Ob Tempo 40 was bringt für die Erfüllung des Lärmaktionsplans in Esslingen, wird immer mitgeprüft. Foto: Adobe Stock

Erst 30 fahren, dann wieder auf 50 beschleunigen – oder Moment, gilt hier inzwischen auch 30? Autofahrer in Esslingen kennen das Problem. Einige Stadträte fordern eine Lösung für das Stadtgebiet – beispielsweise überall Tempo 40. Aber so einfach ist das nicht.

Das Straßennetz in Esslingen gleicht inzwischen einem Flickenteppich bestehend aus Tempo-30- und 50er-Zonen. Jüngst wurden neue Geschwindigkeitsbegrenzungen auf mehreren Hauptstraßen beschlossen. Konkret soll künftig im nördlichen Abschnitt der Hirschlandstraße, auf der Plochinger Straße zwischen der Kreuzung mit der Schorndorfer Straße und dem Ortsausgang Oberesslingen und auf der Hauptstraße in Zell östlich des Kreisverkehrs bis zum Ortsausgang Tempo 30 gelten.

 
Zukünftig soll in der Plochinger Straße Tempo 30 gelten. Foto: Ines Rudel

Verkehrslärm zwingt die Stadt zu handeln

Eine Wahl hat die Stadt bei der Einführung der Geschwindigkeitsbegrenzungen oft nicht. Sie muss dem Lärmaktionsplan folgen, der regelmäßig fortgeschrieben wird. Wird in einer Straße tagsüber durch den Verkehr 67 Dezibel der Frequenz A – dB(A) – überschritten und nachts 57 dB(A), muss die Stadt Abhilfe schaffen.

Wieso also nicht einfach präventiv und flächendeckend Tempo 40 einführen? Klingt erst mal sinnvoll, aber so einfach ist das mit einer stadtweiten Tempoänderung nicht. „Tempo 40 kann deswegen flächendeckend nicht angeordnet werden, weil es die Straßenverkehrsordnung nicht hergibt“, sagt Brigitte Länge, Leiterin des Esslinger Ordnungs- und Standesamts, auf Nachfrage. Grund sei, dass eine Abweichung von der bundesweit innerorts vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 Kilometer pro Stunde immer rechtlich begründet werden müsse. Konkret bedeutet das: Man müsste Begründungen für alle Straßen liefern, warum dort Tempo 40 notwendig ist.

Zudem hätten „alle Temporeduzierungen Auswirkungen, die vor einer Einführung sorgfältig abgewogen und geprüft werden müssen“, erklärt die Ordnungsamtsleiterin. Beispielsweise müssten die Schaltzeiten von Ampeln angepasst werden sowie die Fahrtzeiten und -pläne von Bussen.

Was nützt Tempo 40?

So viel zu den grundsätzlichen Problemen bei einem derart großen Eingriff in die Verkehrsführung. Bleibt aber noch die Frage: Würde Tempo 40 überhaupt etwas zur Erfüllung des Lärmaktionsplans bringen?

„Die Einführung von Tempo 40 wurde und wird im Zusammenhang mit der Lärmaktionsplanung jeweils mitgeprüft“, sagt Länge. Und die Antwort ist: Nein, die Reduzierung um zehn Kilometer pro Stunde sei keine geeignete Maßnahme, um den Lärmaktionsplan zu erfüllen. Grund sei, dass „eine Lärmreduktion von mindestens 2,1 dB(A) erforderlich ist, damit Maßnahmen zur Lärmreduktion als geeignet gelten.“ Alles darunter bringe keine spürbare Verbesserung für die Bevölkerung. Bei den bisherigen Untersuchungen habe nicht nachgewiesen werden können, dass Tempo 40 diese Lärmreduktion mit sich bringe.

Jede Geschwindigkeitsreduzierung macht die Straßen sicherer

Grundsätzlich würde aber jede Geschwindigkeitsreduzierung positive Auswirkungen auf die Sicherheit im Straßenverkehr mit sich bringen und dabei helfen, die Umwelt- und Lärmverschmutzung zu reduzieren. Allerdings eben nicht genug, um dem Lärmaktionsplan Genüge zu tun.