Sigrid Hoffmeister sortiert ihre Blumen für den letzten Öffnungstag. Foto: factum/Granville

Viele Tausend Blumen hat sie zu schönen Sträußen gebunden, doch nun ist nach 40 Jahren Schluss. Die Floristin Sigrid Hoffmeister schließt ihren Laden in der Leonbergerstraße.

Ludwigsburg - Lange hat es gedauert, ehe Sigrid Hoffmeister einen adäquaten Mieter für ihr Ladengeschäft in der Leonbergerstraße 24 gefunden hat. Alle möglichen Interessenten hätten sich bei ihr vorgestellt, doch am Ende fiel ihre Wahl auf einen türkischen Friseur, der die Räume nun für die nächsten zehn Jahre mit Leben füllen wird. Und so kann sie ihren Laden, den sie 40 Jahre lang als Floristin geführt hat, guten Gewissens schließen, wie sie sagt. Am Samstag ist der letzte Öffnungstag, die Aufträge ihrer Firmenkunden wird sie noch zu Ende bringen und pünktlich liefern. „Mir tut es schon leid, aber nachdem mir meine Ärztin geraten hat, etwas kürzer zu treten, habe ich diese Entscheidung bewusst getroffen“, erzählt die 64-Jährige.

Ihre Mitarbeiter wollten nicht übernehmen

Eigentlich hatte sie gehofft, dass einige ihrer Mitarbeiter den traditionsreichen Laden weiterführen wollten. Immerhin waren sie allesamt seit 15 Jahren bei ihr beschäftigt. Die hätten allerdings dankend abgewinkt. „Ne, wir wollen nicht so viel arbeiten und dabei so wenig verdienen, das ist nicht unser Ding“, hätten sie gesagt und wären als Angestellte weitergezogen.

Sigrid Hoffmeister bedauert es sehr, dass die Tradition nicht fortgeführt wird, schließlich steckt in dem Haus eine lange Geschichte. Vor 97 Jahren kaufte ihr Großvater August das Gebäude und eröffnete zunächst im Nebenhaus einen Blumenladen. 1936 schließlich zog der Gärtnermeister mit all seinen Blumen um in die Nummer 24 und war dort fortan Dreh- und Angelpunkt für alle Blumenliebhaber der Stadt. „Wenn Wüstenrot um 17 Uhr Feierabend hatte, konnte man die Uhr danach stellen: Dann kamen die Mitarbeiter den Berg herunter und standen bei uns Schlange bis hinaus vor die Tür, um Blumen zu kaufen“, erzählt Sigrid Hoffmeister. Im Jahr 1958 übernahm schließlich ihr Vater Hermann den Laden und änderte das Gesicht des Geschäfts von Grund auf: Er ließ alle alten Bogenfenster herausreißen und die komplette Front erneuern. Damit sei der Laden der modernste Blumenladen in der ganzen Region gewesen, die Kunden seien von überallher gekommen, erinnert sich die Floristin.

„Gefährlich schönster Blumenladen der Stadt“

Überhaupt sei ihr Laden für viele Kunden wohl etwas Besonderes gewesen. „Mir hat mal eine Kundin gesagt, mein Laden sei der gefährlich schönste Blumenladen in der Stadt“. Von nun an müssen Blumenfreunde in andere Geschäfte ausweichen.