Seit mehr als vier Jahren ist Stephan Köperl Schöffe. Er wollte Einblick, wie in Deutschland Recht gesprochen wird. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Stephan Köperl urteilt als Schöffe am Stuttgarter Landgericht. Ein Ehrenamt, das ihn mit menschlichen Schicksalen konfrontiert und über den Sinn von Strafe nachdenken lässt.

In seinem vierten Jahr als Schöffe zimmerte Stephan Köperl eine Gefängniszelle. Sie maß zweieinhalb mal dreieinhalb Meter, war aus recyceltem Holz gefertigt und stand in einem Container bei den Stuttgarter Wagenhallen. Die Einrichtung war karg: eine schmale Pritsche, Tisch und Stuhl, Waschbecken, Wandspiegel, Eimer; eine Rolle Klopapier. In der Türangel baumelte das Prospekt eines Herstellers von Zellentüren, das den Wortschatz um Begriffe wie „Kostklappe“ erweitert. Auf einem ordentlich aufgehängten T-Shirt brüllt ein King-Kong-Verschnitt mit blutroten Augen und gefletschten Zähnen: „They wanna make a Monster out of me.“