Alleencharakter und gepflegte Vorgärten: Rolf Hohl lebt seit vielen Jahren im Sommerrain und kennt die Besonderheiten des Stadtteils. Foto: Annina Baur

Bad Cannstatt hat viele Gesichter. In der Serie „Ein Stück Cannstatt“ stellen wir alle 18 Stadtteile vor. Heute ist der Sommerrain dran. Einfamilienhäuser und gepflegte Vorgärten zeichnen die Gartenstadt im Nordosten des Stadtgebiets aus.

Bad Cannstatt - Der Sommerrain macht seinem Namen in doppelter Hinsicht alle Ehre: Asternweg, Begonienweg, Rosmarinweg und Sonnenblumenweg. In wohl kaum einem anderen Cannstatter Stadtteil finden sich so viele hübsche Straßennamen, die Lust auf Sommer und Ausflüge in die Natur machen. Und der Stadtteil hält, was er verspricht, findet der Sommerrainer Rolf Hohl: „Es ist ein sehr grüner Stadtteil mit schönen Häusern und gepflegten Vorgärten.“ Diesen Dorfcharakter zu erhalten, sei immer wichtiges Ziel der Anwohner gewesen: „Als in den 70er Jahren das Gebiet ,Auf der Gans‘ bebaut wurde, hat sich eine Bürgerinitiative erfolgreich gegen Hochhäuser mit bis zu 24 Stockwerken gewehrt. Die Häuser wurden dann deutlich niedriger gebaut“, erzählt Hohl, der seit mehr als 60 Jahren im Sommerrain lebt: „Mein Vater hat das allererste Haus nach dem Krieg gebaut.“

Begonnen hat die Besiedelung des Sommerrains in den 1930er Jahren, die ursprüngliche Siedlung entstand zwischen 1933 und 1935. Die Schwäbische Siedlungsgesellschaft baute zahlreiche Einfamilienhäuser, die für rund 10 000 Reichsmark erworben werden konnten. 1938 entstand die Mahlesiedlung: „Die Firma errichtete Wohnungen, die sie an ihre Mitarbeiter vermietete. Es war eine frühe Form des sozialen Wohnungsbaus“, erklärt Hohl. Erst 2001 wurden diese Wohnungen in Ein- und Zwei-Familien-Häusern verkauft.

Die Perle von Bad Cannstatt

Rolf Hohl erinnert sich gern an seine ersten Jahre im Sommerrain zurück: „Wir hatten praktisch keine Nachbarn, die Siedlung war klein und kompakt. Und doch gab es erstaunlich viele Geschäfte, von der Drogerie bis zum Metzger“, berichtet der Cannstatter. Gerade einmal eine Hand voll Geschäfte seien davon noch übrig, dafür habe der Sommerrain inzwischen ein kleines Gewerbegebiet.

Bei allen Veränderungen gebe es im Sommerrain auch viel Konstanz: „Der Zusammenhalt ist großartig, die Leute kennen und helfen sich untereinander.“ Das merke man bei einem Spaziergang durch den Stadtteil, bei dem man immer Bekannte zu einem Plausch treffe ebenso, wie wenn es um die Organisation großer Veranstaltungen gehe: „Bei der 75-Jahr-Feier im Jahr 2010 haben alle Bewohner an einem Strang gezogen“, berichtet Hohl. Nur weil sich Bürger zu Organisationsteams zusammengeschlossen hätten und alle Vereine und Institutionen zum Programm beigetragen hätten, sei das große Fest so gut gelungen. Und bei allem Dorfcharakter nicht zu vergessen sei die gute Verkehrsanbindung, die den Sommerrain zu einem begehrten Wohngebiet mache: „Man lebt im Grünen und ist doch mit S- und U-Bahn in wenigen Minuten in Bad Cannstatt und in der Stuttgarter Innenstadt“, sagt Hohl. Kein Wunder also, dass für ihn der Sommerrain „die Perle von Bad Cannstatt“ ist und bleibt.

Einwohner: 3211 Fläche: 55,8 Hektar Besonderheit: Gartenstadtcharakter