Einbrecher bewegen sich auch im S-Bahn-Netz, um zu ihren Tatorten zu kommen Foto: Lichtgut/ Max Kovalenko

Wer in der Nähe von S-Bahn-Stationen wohnt, sollte sich vorsehen. In der Region Stuttgart sind Einbrecher unterwegs, die ihre Tatorte bevorzugt als unscheinbare Fahrgäste ansteuern und auf diesem Weg auch wieder verschwinden. Was weiß man über diese Banden?

Stuttgart - Entlang der S-Bahn-Linien S 2, S 3 und S 5 häufen sich seit Ende Oktober 2015 die Wohnungseinbrüche in der Region. Die Polizei bestätigt Informationen unserer Zeitung, wonach reisende Täterbanden „auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen“. Diesen Umstand, heißt es, „beziehen wir bei unseren Fahndungen mit ein“. Betroffen sind vor allem die Landkreise Ludwigsburg, Rems-Murr und Esslingen. Die Täter werden eher selten erwischt – nach Erkenntnissen der Polizei spielen bisher aber vor allem Tätergruppierungen aus Georgien eine Rolle.

Welche Strukturen hinter den osteuropäischen Banden stecken, ist unklar. Erwischte Täter schweigen beharrlich, zuletzt ein georgisches Duo, das im Kreis Ludwigsburg bei einer Fahndung gefasst wurde. In den vergangenen Monaten gab es zahlreiche Gerichtsprozesse, bei denen Strafen bis siebeneinhalb Jahre Haft ausgesprochen wurden.

Die Stuttgarter Polizei ist schon länger mit dem Phänomen konfrontiert, dass sich Straftäter im öffentlichen Nahverkehr bewegen. Dies wird auch als Verdrängungseffekt gesehen, nachdem die Polizei im Land ihre Schleierfahndung im Straßenverkehr verstärkt hat. Im vergangenen Jahr gingen allein im Raum Stuttgart 39 Verdächtige ins Netz, die von mobilen Verkehrsfahndern im alltäglichen Fahrzeugverkehr ausfindig gemacht worden waren.

Nach Jahren steigender Fallzahlen scheint sich zumindest in der Landeshauptstadt der Trend der Wohnungseinbrüche wieder umzukehren: 2015 gab es weniger Einbrüche. Auch mit der Aufklärungsquote sei man „auf einem guten Weg“, heißt es. In der Region dagegen hatten sich im Herbst steigende Zahlen abgezeichnet. Die neue Mobilität der Einbrecher im S-Bahn-Netz dürfte den Trend eher noch verstärkt haben.