„Ich warte schon den ganzen Tag auf deinen Anruf“ ist der erste Satz, den der Vater unserer Autorin zu seiner Tochter sagt. Es folgt ein erstes herzliches Treffen in Jerusalem 2008. Foto: privat

Jahrzehnte lang wusste unsere Redakteurin Lisa Welzhofer nicht, wer ihr Vater ist. Dann machte sie sich in Israel auf die Suche. Ihre bewegende Familiengeschichte hat sie nun in einem Buch verarbeitet.

Stuttgart/Jerusalem - Der Mann hinter der Rezeption guckt mich interessiert und ein wenig prüfend an. Als Alleinreisende bin ich im Hotel des Kibbuz eine Exotin. Normalerweise übernachten hier Pilgergruppen, die auf den Spuren Jesu rund um den See Genezareth unterwegs sind – und die bei meiner Ankunft in den Sitzgruppen der Hotellobby gemeinsam zur Gitarre singen. „Sind Sie auch da, um die Orte der Bibel zu sehen?“, fragt der Rezeptionist. „Nein“, sage ich, und dann nichts mehr, denn ich will ihm nicht erklären, dass ich nicht nach einem Heiland suche, sondern nach meinem unbekannten Vater – und ein bisschen auch nach mir selbst.