Bernhard Arzt, Werner Leeger und Alfred Bidermann (von links) sind drei aus dem Team, das sich seit Langem für den Weihnachtsbaumverkauf engagiert. Foto: factum/Weise

Viele Helfer machen den karitativen Christbaumverkauf seit 25 Jahren möglich. Zwei von ihnen sind von Anfang an dabei. Sie fällen nicht nur die Bäume fürs Wohnzimmer.

Ditzingen - Das Wichtigste haben die Männer schon erledigt. Sie haben Hunderte Weihnachtsbäume geschlagen, auf dass sie nun auf dem Heimerdinger Bauhof neue Besitzer finden. Doch das Forstteam kann sicher sein, ihre Nordmanntannen, Blautannen und Fichten werden am Samstag, 15. Dezember, von 11 bis 16 Uhr wohl wieder reißenden Absatz finden.

Seit 25 Jahren organisieren die Männer aus dem Weihnachtswald den Christbaumverkauf, unterstützt von der Stadt. Der Jagdpächter Alfred Bidermann und Bernhard Arzt, einer von drei Waldarbeitern, sind bei der Benefizveranstaltung von Anfang an dabei. Nicht nur für sie ist es eine Erfüllung, sich für andere zu engagieren.

Alles frisch und ohne Chemie

Im Distrikt „Schlegel“ im Heimerdinger Wald lässt der Revierförster Steffen Frank Weihnachtsbäume wachsen. 200 von ihnen haben die Waldarbeiter, unter ihnen Bernhard Arzt und Werner Leeger, hier bereits gefällt und zum Abtransport bereitgelegt. Auf drei anderen Flächen kamen 400 weitere hinzu. Eines wissen die Kunden, die zum Verkauf auf dem Heimerdinger Bauhof seit Jahren kommen: „Die Bäume sind frisch, und wir verwenden keine Chemie“, versichert der Förster Frank. Das sei bei importierten Bäumen, die man überall bekomme, nicht immer so. Damit der Boden nicht zuwuchert, grasen hier den Sommer über ein paar Waldschafe. Also alles Natur.

In 25 Jahren eine sechsstellige Summe

Bernhard Arzt ist seit 40 Jahren Waldarbeiter in Ditzingen, er hat den Weihnachtbaumverkauf von Beginn an unterstützt. Es sei eine reine Privatinitiative, ihre Familien mit einbezogen. „Angefangen haben wir mit 100 Bäumen.“ Nicht nur Arzt ist stolz auf die Summe, die dabei in einem Vierteljahrhundert für karitative Zwecke zusammenkam: rund 170 000 Euro. Im Erlös stecken auch die Spenden für den Glühwein. Für den ist Alfred Bidermannseit 25 Jahren zuständig. Er sei ein echtes Heimerdinger Gewächs, sagt er lachend – wie die Bäume, von denen er gerade einen aus dem Wald trägt.

Das Glühweinrezept ist geheim

Wie er seinen Glühwein ansetzt? Bidermann lacht. „Aus Wein.“ Geht’s ein bisschen genauer? „Nö, ist mein Geheimnis.“ Nach langem Bitten verrät der Glühweinmann des Volksfests namens Weihnachtsbaumverkauf ein paar Bestandteile des Heißgetränks: Fasswein eines 84-jährigen Wengerters vom Stromberg, ein paar Orangen und Zitronen, Zimt und Nelken. „Und nie über 70 Grad erhitzen.“ Klar – bei 78 Grad verdampft der Alkohol. „Wir brauchen dieses Jahr mehr“, sagt einer aus der Runde, „es soll kalt und sonnig werden.“

Mit im Team der Helfer dabei ist auch Werner Leeger, ebenfalls hauptamtlicher Waldarbeiter im Forstrevier. Auch er kommt am Samstag zum Verkauf, ohne Stunden aufzuschreiben. Was ihn dazu antreibt? „Ich möchte in der voll kommerzialisierten Vorweihnachtszeit etwas machen, was anderen hilft.“ An welche Organisation die Spenden gehen, diskutieren die Helfer nach Vorschlägen aus ihrer Runde. „Es sind oft Projekte, über die die Allgemeinheit nicht viel weiß“, erzählt Leeger. In Stuttgart haben sie die Franziskusstube für Obdachlose ebenso schon bedacht wie das Projekt für Straßenkinder – das der „Glühweinmann“ ins Gespräch brachte. In diesem Jahr steht die „Forstwaisenhilfe Baden-Württemberg“ im Mittelpunkt. Sie unterstützt die Kinder von früh verstorbenen Förstern oder Waldarbeitern.

Geplättet vom Besuch im Hospiz

Vergangenes Jahr spendeten die Weihnachtsbaummänner aus Heimerdingen den Erlös dem Kinderhospiz Stuttgart. Vor ein paar Tagen hat Werner Leeger dort zwei Weihnachtsbäume abgeliefert. Er ist noch immer wie geplättet, als er von seinem Besuch in dem Haus am Eugensplatz erzählt. „Das war ein intensives Erlebnis. Da stellst du deine Probleme, die du für wichtig hältst, schnell hintenan.“ Kein Wunder: Im Kinderhospiz bereiten sich todkranke Kinder und ihre Familien auf den letzten Weg vor. Es herrscht Stille im Wald, als Leeger das Sterbezimmer erwähnt. Bidermann meint: „Da wirst du richtig bescheiden.“

Dann diskutieren sie aber doch noch, wie viele Kanister Wein er besorgen soll.