Die Stuttgarter Tanzlehrerin Noor Hena ist auf der Suche nach einer Wohnung für ihre Eltern. Foto: privat

Die Suche nach einer Wohnung in Stuttgart kann nervenaufreibend sein. Noor Hena versucht ihr Glück jetzt auf einem ganz ungewöhnlichen Weg.

Stuttgart - Viel Zeit bleibt Noor Hena nicht mehr. Die 31 Jahre alte Stuttgarterin sucht verzweifelt nach einem neuen Zuhause für ihre Eltern. Deren Vermieter hat den beiden Rentnern nämlich vor Kurzem den Vertrag für ihre Wohnung im Stadtzentrum gekündigt. Bis zum Ende des Jahres muss die im Irak geborene Deutsche nun dringend eine neue Bleibe für Mama und Papa gefunden haben. Weil es bisher aber auf dem normalem Weg nicht geklappt hat, versucht sie ihr Glück jetzt auf eine ganz ungewöhnliche Weise.

„Die Wohnungssuche in Stuttgart ist alles andere als einfach“, erzählt Hena, die als Projektleiterin in Teilzeit bei einem IT-Unternehmen arbeitet und nebenbei auch noch als Tanzlehrerin ihr Geld verdient. Seit mehr als zwei Monaten durchforstet sie Zeitungen und Internetportale, rast von einer Massenbesichtigung zur anderen durch Stuttgart.

Doch der Wohnungsmarkt im Kessel ist umkämpft, günstige Unterkünfte sind rar, ein anständiges Dach über dem Kopf fast ein Luxusgut. Unter zehn Euro pro Quadratmeter gibt es kaum noch eine Mietwohnung in der Stadt. Hena selbst lebt seit sechs Jahren in Stuttgart. Im Alter von 15 Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland und wohnte dann zunächst ein paar Jahre in Reutlingen.

Ein Bärchen und 1000 Euro als Dankeschön

Nach etlichen frustrierenden Absagen über den normalen Weg der Wohnungssuche entschied sich die attraktive Tanzlehrerin dann für einen ungewöhnlichen Schritt. „Ich dachte, ich muss etwas Kreatives und Witziges machen, um eine Wohnung für meine Eltern zu finden“, erzählt sie. Gesagt, getan: Sie startete einen Aufruf auf Facebook und postete ein Bild von ihrem Teddybären – mit zwei 500-Euro-Scheinen. „Dieser knuffige Kollege und seine zwei lila Freunde suchen ein neues Zuhause - am liebsten bei dir daheim“, schrieb sie unter das herzerwärmende Bild.

Dann formuliert sie die einzige Bedingung, die sie für ihr großzügiges Angebot stellt: „Wenn Ihr jemanden kennt, einen Kontakt herstellen könnt, selbst etwas zu vermieten habt oder in einer Weise so hilfreich sein könnt, dass es zum Abschluss eines Mietvertrags aufgrund eurer Hilfe kommt, dann bekommt ihr von mir 1.000 Euro und das Bärchen als Dankeschön.“

Im Internet kommt die Aktion gut an

Da ihre Eltern bereits Rentner und gesundheitlich ein wenig eingeschränkt seien, wäre eine Wohnung im Erdgeschoss oder in einem Haus mit Aufzug gut, beschreibt Hena. Sie sucht eine 2,5 bis 3 Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad. Ein bezahlbares Dach über dem Kopf soll es sein. Bis zu 850 Euro Kaltmiete sei die Familie zu zahlen bereit. „Meine Eltern sind ein freundliches, älteres Ehepaar“, so Hena. Die beiden hätten schon immer in Stuttgart-Mitte gewohnt. „Das war praktisch, weil Ärzte zu Fuss zu erreichen waren.“

Im Internet kommt die kreative Aktion der jungen Stuttgarterin gut an. Freunde, aber auch völlig unbekannte Menschen melden sich bei Hena mit Vorschlägen. Trotz der großen Hilfsbereitschaft besteht die junge Frau darauf, den Finderlohn zu zahlen. Auch wenn es den wenigsten wohl auf das Geld ankomme – „Ich halte mein Wort“, sagt sie. Ein passendes Angebot war bislang allerdings noch nicht dabei. Dafür aber das ein oder andere Kompliment. „Ich würde die 1000 Euro gleich in ein paar Tanzstunden bei ihr investieren“, schreibt ein Nutzer. Und fügt staunend hinzu: „Was für eine Frau, schade dass ich keine Wohnung habe.“

„Die reine Not und Verzweiflung“

Für den Vorsitzenden des Stuttgarter Mietervereins Rolf Gaßmann spiegelt die Facebook-Aktion die angespannte Lage auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt wieder. „Das ist die reine Not und Verzweiflung, die manche Leute zu so etwas bringt“, sagt Gaßmann. Er prangert an, dass es in Stuttgart viel zu wenig bezahlbare Wohungen gebe. „Und die Lage wird immer schlimmer“, meint er. Wie erfolgversprechend die kreative Wohnungssuche von Noor Hena ist, vermag er nicht zu sagen. Hena selbst gibt sich aber guter Dinge, dass sie bis zum Ablauf der Frist für ihre Eltern noch eine Wohnung findet. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt sie.