Hahn & Kolb liegt nicht im Plangebiet, die Kleingartenkolonie Fromannkaserne aber schon: Die Transformation der Weststadt folgt eigenen Gesetzen. Foto: Stadt Ludwigsburg

Die Ludwigsburger Weststadt ist ab sofort „Transformationsgebiet“: Nach Ansicht der Stadtverwaltung liegt dort die Zukunft Ludwigsburgs, darum sind jetzt Experten beauftragt worden, Konzepte für eine Umgestaltung des Stadtteils zu entwickeln. Einzelne Stadträte befürchten jedoch, die Belange der Anwohner könnten dabei unter die Räder kommen.

Ludwigsburg - Die Ludwigsburger Weststadt ist ab sofort „Transformationsgebiet“: Nach Ansicht der Stadtverwaltung liegt dort die Zukunft Ludwigsburgs, darum sind jetzt Experten beauftragt worden, Konzepte für eine Umgestaltung des Stadtteils zu entwickeln. In erster Linie soll das Gewerbe aufgewertet und die Verkehrsinfrastruktur verbessert werden. Anwohner und Immobilieneigentümer sollen in den Prozess eingebunden werden und sich vierteljährlich zu einem sogenannten Innovationsstammtisch treffen, den der Oberbürgermeister Werner Spec leitet.

Während für die Rathausspitze der Fall klar zu sein scheint, hatte Grünen-Stadträtin Christine Knoß bei der Vorstellung der Pläne im Bauausschuss grundsätzliche Fragen: „Wer ist denn die Weststadt? Sind das Firmen, die Menschen, die da arbeiten, oder die, die da wohnen?“ Immerhin lebten da 11 000 Bürger, und möglicherweise wäre der neuerliche Vorstoß ja auch geeignet, den eingeschlafenen Stadtentwicklungsprozess Weststadt wiederzubeleben.

Baubürgermeister Michael Ilk warnte vor einer „Überfrachtung“ des Themas. Vieles von dem, was geplant werde, könne auch den Bewohnern zugute kommen. Bei allem Verständnis dafür, dass die Stadt bei diesem Projekt schnell vorankommen müsse, dürfe ein ÖPNV- und Radwegekonzept nicht außer Acht gelassen werden, sagte Margit Liepins (SPD): „Und wir müssen uns bald darüber klar werden, wo die Stadtbahn verlaufen soll.“ Mobilität sei ein ganz großes Thema in der Weststadt, meinte auch Maik Stefan Braumann (CDU).

Modelle für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) würden gemeinsam mit den ansässigen Firmen entwickelt, versicherte Tobias Grossmann, der im Referat Nachhaltige Stadtentwicklung für das Weststadt-Projekt verantwortlich ist. Den Einstieg wollten die Planer über die Grönerstraße machen. Mit der Planung sollen die Städteplaner von Mess und urbane Gestalt (Köln) sowie Schneidermeyer und Lava, Professor Tobias Walliser (beide Stuttgart) beauftragt werden.

CDU und Freie Wähler hätten es lieber gesehen, wenn noch mehr Büros beauftragt worden wären. Andreas Rothacker (FW) wünschte sich einen freien Wettbewerb, woran sich alle innovativen Kräfte beteiligen könnten. Schließlich seien außergewöhnliche Ideen gefragt. Grossmann hielt dagegen: „Das Verfahren soll handhabbar sein, darum haben wir uns dafür entschieden, nur drei Büros zu beauftragen.“

Margit Liepins wunderte sich über die Grenzziehung: „Hahn & Kolb ist zum Beispiel nicht in dem Entwicklungsgebiet mit drin und auch nicht das neue Autohaus. Aber müssten die nicht mit drin sein? Ich verstehe diese Einengung nicht.“ Harald Lettrari (Reps) verwies auf eine grundsätzliche Problematik im Stadtteil: Wo Gewerbe und Wohnen nicht deutlich getrennt seien, sei es kaum möglich, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen.

Dass Wohnen und Gewerbe in der Weststadt gemischt sind, hält Grossmann für ein Pfund, mit dem man wuchern kann: „Das ist eher ein Standortvorteil.“ Der Beschränkung auf das Areal zwischen Mörike- und Schwieberdinger Straße sowie Waldäcker und Arena sei eine Schwerpunktentscheidung vorausgegangen. Was sich nicht innerhalb des abgezirkelten Bereich befinde, könne später noch leicht integriert werden.

Während Elga Burkhardt (Lubu) sagte, die Kleingartenkolonie im Waldäcker III müsse blieben, wo sie ist, meinten die Vertreter von SPD und FW, dass die Gütlesbesitzer sehr wohl bald zum Römerhügel umziehen müssten.