Lauretta Tafili, die Filialleiterin im Riedenberger Cap-Markt Foto: Caroline Holowiecki

Der Cap-Markt in Stuttgart-Riedenberg hat seine Frischetheke abgeschafft und bietet nun Wurst und Käse in Verpackung an. Warum geht der Laden diesen Weg gegen den Trend?

Riedenberg - Durch Klimademos und Unverpackt-Läden wird der plastikfreie Einkauf in Deutschland immer mehr zum Trend. Im Cap-Supermarkt in Riedenberg gab es nun allerdings die Rolle rückwärts. Statt Käse und Wurst, die von einem Mitarbeiter frisch geschnitten und persönlich über die Theke gereicht werden, gibt es nun Lyoner und Salami, Emmentaler und Gouda fertig portioniert und foliert. Jörg Moosmann, der zuständige Fachbereichsleiter der Firma „Nintegra – Unternehmen für Integration gGmbH“, die diesen und 14 andere Cap-Standorte als Franchise-Nehmer betreibt, stellt klar, dass man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Der Markt in der Dorfmitte wurde 2014 übernommen – inklusive Frischetheke, obwohl das bei Cap unüblich sei. „Wir haben das über das ganze vergangene Jahr beobachtet“, sagt er, doch letztlich sei das Angebot von den Kunden nicht angenommen worden.

 

Gesamtrechnung an der Theke war „tiefrot“

„Wir haben mit den Abschriften so viel Geld verbrannt. Wir haben mehr weggeschmissen, als wir verkauft haben“, sagt Jörg Moosmann. Weitergeben sei bei diesen hygienekritischen Waren auch keine Option gewesen, dabei kooperiert der Cap-Markt durchaus mit der örtlichen Foodsharing-Gruppe. Er resümiert: „Die Theke war immer super voll und bot viel Auswahl, hat aber bei Weitem nicht den Absatz gebracht. Wir haben überdurchschnittlich viel vernichten müssen.“ Hinzu komme: Bedienung bedeute immer höhere Personalkosten. In der Gesamtrechnung sei der Thekenbereich daher „tiefrot gewesen“.

Allgemein steht der Cap als einziger Nahversorger im Riedenberger Ortskern nicht so gut da, wie er dastehen könnte oder sollte. Zwar gelten im Sozialunternehmen, das Schwerbehinderte beschäftigt, andere betriebswirtschaftliche Vorgaben, dennoch stellt Jörg Moosmann klar: „Er schreibt nicht Schwarz. Er hat Luft nach oben.“ Nach seiner Aussage wäre der Laden mit 30 Prozent mehr Kundschaft „stabilisiert. Das haben wir bisher nicht erreicht“. Von manchen Einwohnern würde er sich daher ein eindeutigeres Bekenntnis zum Dorfladen wünschen.

Es gibt auch Neues für den Edeka im Augustinum

Cap und Nintegra wiederum bekennen sich zu Riedenberg und werden demnächst auch das kleine Lädle im Augustinum übernehmen, das aktuell als Edeka firmiert und von Wolfgang Dieterich geführt wird; er war ehemals auch der Inhaber des heutigen Cap, hatte den Laden aber im Frühjahr 2014 im Alter von 65 abgegeben. Ab Ende Oktober soll umgebaut werden, und am 11. November soll der zweite Riedenberger Cap in der Seniorenresidenz Augustinum eröffnen. Die zwei Standorte werden dann auf dem Papier und rechnerisch zu einer – auskömmlichen – Einheit zusammengefasst, erklärt Jörg Moosmann. „Wir arbeiten Hand in Hand“, sagt er, das gelte auch in Sachen Personal.

Dass er jetzt gezwungen ist, im Markt an der Ecke Feigenweg und Schemppstraße mehr Plastik anzubieten, ist Jörg Moosmann unrecht, wie er sagt. Es sei eine Abwägung zwischen Lebensmittel wegwerfen oder Müll produzieren gewesen. „Man macht es nie richtig“, sagt er. Was Jörg Moosmann indes klarstellt: Die Brot-Verkaufstheke soll bleiben, und auch der Markt an sich sei aktuell „gesetzt. Es ist keine Debatte am Laufen, dass der Markt aufhört“.