Die Schwäbische Tafel in der Brückenstraße platzt aus allen Nähten. Es gibt lange Besucherschlangen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im April soll in Steinhaldenfeld das neue Angebot mit günstigen Lebensmitteln für Bedürftige starten. Der Laden in der Brückenstraße in Bad Cannstatt war zu klein geworden.

Es gibt immer mehr Bedürftige. N icht erst seit dem Ukraine-Krieg wächst die Zahl der Menschen mit geringem Einkommen. Das hat auch der Cannstatter Einrichtung in der Brückenstraße zu schaffen gemacht, wie Projektleiterin Ingrid Poppe berichtet. Die Menschenschlangen vor dem Laden sind immer länger geworden. Die Verkaufsstelle in der Brückenstraße sei mit ihren 170 Quadratmetern viel zu klein und auch nicht mehr zeitgemäß. „Wir schließen das Geschäft in der Brückenstraße und eröffnen dann einen Tag später in Steinhaldenfeld“, sagt sie. Dies sei möglich, erklärt Hans-Ulrich Rabeneick, Vorsitzender der Schwäbischen Tafel, da in beiden Gebäuden die SWSG als Vermieter fungiere.

Der neue Laden ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar

Bislang gibt es in Stuttgart und der Region vier Läden, die Lebensmittel für Bedürftige anbieten, darunter seit Jahrzehnten einen in der Brückenstraße 1 in Bad Cannstatt. Zuvor war dort eine Lebensmittel-Verkaufsstelle der Caritas. Die Schwäbische Tafel ist ein überkonfessionelles Projekt, sagt Rabeneick. Für den Umzug habe vor allem die Größe gesprochen und die gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. „Damit erreichen wir auch Besucher, die per Bus aus Freiberg/Rot zu uns kommen.“

Ins Geschäft kommen Kunden, die die städtische Bonuscard besitzen, aber auch Personen, die keine Sozialleistungen beantragen. „Der Anteil dieser Menschen liegt bei 40 Prozent“, sagt Rabeneick. Sie bringen ihren Rentennachweis mit, dann bekommen sie einen Tafelausweis.

Der Mietvertrag für das Geschäft in Steinhaldenfeld ist schon unterschrieben. Der Umbau hat nach den Worten des Vorsitzenden schon begonnen. So sei auch eine behindertengerechte Toilette eingebaut worden. Die SWSG habe die Grundrenovierung übernommen, die Schwäbische Tafel muss nun Regale, Kassen und Kühlaggregate einbauen. Auch einen Raum für Mitarbeiter als Pausenraum wird es geben und Umkleidemöglichkeiten. Ziel sei es, im April das Geschäft in Steinhaldenfeld zu eröffnen. In ihm war einst eine Bäckerei Mieter.

Mehl oder Sonnenblumenöl gibt es eher selten

Im Angebot gibt es dann das, was die Tafel gespendet bekommt. Dauerlebensmittel wie Mehl, Zucker, Sonnenblumenöl beispielsweise habe die Tafel selten. „Die Tafel kann keine Vollversorgung übernehmen, denn wir wissen nie, was wir bekommen“, sagt Rabeneick. Wie Projektleiterin Ingrid Poppe erklärt, habe sich die Zahl der Menschen, die in den Tafelladen Bad Cannstatt kommen, seit März vergangenen Jahres verdoppelt, von 5000 auf 10 000 Menschen im Monat. An allen vier Standorten habe es im Sommer vergangenen Jahres rund 45 000 Kunden gegeben, derzeit seien es rund 40 000. Rund 200 bis 250 Supermärkte spenden der Schwäbischen Tafel Lebensmittel, in Bad Cannstatt werden 30 Stationen angefahren.

Hier seien die Mengen weniger geworden, weil der Einzelhandel härter kalkuliere, erläutert Poppe. In den letzten Jahren seien auch Waren direkt von Herstellern, Großhändlern, Molkereien und Bruchware von Speditionen dazugekommen und neue Produkte wie vegane, lactosefreie, glutenfreie Artikel oder Diätprodukte für Diabetiker sowie Bioprodukte.

Die Einkäufer können sich aus den Regalen nehmen, was sie brauchen und zahlen an der Kasse einen kleinen Betrag. „Lebensmittel sollen noch etwas wert sein“, sagt Poppe. Unter den Tafelkunden seien alle Generationen vertreten.

In Steinhaldenfeld biete das Geschäft etwa doppelt so viel Fläche wie in Bad Cannstatt. Es könnten dort mehr Kunden gleichzeitig in den Laden kommen.

Wie Saskia Bodemer-Stachelski, Sprecherin der SWSG erklärt, wird die SWSG in Steinhaldenfeld in dem Laden Böden, Wände und die Elektroanlagen erneuern sowie die Sanitäranlagen und die Eingangstür. Die Ladenfläche umfasst 225 Quadratmeter.

Die Schwäbische Tafel

Standorte
In Stuttgart und der Region gibt es derzeit vier Geschäfte der Schwäbischen Tafel: eins in der Hauptstätter Straße 75, noch in der Brückenstraße 1 in Bad Cannstatt, in der Plieninger Straße 2 in Möhringen und in Fellbach in der Wernerstraße 27.

Angebot und die Bedürftigen
Brot von gestern, Joghurt, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum in wenigen Tagen erreicht ist, oder nicht verkauftes Obst und Gemüse, Lebensmittel, die sonst auf dem Müll landen würden, gibt es in den Tafelläden. Nach Angaben der Schwäbischen Tafel gibt es in Stuttgart und Umgebung rund 66.000 Menschen, die am Rande des Existenzminimums leben. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Lebensmittel einzusammeln und in eigenen Tafelläden an bedürftige Menschen gegen einen kleinen Kostenbeitrag weiterzugeben.