Das historische Fahrzeug hat in Oberschwaben eine neue Heimat gefunden – und jetzt auch seinen neuen Eigentümer. Foto: Benny Bechter

Der frühere Bahnhof und die alte Lokomotive davor waren lange ein unzertrennbar scheinendes Paar. Dabei war das Schienenfahrzeug in Steinheim gar nicht lang im Einsatz. Nun hat ein Verein in Oberschwaben das gute Stück gekauft und auf Vordermann gebracht.

Steinheim -

Die Stadt Steinheim hat sich von einem Stück Bahngeschichte getrennt. Seit rund 37 Jahren hat sich der Verein Öchsle in Oberschwaben um die Dampflok 99 651 bemüht. Nun ist der Kaufvertrag unterzeichnet und die Zukunft der Lok gesichert. Sie steht trocken und behütet in einem Schuppen – keine Selbstverständlichkeit. Denn obwohl der Koloss als ein „Kulturdenkmal besonderer Bedeutung“ eingestuft ist, war er in Steinheim über Jahre hinweg Wind und Wetter ausgesetzt. Rost, Beschädigungen und ein „schrottreifer Zustand“ waren die Folge.

Vor sechs Jahren hatte die Stadt Steinheim die Lok bereits in die Obhut des Museumsvereins gegeben, weil sie keinen sechsstelligen Betrag in die Erhaltung stecken wollte. „Wir hatten uns schon seit 1984 vergeblich um die Lok bemüht“, berichtet Andreas Albinger vom Verein Öchsle. Die Freude war groß, als die Leihgabe nach Oberschwaben kam. „Mittlerweile haben wir die Lok teilweise neu lackiert, einen neuen Holzboden im Führerhaus eingebaut, Glasfenster erneuert, die elektrische Anlage repariert und die Lok provisorisch rollfähig gemacht, um sie im Lokschuppen unterstellen zu können“, berichtet Albinger. Einige Tausend Euro und mehrere hundert Stunden Arbeit seien dafür aufgewendet worden.

Doch nun sind weitere Arbeiten nötig, um die vollständige Rollfähigkeit herzustellen. Und die sind teuer. „Größere Beträge wollte der Verein aber nicht in eine Leihgabe investieren“, erklärt Albinger. Deshalb stellte man erneut die Anfrage, ob die Stadt Steinheim die Lok verkauft, die die letzte erhaltene ihrer Baureihe aus dem Jahr 1918 ist und von der Stadt nach der Stilllegung für 14 000 Mark erworben wurde. In nichtöffentlicher Sitzung erging nun der Beschluss. „Wir freuen uns, die Lok jetzt in unser Eigentum übernehmen zu können“, sagt Benny Bechter, Vorsitzender des Öchsle-Vereins. In den kommenden Jahren soll nun weiter gearbeitet werden, um die Lok museumsgerecht präsentieren zu können. „Es wäre ein Traum, wenn sie eines Tages wieder fahren könnte“, schwärmt Albinger.

Das fände auch der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter großartig. Er ist froh, dass die Lok „eine Heimat gefunden hat“ – zumal sie keine große Historie in Steinheim hat. Lediglich fünf Jahre war der Stahlkoloss in Steinheim stationiert, davon war er zwei Jahre auf der Schiene unterwegs.

Darüber hinaus gibt der Bürgermeister auch noch zu bedenken: „Wenn die Lok hier geblieben wäre, hätten wir uns darum kümmern müssen, und das hätten wir weder personell noch finanziell stemmen können.“

Auch der Marbacher Wolfram Berner von der Bürgeraktion Bottwartalbahn jubiliert. Er nennt den Kauf „einen Riesenglücksgriff“ für den Verein und hält den vereinbarten Preis von 15 000 Euro für angemessen. Berner ist befreundet mit Andreas Albinger und dessen „Mann vor Ort“. Denn Berner, Archivar im Kreisarchiv in Ludwigsburg, ist es aus historischer Sicht sehr wichtig, dass „solche Werte gesichert werden“. Er kündigt an, den Öchsle-Verein zu unterstützen. „Wir forschen zur Geschichte der Lok.“ Mit seiner Hilfe wird sie eine authentische Beschriftung erhalten, die auch auf ihre Steinheimer Herkunft verweist.

Falls es Steinheimer geben sollte, die dem Stahlkoloss nachtrauern, hat Berner Trost: Mit seiner privaten Modellbahn, Maßstab 1:87 HO, hat er den Bahnhof Steinheim samt Lok nachgebaut. „Das ist gelebte Erinnerungskultur“, sagt er. Die möchte er zu gegebener Zeit im Steinheimer Bahnhofsgebäude präsentieren.