Im Herzen von Echterdingen kann möglicherweise bald doppelt so lang gratis in der Tiefgarage geparkt werden. Foto: Archiv Natalie/ Kanter

Seit 22 Jahren können Autofahrer in Echterdingen ihr Fahrzeug 30 Minuten lang kostenlos im Parkhaus Zehntscheuer abstellen. Möglicherweise gilt dieses Umsonst-Ticket bald länger.

Leinfelden-Echterdingen - Ohne die Dynamik des Einzelhandels werden die Innenstädte veröden“, ist sich Angelika Goldak, Leiterin der Stabsstelle für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing in Leinfelden-Echterdingen, sicher. Gerade in der Coronapandemie sei es wichtig, den innerstädtischen Einzelhandel und die örtlichen Dienstleister zu stärken. Eine Maßnahme dafür hat sie im jüngsten Stadtwerkausschuss vorgeschlagen: Die Brötchentaste – also das kostenlose Parken in der Tiefgarage der Zehntscheuer – soll von August an mit einer neuen Zeitspanne hinterlegt werden.

Seit 22 Jahren können Autofahrer, die in dem Parkhaus, dessen Einfahrt sich direkt neben dem Echterdinger Rathaus an der Bernhäuser Straße befindet, 30 Minuten lang umsonst parken. Dafür drücken sie eine Extrataste und legen dieses Ticket dann in ihr Fahrzeug. Für gewöhnlich reicht diese Zeitspanne aus, um sich beim Bäcker Brötchen oder ein süßes Stückchen zu holen. Künftig soll dieses Umsonst-Ticket eine Stunde lang gelten, dann kann man sich vielleicht noch die Brille neu einstellen lassen oder auch neue Schuhe kaufen. Herren brauchen beim Friseur meist auch nicht länger. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen“, sagt Goldak. Den Gewerbetreibenden solle aufgezeigt werden, dass die Stadt an sie denkt, sich solidarisch mit ihnen zeigt. Kostenlos ist diese Stunde aber nur dann, wenn der Autofahrer dann wieder in sein Fahrzeug steigt. Wer länger für seine Einkäufe braucht, muss das Parkhaus von der ersten Minuten an zahlen.

Kommt dazu noch eine App?

Die Stadtwerke werden so 54 000 Euro weniger pro Jahr einnehmen. Das Defizit wurde auf der Grundlage von Zahlen aus dem Jahr 2019 berechnet. Sie stammen also aus einer Zeit vor Corona und beziehen sich auf eine gute Auslastung der Tiefgarage. Der Fehlbetrag soll durch einen Zuschuss der Echterdinger Werbegemeinschaft und aus dem Etat der Wirtschaftsförderung, des Stadtmarketings ausgeglichen werden. Der Stadtwerkausschuss gab grünes Licht, Ende des Monats wird der Gemeinderat darüber entscheiden. Jens Zellmer (SPD) merkte an, dass wenn künftig mehr Autos in der Tiefgarage parken, manche oberirdische Stellfläche doch in Sitzgelegenheiten umfunktioniert werden könnte. Jürgen Kemmner (L.E. Bürger/DiB) gab zu bedenken, dass die Länge eines Arztbesuchs nur schwer zu planen sei. Er regte an, eine App einzurichten, mit der die Parkzeit via Smartphone nachgesteuert werden kann.

Goldak zeigt sich für die Idee offen. Eine elektronische Parkierung wäre für sie ein guter nächster Schritt; die App sei eine sehr kundenfreundliche Variante. Die aber kostet Geld – darauf machte Peter Friedrich, Chef der Stadtwerke, aufmerksam. Unklar sei, wer diese Kosten dann tragen solle – der Kunde oder die Stadt.