Mirjam Isau aus Sachsenheim wächst mit den Zeugen Jehovas auf, eine strenge Auslegung der Bibel bestimmt ihr Leben. Als sie sich in einen Nicht-Zeugen verliebt, steht sie vor einer scheinbar unmöglichen Entscheidung: Liebe oder Familie?
Mirjam Isau steht an einem grauen Junitag vor einem weißen, quaderförmigen Gebäude in Sersheim. Für die allermeisten Menschen ist das wahrscheinlich nur eine kleine Ansammlung nichtssagender Mauern aus Beton und Ziegel. Für Mirjam Isau erzählt dieser fahle Zweckbau aber eine Geschichte. Eine vom Druck, „richtig“ zu glauben und der Angst, nicht im Paradies zu landen. Es ist eine Geschichte von Dazugehören und Ausgeschlossenwerden, eine Geschichte scheinbar unmöglicher Entscheidungen zwischen der Familie und der Liebe. „Ich merke, dass ein leichtes Zittern beginnt“, sagt die 44-Jährige aus Sachsenheim. Sie hält die Hand nach oben, wie um zu überprüfen, ob ihr Körper tatsächlich noch so intensiv auf diesen Königreichsaal der Zeugen Jehovas reagiert.