Ein Bild aus alten Zeiten: So sah es am 21. September 2001 – am Tag der Eröffnung – im Stettener Cap-Markt aus. Foto:  

Susanne Tschach hat 501 Unterschriften gesammelt, um den Cap-Markt in Leinfelden-Echterdingen zu retten. Der Laden entschleunigt, sagt sie. Ein Markt, der Behinderte einstellt, ist einfach eine tolle Sache, erklärt Ulrike Wagner, eine andere Stammkundin.

Leinfelden-Echterdingen - Danke für die tolle Unterstützung. Kauft alle beim Cap-Markt ein und werdet Mitglied des Fördervereins“, sagt Susanne Tschach. Das könnten die Stettener Bürger für den einzigen Laden noch tun, den es auf der Weidacher Höhe noch gibt. Wer Mitglied ist, unterstützt mit mindestens 40 Euro pro Jahr den Förderverein. Die Kunden erhalten im Gegenzug bei einem Einkauf im Wert von mindestens 30 Euro zehn Prozent Rabatt.

501 Unterschriften hat die Frau aus Stetten an einem einzigen Tag zusammengetragen, um den Stettener Cap-Markt zu retten. Der Laden hatte vor mehr als 17 Jahren seine Pforten an der Jahnstraße geöffnet. Das Geschäft, in dem momentan sieben Menschen mit Behinderung arbeiten, schloss damals eine Lücke. Zuvor hatte dort der Discounter Lidl seine Filiale zugemacht. Nun aber steht die Zukunft des Cap-Marktes auf der Kippe. Denn der Träger, der Reha-Verein im Landkreis Esslingen, hat sich entschlossen, diesen Laden genauso wie weitere Cap-Märkte in Kirchheim und Neuhausen an eine bereits gegründete gemeinnützige GmbH zu übertragen. Für diesen Neuanfang erhofft man sich die finanzielle Unterstützung seitens der jeweiligen Kommunen. Der Gemeinderat L.-E. hat sich für eine Finanzspritze in Höhe von 150 000 Euro ausgesprochen. Kirchheim hat derweil Nein gesagt. Für diese Kommune waren 300 000 Euro im Gespräch. Dort gibt es zwei solcher Märkte. In Neuhausen steht die schlussendliche Entscheidung am 25. Juni an. Erst wenn das Votum aller Beteiligter vorliegt, kann der Träger entscheiden, ob dies für einen Neuanfang ausreicht.

Artikel war Anlass der Aktion

Die Mitarbeiterin einer Apotheke hatte in der Zeitung von der misslichen Lage gelesen. „Das war der Anlass meiner Aktion“, sagt Tschach. Gleich nach der Lektüre hat sie sich mit ihrem Mann vor den Computer gesetzt. Sie haben eine Unterschriftenliste erstellt und sich einen passenden Text ausgedacht. „Wir Stettener brauchen unseren Cap-Markt“, war dann auf den Zetteln unter anderem zu lesen.

Susanne Tschach hat die Unterschriftenlisten an einem Dienstagvormittag verteilt und nachmittags wieder eingesammelt, damit sie noch rechtzeitig zur Entscheidung dem Gemeinderat und der Verwaltung von L.-E. vorliegt. „Das Zeitfenster war sehr knapp“, sagt sie. Und: „Ich habe nicht gedacht, dass so viele Menschen mitmachen.“ Aber: „Jeder, den ich angesprochen habe, hat unterschrieben.“ Viele seien auch überrascht gewesen: „Oh, unser Cap-Markt“, lautete deren Reaktion. Sie sagt auch: „Die Mitarbeiter haben sich über die Aktion total gefreut.“

Der Laden ist auch ein Treffpunkt

Susanne Tschach hat an diesem Tag erfahren, dass der Laden für die Bewohner eines Altersheimes, aber auch für Familien eine wichtige Anlaufstelle ist. Das Geschäft sei zu Fuß oder mit dem Rad schnell zu erreichen, es liege auf dem Weg zur Kita oder zur Schule. „Der Laden entschleunigt“, sagt sie. „Dort mosert niemand, dass eine zweite Kasse aufgemacht werden muss.“ Die Mitarbeiter seien alle sehr freundlich. Der Stettener Cap-Markt sei nicht zuletzt ein sozialer Treffpunkt.

Ulrike Wagner sieht das ähnlich. Sie sagt: „Der Sportplatz, ein großer Spielplatz und die Schule liegen in unmittelbarer Nachbarschaft.“ Viele Kinder holen sich in dem Laden ein Getränk oder ein Eis. Wagner ist Mitglied im Förderverein, aber nicht weil sie zwingend von der Rabattkarte profitieren will. „Ich finde es einfach gut, den Markt zu unterstützen“, sagt sie. Dass es ein Geschäft gibt, das Menschen mit Beeinträchtigungen einstellt, sei eine tolle Sache.

Die Mitarbeiter kenne jeder im Ort, das sei eine persönliche Sache. Sie wissen, „wann es bei uns Pfannkuchen gibt und dass wir seit drei Monaten einen Hund haben“, sagt sie. Die zweifache Mutter ist mit ihren Kindern fast täglich in dem Laden vor ihrer Haustüre, kauft Biobrot und Biogemüse. Die Wohnung der Familie liegt nur eine Minute entfernt.

Der Name des Mannes steht auf der Unterschriftenliste

Über den Flurfunk hat Ulrike Wagner erfahren, dass der Markt auf der Kippe steht. Der Name ihres Mannes steht auch auf der Unterschriftenliste von Susanne Tschach. Wenn es den Cap-Markt nicht mehr gebe, müsste sie wieder mit dem Auto zum Einkaufen fahren. Dies wäre aber vor allem für die älteren Menschen, die im oberen Teil von Stetten leben, schwierig. Die Hanglage des Ortes mache es zwingend notwendig, im oberen Teil einkaufen zu können. Wagner kann verstehen, dass wer aufs Geld schauen muss, eher beim Discounter einkaufen geht. Aber: „Wenn im Cap-Markt alle nur dann etwas einkaufen, wenn sie etwas beim Discounter vergessen haben, lohnt sich dies für den Laden nicht“, sagt sie.

Nun schauen alle auf Neuhausen. Denn dort wird am Dienstag, 25. Juni in öffentlicher Gemeinderatsitzung über die Neuausrichtung des Neuhausener Cap-Marktes gesprochen. „Das ist der nächste Schritt, den es abzuwarten gilt“, sagt Susanne Tschach.