Anna Tamarkina will sich ihre Freiheit in Deutschland nicht nehmen lassen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Anna Tamarkina trägt eine silberne Kette mit einem Davidstern. Die will sie auch nicht ablegen, obwohl die Zahl der antisemitischen Übergriffe dramatisch zugenommen hat. Begegnung mit einer jungen Stuttgarterin, die sagt, sie sei froh, Jüdin zu sein.

Es war der Wunsch nach einem Leben in Freiheit und Sicherheit, der Anna Tamarkinas Eltern bewogen hat, 1998 ein neues Leben in Deutschland zu beginnen. Vor allem wollten sie das für ihre Tochter, erzählt die bei einem Hafercappuccino. Das Paar kam aus Belarus, wo seine Religion wenig gelitten war, als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Stuttgart. Wenig später wurde Anna geboren. 25 Jahre später sagt die junge Frau nach einer Selbstverortung gefragt: „Ich bin Deutsche. Ich bin Weißrussin. Ich bin Jüdin. Und ich bin Schwäbin.“ Das werde sie immer bleiben, „egal wohin ich gehe“. Vor allem aber sei sie Mensch. Selbstbewusst klingt das, aber auch ein bisschen genervt. Eigentlich definiert sie sich über ihre Leistungen. Wie die meisten in ihrer Generation ist sie bestens in der globalen und digitalen Welt vernetzt, auch weil sie neben Deutsch, Russisch und Englisch auch noch Spanisch, wenn auch nicht perfekt, spricht.