Regina Küper beim Tagesausflug mit ihren Töchtern im Nanshaw Ski Village Foto: Küper

Die Stuttgarter Oberärztin Regina Küper über die Olympischen Winterspiele in Peking, die unter einer Art Käseglocke stattfinden, und darüber, was China mit der Schweiz verbindet.

Stuttgart/Peking - Für ein bis zwei Jahre ist die Stuttgarter Oberärztin Regina Küper mit ihren beiden Töchtern nach Peking gezogen, wo ihr Mann als Diplomat arbeitet. Wir halten Kontakt.

Frau Küper, sind Sie im Olympiafieber?

Erhöhte Temperatur sollte man hier im Moment vermeiden. Wer fiebersenkende Medikamente kauft, darf zum Coronatest antreten (lacht). Aber natürlich sind die Olympischen Spiele präsent. Man entdeckt zwischen dem Schmuck für das chinesische Neujahrsfest hin und wieder Sportlerfiguren aus Plastik, das Maskottchen und die olympischen Ringe. Einige Gebiete sind hermetisch abgeriegelt, in denen sich nur Offizielle bewegen dürfen. Die Behörden unternehmen alles, um einen Ausbruch vor den Spielen zu verhindern. Vor gut einer Woche wurde der erste Omikron-Fall festgestellt – und seitdem sind die Schulen zu. Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass den Menschen das chinesische Neujahrsfest Anfang Februar näher ist. Zudem ist China ja auch mit wenigen Ausnahmen noch keine ausgesprochene Wintersportnation.

Kann auch daran liegen, dass die Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Ja, das spielt sicher auch eine Rolle. Nur wenige Menschen werden das Privileg haben, sich Veranstaltungen vor Ort anzuschauen. Selbst Journalisten, die ich kenne, werden das Spektakel nur von außerhalb betrachten. Man muss hinterher drei Wochen in Quarantäne, wenn man zurück nach Peking will.

Olympia findet also in Peking statt. Und doch irgendwie auch nicht.

So ist es. Die offiziellen Olympiafahrzeuge, die Sportler und Funktionäre transportieren, sind gekennzeichnet. Diesen sollte man nicht zu nahe kommen. Um die Bubble dicht zu halten, ist es den Bewohnern selbst bei Unfällen untersagt zu helfen.

Welche Wettbewerbe würden Sie reizen?

Ganz klar Eishockey. Die Eishockeyspiele gehen hier alle in Peking über die Bühne. Snowboarden würde mich auch interessieren, aber das ist relativ weit draußen. Allerdings wird nur ausgewählten Gruppen der Zugang ermöglicht, ob unsere Diplomatenpässe uns dabei helfen, wird sich zeigen. So oder so, der Aufwand wäre aufgrund der Testanforderungen enorm.

Wir haben Sie als Radlerin kennengelernt. Auf Ihrer Facebook-Seite habe ich gesehen, dass Sie Ski fahren waren.

Das war vielleicht was! Wir wollten aus der Stadt raus, weil die letzten Tage die Luft so schlecht war. Also haben wir uns von einem Fahrer zu dem nächstgelegenen Skigebiet bringen lassen. Es ist eine Stunde entfernt, liegt aber noch im Stadtgebiet von Peking.

Hüttenzauber am Rande von Chinas Hauptstadt?

Fast. Als Vorlage hat wahrscheinlich ein Schweizer Bergdorf gedient. Man kann alles ausleihen, von den Skiern über Handschuhe bis zu den Skijacken. Die Ausrüstung war allerdings nicht so toll. Die Skier waren so schlecht präpariert, dass man auf der Steilpiste fast stehen blieb. Auch was die Preise betrifft, war die Schweiz wohl Vorbild: Wir haben für vier Stunden Skifahren mit vier Personen umgerechnet an die 300 Euro liegen lassen.

Also fast wie daheim.

Ich habe mir alles viel mickriger vorgestellt. Die Abfahrt ist so schlecht nicht, allerdings alles Kunstschnee – auch wenn es in Peking gerade geschneit hat. Aber das war eher die Ausnahme. So ein richtiges Alpenfeeling kam also nicht auf, auch weil die Luft nicht so gut war. Außerdem war die Landschaft ringsum grün. Aber solche Ausblicke ist man mittlerweile ja leider auch von den Alpen in Europa gewöhnt.