Hat eine Lücke in der Nahversorgung hinterlassen: In der Straße Am Römerkastell gab es früher einen Penny-Markt. Foto: Maira Schmidt

Für manch einen Anwohner auf dem Hallschlag gerät der Wocheneinkauf zur Herkulesaufgabe. Grund dafür sind geschlossene Geschäfte und veränderte Busfahrpläne seit die Stadtbahnlinie U 12 fährt.

Bad Cannstatt - Ob er nun nur Butter oder Milch vergessen hat oder auch den Wocheneinkauf machen will: Wenn Wolfgang Müller seine Besorgungen erledigen möchte, muss er das gut planen. Spontan shoppen ist nicht mehr: „Ich muss mit meinem Nachbarn abstimmen, wann er mich zum Supermarkt fahren kann.“ Früher sei er, wollte er abends noch einkaufen, an der Haltestelle Mannheimer Staffel direkt vor seiner Haustür in den Bus der Linie 56 gestiegen und zum Ostendplatz gefahren oder tagsüber mit der Linie 55 nach Bad Cannstatt. Auch zu Veranstaltungen im Stadion, auf dem Wasen oder in der Hans-Martin-Schleyer-Halle sei er regelmäßig mit dem Bus gefahren.

Inzwischen sei schon die Fahrt zum Aldi an der Bottroper Straße – Luftlinie sind das keine zwei Kilometer – eine kleine Reise: „Ich muss zwei Mal umsteigen, einmal an der Haltestelle Hallschlag und dann noch einmal an der Haltestelle Am Römerkastell.“ Samstags dauere das zwei Stunden, weil der Bus nur alle 30 Minuten fahre. Für ältere Menschen sei es keine Option, zu Fuß zu gehen – dafür sei die Strecke zu weit, vor allem mit vollen Tüten. Insgesamt sei das Einkaufen nicht nur zeitintensiver, sondern auch beschwerlicher geworden: „Seit die U 12 fährt, sind die Wege für mich länger geworden.“ Die bessere Verbindung in die Stuttgarter Innenstadt ist für den 66-Jährigen nur ein kleiner Trost – muss er doch lange nicht so oft auf die Königstraße wie zum Supermarkt.

Suche nach unkonventionellen Lösungen

„Die Einkaufssituation auf dem Hallschlag ist nicht optimal“, sagt auch Andreas Böhler vom Stadtteilbüro Zukunft Hallschlag. Verschärft habe sich die Lage einerseits durch die veränderten Busfahrpläne: „Die Bewohner des Gebiets rund um die Darmstädter Straße haben keine direkte Verbindung mehr zum Hallschlag und nach Bad Cannstatt.“ Sie müssten erst mit der Stadtbahn zur Haltestelle Hallschlag fahren und dort in den Bus steigen.

Andererseits habe sich auch die generelle Einkaufslage auf dem Hallschlag verschlechtert. Durch den Abriss des Gebäudes in der Straße Am Römerkastell, in dessen Erdgeschoss ein Penny-Markt untergebracht war. Zu allem Überfluss habe auch noch ein türkischer Lebensmittelmarkt in der Gegend geschlossen. „Die Problematik ist bekannt und wurde bereits von vielen Seiten an uns herangetragen“, so Böhler. Zurzeit sei das Team der Sozialen Stadt dabei, die Bedürfnisse der Bewohner abzufragen und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen: „Denkbar wäre zum Beispiel, vorübergehend einen Einkaufsbus oder private Einkaufsdienste zu organisieren.“

Hoffnungen ruhen auf dem Stadtteilzentrum

Spätestens 2015 könnte diese Interimslösung vermutlich wieder beendet werden: Dann soll das Stadtteilzentrum im Römerkastell fertig sein, wo unter anderem auch ein Supermarkt, ein Bäcker und andere Geschäfte für den täglichen Bedarf unterkommen sollen.

Für Wolfgang Müller und andere Bewohner des Gebiets rund um die Darmstädter Straße dürfte ihr Problem auch dann nicht gelöst sein, da sie nach wie vor keine direkte Verbindung zum Hallschlag haben werden. Birte Schaper von der Stuttgarter Straßenbahnen AG gibt zu bedenken, dass Fahrplanänderungen immer auch positive Auswirkungen hätten: „Die Verbindung von Bad Cannstatt Richtung Münster sowie vom Hallschlag in die Innenstadt haben sich deutlich verbessert.“ Veränderungen bräuchten auch eine gewisse Zeit, um sich einzuspielen. Außerdem würde sich in der Gegend in den kommenden Jahren noch einiges tun: „Wenn der nächste Streckenabschnitt der U  12 fertig ist, werden sich auch die Busfahrpläne wieder ändern.“

Veränderte Busfahrpläne

Linie 55: Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) verfolgen den Grundsatz, Busse und Bahnen nicht parallel laufen zu lassen. Deshalb fährt die Linie 55 von Cannstatt aus nicht mehr zum Nordbahnhof, sondern nach Münster. Die Linie fährt nicht mehr alle zehn, sondern alle 20 Minuten und verkehrt nur montags bis freitags zwischen 6 und 20 Uhr

Linie 56: Dies hat Auswirkungen auf die Linie 56: Nur noch jeder zweite 56er fährt bis nach Münster, die anderen Fahrzeuge wenden an der Zuckerfabrik. Der Stich zum Nordbahnhof, den früher am Abend die Linie 56 für die Linie 55 mit übernommen hat, entfällt.

Linie 52: Der Fahrplan der Linie 52 hat sich nicht verändert.

Kontakt:
Um den Bedarf der Anwohner beim Thema Einkaufen noch besser einschätzen zu können, freut sich das Stadtteilbüro Zukunft Hallschlag, Düsseldorfer Straße 25, über Rückmeldungen per E-Mail an team@zukunft-hallschlag.de.