaufszentrum Gerber bildet sich am Freitagabend immer wieder ein Stau. Die Ampel bei Aldi steht auf Rot, vor dem Edeka bremst ein Sicherheitsmitarbeiter den Kundenstrom. Durch die Ende April eingeführte Bundesnotbremse ist die Zahl der zugelassenen Kunden in Geschäften halbiert worden. Die Regel gilt bei einem Sieben-Tage-Inzidenzwert von mehr als 100, in Stuttgart ist dieser aktuell fast doppelt so hoch. Die vom Handelsverband Deutschland befürchteten Warteschlangen bilden sich prompt vor dem Feiertag am 1. Mai. Die Schlange im Gerber wächst schnell auf mehrere Dutzend Personen an. Aber die Kunden scheinen sich daran gewöhnt zu haben: Sie stellen sich geduldig hinten an und beschäftigen sich mit ihren Handys.

Positives Feedback der Kunden

„Unsere Händler berichten von positivem Feedback der Kunden“, teilt denn auch die Centermanagerin Sandra Westermann mit. Bereits an den Eingängen des Einkaufszentrums steuert ein Ampelsystem die Besucherfrequenz, um eine „Überfüllung der Mall auszuschließen“. Während Aldi ebenfalls eine Ampel installiert hat, nutzt Edeka Baisch Einkaufswagen zur Kontrolle der Kundenzahl. Zu Stoßzeiten, welche üblicherweise eher zu den frühen Abendstunden sowie an Wochenenden auftreten, würden die Geschäfte zusätzliches Sicherheits- oder Filialpersonal einsetzen, um eine korrekte Schlangenbildung zu gewährleisten, berichtet Sandra Westermann. Auch das Gerber habe seit Beginn der Pandemie die Anzahl der Sicherheitsmitarbeiter erhöht. „Auch nach den jüngsten Verschärfungen werden die Maßnahmen von den Kunden respektiert und gut angenommen.“

Die Marktbetreiber selbst sind weniger auskunftsfreudig und verweisen auf die jeweiligen Kommunikationsabteilungen ihrer Verbünde. „Aufgrund der Vielzahl an Anfragen können wir keine regionalen Aussagen zu einzelnen Märkten treffen und unseren Marktteams keine Interviews genehmigen“, teilt Thomas Bonrath von Rewe in Köln mit. Der Zugang zu den Märkten würde „entsprechend den jeweils gültigen rechtlichen und behördlichen Vorgaben“ beschränkt, schreibt er. Einlasskontrollen oder eine abgezählte Menge an Einkaufswägen oder -körben seien die üblichen Mittel. Beim Rewe am Vogelsang gehen die Mitarbeiter nach Gefühl vor: Wenn es in dem relativ kleinen Geschäft zu voll wird, stellt sich einer von ihnen an die Eingangstüre und lässt erst wieder neue Kunden hinein, wenn andere gegangen sind. Thomas Bonrath empfiehlt die Randzeiten morgens und abends für „entspannteres und kontaktreduziertes“ Einkaufen und verweist auf Online-Shopping sowie Abholstationen.

An die Regeln gewöhnt

„Im Rahmen der Vorgaben versuchen unsere selbstständigen Edeka-Kaufleute und wir immer, mit Blick auf die Situation vor Ort individuelle und pragmatische Lösungen zu finden“, teilt Florian Heitzmann von Edeka Südwest in Offenburg mit. Bei Edeka Weckert im Olga-Areal ist eine Ampel im Einsatz. Bis auf den Gehweg hinaus zog sich die Schlange am Donnerstag- und Freitagabend. „Der weitaus größte Teil unserer Kunden respektiert die Maßnahmen und hält sich vorbildlich daran“, berichtet der Edeka-Sprecher.

Für Nikolaos Tsiris bedeutete die erneute Beschränkung der Kundenzahl keine große Beschränkung: „Wir hatten es ja schon einmal“, sagt der Geschäftsführer von Naturgut, „man ist es überall gewohnt.“ Bei der Umsetzung gebe es auch überhaupt keine Probleme, die Kunden würden die Regeln annehmen – schließlich wolle niemand in einem überfüllten Supermarkt einkaufen.

Beim Edeka im Gerber dauert es auch trotz Schlange nur rund fünf Minuten, bis die Kunden im Laden sind.