Wasser hat viele Facetten: Es sprudelt, strudelt, blubbert, spritzt - es ist lebendig. Aber Wasser kann auch unberechenbar sein und sehr gefährlich. Foto: Michael Luz

Zum Urlaub gehört Wasser - es entspannt und erfrischt zugleich. Eine Hommage an das blaue Element.

„Es lächelt der See, er ladet zum Bade“ - neben Friedrich Schiller („Wilhelm Tell“) haben viele Dichter das Wasser zum Thema gemacht - sie schreiben über unergründliche Seen, über rauschende Bäche und stürmisches Meer. Und wen wundert das? Finden wie nicht alle das Nass irgendwie faszinierend, jedenfalls solange es nicht als Regen von oben kommt.

Das gilt besonders in den Ferien. Dann geht quasi nichts ohne Wasser: Der Strandurlaub ist die bei den Deutschen beliebteste Urlaubsart. Baden im Meer, See oder Pool gehört zu den häufigsten Reiseaktivitäten. Wenn man wandert oder mit dem Rad fährt, dann gerne entlang von Flüssen und Bächen. Und auch ein Wellnessurlaub ist ohne Wasser kaum vorstellbar.

Wasser ist einfach und einfach erstaunlich
Von der Sache her ist Wasser eine chemische Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff, eine klare, geruchslose, farblose und geschmacksneutrale Flüssigkeit.Aber in der Landschaft zeigt es sich in einer schillernden Vielfalt, als Meer, als Fluss oder See, als Wasserfall oder als Eiszapfen. Wasser erscheint oft farbig, blau, grün oder grau, in Abhängigkeit vom Licht, von Schwebstoffen oder vom Untergrund. Ganz einzigartig in der Natur ist seine Fähigkeit, Lichtwellen zu reflektieren und bei ruhiger Oberfläche erstaunliche Bilder der Umgebung zu zeigen, nicht zuletzt unser eigenes Spiegelbild. Auch produziert Wasser eine ganze Reihe von Geräuschen, es gluckst und gluckert, es tropft, oder es tost.

Diese Geräusche sind Begleiterscheinungen der Bewegungen des Wassers, die sowohl visuell als auch akustisch faszinierend sind. Schließlich hat Wasser eine wichtige symbolische Funktion, es steht für Reinigung und Reinheit, gewinnt dadurch eine religiöse Bedeutung und eine Rolle als Heilmittel. All das zeigt sich in einer Reihe von Riten, die sich seit vielen Jahrhunderten in unterschiedlichen Kulturen erhalten haben. Man denke nur an die christliche Taufe.

Wasser gestaltet
In der Landschaftsplanung und Gartengestaltung spielt Wasser seit Urzeiten und bis heute eine zentrale Rolle. Entsprechende Darstellungen finden wir auf ägyptischen Grabbemalungen, chinesischen Bildern, und zu einer römischen Villa gehörte ein Teich selbstverständlich dazu. Die bezaubernde Wirkung des Wassers wird hier bewusst eingesetzt.

Wasser gehört für viele zum Urlaub
Wasser ist aber nicht nur Grundelement des Lebens, sondern auch ein zentraler Urlaubsbestandteil mit vielen Funktionen. Ferienmenschen nutzen es als Verkehrsweg (Fähre, Kreuzfahrtschiff), erkunden es in der Tiefe (etwa beim Tauchen), genießen es (Wellnessanwendungen wie Thalasso-Therapie), erfrischen sich darin, wenn es heiß ist. Wir haben Spaß beim Wellenhüpfen und Nassspritzen, wir treiben mit ihm Sport. In den Händen von Kindern wird am Strand Wasser mit Sand zu Matsch, ein Material, das man wunderbar kreativ verwenden kann. Am wichtigsten scheint aber das Schauen. Es ist schön, Wasser im Blick zu haben.

Wasser bereichert eine Landschaft
Landschaften sind anregend, wenn es „Brüche“ im Bild gibt, Grenzen. Das eine hört auf, das andere fängt an; reiz-voll also im eigentlichen Wortsinn. Man stelle sich ein großes Maisfeld vor. Nicht so spannend. Oder eine Wiese, ein Holzzaun am Rand, ein Weg schlängelt sich entlang, gesäumt von dunklen Bäumen. Netter? Nun wird der Weg durch einen Wasserlauf ersetzt. Noch netter.

Das Wasser erhöht die Lebendigkeit durch das zusätzliche Element, braucht aber auch Grenzen. Überall Wasser wäre wieder öde - unter anderem aus diesem Grund legen Kreuzfahrtschiffe größere Distanzen nachts zurück und halten an hübschen Orten tagsüber. Der Strand ist ein schönes Beispiel für eine solche Grenze, einen Bruch oder Gegensatz. Was wäre der Strand ohne Wasser?

Zugegeben, es gibt auch die Faszination des Endlosen, etwa einer Wüste. Aber auch dann sind es die „Brüche“, die die Aufmerksamkeit des Betrachters anziehen, die Düne, die vom Wind geschaffenen Strukturen, das durchziehende Kamel. So wird auch der Blick aufs Meer durch ein vorübersegelndes Schiff angenehm bereichert.

Wasser ist Leben
Mehr als andere landschaftsgestaltende Faktoren wie der Zaun oder der Weg hat Wasser Lebendigkeit. Es ist fast immer was los auf seiner Oberfläche: eine durch den Wind gekräuselte Oberfläche, Stromschnellen, Tröpfeln, Plätschern, hohe Wellen. Gischt sprüht, stetige Veränderung ist zu sehen, oft auch zu hören. Wasser nährt unsere Vorstellung von Natürlichkeit, vor allem in seiner „wilden“ Form, gezähmt im Stausee, verliert es an Reiz. Besondere „Aaahh“- und „Ooohh“-Begeisterungsausbrüche sind zum Beispiel bei Wasserfällen zu beobachten.

Wasser hat eine besondere Wirkung
Hier wird deutlich: Das Wasser macht etwas mit uns Menschen. Die Lebendigkeit hat Wirkung - anregend, aufregend oder auch beruhigend. Auch andere Reize können solche Wirkungen haben. Die besondere Aufmerksamkeit, die dem Wasser geschenkt wird, erhöht aber seine Macht.

Natürlich sind die Wirkungen nicht für alle Menschen und zu jedem Zeitpunkt die gleichen. Individuelle und situative Unterschiede formen das Verhältnis zum Wasser, ebenso kulturelle Hintergründe und gesellschaftliche Zusammenhänge. Der Mensch nutzt das Meer ja nicht nur als Ferienkulisse. Es war und ist auch Bedrohung für das Haus auf der Hallig, Transportweg für den Handel und - gerade in diesen Tagen - gefährliche Fluchtmöglichkeit aus unerträglich gewordenen Lebenssituationen. Vielleicht trägt das auch zur Faszination des Wassers im Urlaub bei: seine gleichzeitige Zweiseitigkeit als lebensspendendes, freundliches Element auf der einen Seite, als lebensfeindliches, gefährliches Element auf der anderen.

Wenn Urlauber sich also am und im Wasser erfreuen, dann steckt da eine ganze Menge dahinter, eine uralte kulturelle Tradition, die Wertschätzung eines grundlegenden Lebensbestandteils, die gewisse Sicherheit, die in der modernen Gesellschaft vor den unberechenbaren Kräften des Wassers weitgehend bewahrt, vor allem aber ein wundersames Zusammenspiel von physikalischen Eigenschaften und menschlicher Wahrnehmung. Natürlich kann man Wasser auch trinken, für Mitteleuropäer eine Selbstverständlichkeit, für viele Menschen in der Welt aber eine (zu) knappe Ressource. Deswegen sollte man behutsam damit umgehen. An seiner einmaligen Schönheit kann man sich aber bedenkenlos erfreuen.