Dieses Grundstück neben dem Plieninger Hotel Filderpost ist als Standort für die Markthalle im Gespräch. Foto: Jansen

Plieningen dürfte mit der Stadtbezirk in Stuttgart sein, in dem noch am meisten Bauern wirtschaften. Doch anders als in vielen anderen Bezirken gibt es dort keinen Gemüsemarkt. Nun kommt die Idee für eine Markthalle auf. Mal wieder.

Plieningen - Ein Markt, das sei nicht nur ein Ort, um frische regionale Waren zu erstehen, sondern auch Treffpunkt, Miteinander und Umschlagplatz für neue Rezepte, schwärmt Andrea Lindel, die Bezirksvorsteherin von Plieningen und Birkach. „Das tut jedem Ort gut“, sagt sie. Deshalb wünscht sie sich auch für Plieningen endlich wieder einen Wochenmarkt. Denn während in Degerloch, Sillenbuch und Heumaden regelmäßig Landwirte und andere Produzenten aus der Region ihre Waren feilbieten, herrscht in Plieningen auf diesem Gebiet Dürre.

Potenzial für eine Neuauflage

„Vor 20 Jahren gab es mal den Versuch, einen Markt am Mönchhof zu etablieren“, erzählt Lindel. Der sei allerdings im Sande verlaufen. Möglicherweise sei das Einkaufen auf dem Markt damals noch nicht so hip gewesen. Heute sieht sie in Plieningen durchaus Potenzial für eine Neuauflage. „Ich glaube, der Zeitgeist ist ein anderer. Die Menschen legen viel mehr Wert darauf, wo Sachen herkommen“, sagt sie.

Zwar gebe es in der Umgebung einige Hofläden, die lägen jedoch etwas außerhalb und böten zudem ein begrenztes Sortiment. Und trotz der ländlichen Lage gebe es im Plieninger Zentrum nicht einmal einen ordentlichen Gemüseladen. Der Vorteil eines Marktes ist für sie klar: „Da kann man in einem Gang alles erledigen.“ Bisherige Pläne seien gescheitert, weil kein passender Standort im Ortskern gefunden werden konnte, erklärt Lindel.

Vorhandene Flächen böten nicht genügend Platz für einen konventionellen Wochenmarkt. Vor zwei Jahren sei das Thema Wochenmarkt dann in der Bürgerbeteiligung „Rahmenplan Ortsmitte“ aufgebracht worden. Das Stadtplanungsamt wurde involviert, und es entstand die Idee, auf der Freifläche neben dem Hotel Filderpost eine Markthalle zu errichten. „Egal ob Wochenmarkt oder Markthalle, Hauptsache frisches Gemüse“, sagt Andrea Lindel. Sie ist überzeugt, dass viele Bürger dort einkaufen würden.

Keine negativen Folgen für den Handel

Auch der ortsansässige Gewerbeverein würde ein derartiges Projekt begrüßen. „Ein Markt würde frischen Wind bringen“, davon ist Folker Baur, zweiter Vorsitzender der Plieninger Leistungsgemeinschaft, überzeugt. „Und wir sind natürlich froh um jedes Gewerbe, das sich hier am Ort ansiedelt.“ Negative Auswirkungen auf den lokalen Einzelhandel befürchtet Baur nicht: „Wir denken eher, dass dieses zusätzliche Angebot neue Kunden in den Ort bringen und bestehende binden würde.“ Potenzial im Bezirk sieht auch er: Unter den rund 25 000 Einwohnern – die nähere Umgebung Plieningens einbezogen – gebe es viele Doppelverdiener. Auf der Nachfrageseite sehe er daher kein Problem.

Schwieriger könnte es jedoch werden, die örtlichen Bauern zu begeistern. „Viele sind schon auf anderen Märkten in der Region aktiv“, erklärt Baur. Da sei naturgemäß die Motivation erst mal nicht so groß, in ein neues Projekt einzusteigen. „Aber wenn sich ein Investor bereit erklären würde, dort eine Markthalle hinzubauen, dann würden sich sicherlich auch Beschicker finden.“ Ob und wann das Projekt sich jedoch umsetzen ließe, stünde noch in den Sternen. Derzeit hänge die Planung seines Wissens in der Luft, sagt Baur. Außerdem hätten andere Parteien ebenfalls Interesse an besagtem Grundstück im Zentrum.

Die Kaufkraft könnte sogar steigen

Auch die Leiterin der Wirtschaftsförderung Stuttgart, Ines Aufrecht, weist darauf hin, dass die Planung noch am Anfang sei. Bisher gebe es lediglich eine Vorabbewertung des Standortes. Aus diesem gehe hervor, dass Plieningen durch eine Markthalle eine Attraktivitätserhöhung erfahren würde, Kaufkraftabflüsse zu Lasten des lokalen Einzelhandels könnten weitestgehend verhindert werden. „Gerade in den Randbezirken könnte durch eine attraktiv gestaltete Markthalle neues Kaufkraftpotenzial generiert werden“, so Aufrecht. Zudem seien Kooperationen mit dem örtlichen Handel denkbar. Es gebe darüber hinaus bereits mögliche Betreiber. Nun müssten Gespräche zwischen Interessenten und Grundstückseigentümern stattfinden. Erst nach einer Einigung könne die Wirtschaftsförderung ihr Know-how in ein detailliertes Konzept einbringen, so Aufrecht.