Die Forderung des Gaststättenverbands Dehoga nach Heizpilzen erntet viel Kritik. Foto: dpa/Daniel Karmann

Noch lassen es die Temperaturen zu draußen zu sitzen, doch ab Herbst sieht das anders aus. Deutschlands Gastronomiebranche will die Umsätze dann mit Heizstrahlern im Außenbereich retten. Das stößt auf Kritik.

Berlin - Deutschlands Gastronomiebranche will ab Herbst ihre Umsätze mit Heizstrahlern im Außenbereich retten - stößt mit der Forderung bei Umweltschützern aber auf scharfe Kritik. Heizpilze seien eine „Klimasauerei“, sagte BUND-Energieexpertin Irmela Colaço. „Und die Klimakrise macht keine Pause.“ Auch die Grünen erteilten der Forderung des Gaststättenverbands Dehoga eine Absage. Die CSU sieht in Heizpilzen dagegen einen Weg, trotz der Corona-Abstandsregeln mehr Gäste bedienen zu können.

BUND-Energieexpertin Colaço sagte der Nachrichtenagentur AFP am Freitag, ein einziger Heizpilz könne in einer Saison so viel Kohlendioxid produzieren wie ein Kleinwagen im Jahr. Eine „Heizung, die auf der Straße steht und die Luft beheizt, ist der ineffizienteste Einsatz von Energie“. Gäste von Restaurants und Kneipen, die draußen sitzen möchten, sollten sich lieber eine Decke umlegen. 

Spott erntete der Dehoga von Greenpeace. „Wenn Gastronomen fordern, die Saison durch Heizpilze auszudehnen, klingt das so, als würden die Küstenregionen verlangen, mit Tauchsiedern die Badesaison an Nord- und Ostsee zu verlängern“, sagte Greenpeace-Klimaexpertin Lisa Göldner dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstagsausgaben). Auch die Deutsche Umwelthilfe sprach sich vehement gegen den Vorschlag aus.

Markus Tressel bezeichnete Forderung als „nicht zielführend

Markus Tressel, Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion für Tourismuspolitik, bezeichnete die Forderung als „nicht zielführend“. „Man sollte nicht damit anfangen, die Einhaltung etablierter Umweltstandards quasi an die Kassenlage zu koppeln“, sagte Tressel dem RND. „Außerdem glaube ich nicht daran, dass es - selbst mit Heizpilzen - möglich sein wird, im späten Herbst und Winter signifikante Teile des Gastrogeschäftes in den Außenbereich zu verlagern.“ 

Tressel sieht vielmehr die Bundesregierung in der Pflicht, die Gastronomie stärker als bisher finanziell zu unterstützen. Das forderte auch BUND-Expertin Colaço.

Unterstützung erhielt der Dehoga hingegen von Paul Lehrieder (CSU), tourismuspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. „Anders als in geschlossenen Räumen ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Virus durch Aerosole an der frischen Luft gering“, sagte er dem RND. Angesichts der dramatischen Umsatzeinbrüche im Gastro-Bereich der vergangenen Wochen und Monate sei eine temporäre Aussetzung des Heizpilzverbots sinnvoll. „In dieser Ausnahmesituation stehen für mich das Gesundheitsinteresse der Gäste und die Existenzsicherung der Gastronomen im Vordergrund.“

FDP zeigte sich offen

Auch die FDP zeigte sich offen. „Heizpilze sind umweltpolitisch problematisch, einen verantwortlichen Einsatz in diesem Ausnahmejahr 2020 sollten wir aber zulassen“, sagte der Tourismusexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Marcel Klinge, dem „Tagesspiegel“.

Der Dehoga hatte wegen der Corona-Abstandsregeln für eine Rückkehr der Heizpilze plädiert, um auch in der kühleren Jahreszeit mehr Gäste in den Außenbereichen bewirtet werden können. Jene Kommunen, die derzeit ein Verbot von Heizpilzen haben, sollten es aussetzen, sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges dem „Tagesspiegel“ in einem am Freitag veröffentlichten Interview.

Vielerorts sind die Gas-Heizstrahler aus Klimaschutzgründen verboten. Die Strahler haben einen hohen Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxd.