Virtuell eintauchen ins Rote Meer im Bibelmuseum Foto: dpa

Hier wird Bibelgeschichte (be)greifbar: Das neue Bibelmuseum im Hospitalviertel knüpft an den Trend moderner Ausstellungs- und Informationskultur an. So wird der Rundgang zu einem digitalen Schlendern durch die christlich-jüdische Geschichte.

Stuttgart - Die Offenbarung kommt zuletzt. Sie liegt am Ende des Rundgangs durch die Erlebniswelt des neuen Bibelmuseums Bibliorama. So wie die Offenbarung des Johannes das gute Ende der Weltgeschichte in Aussicht stellt, so erwartet den Besucher ab 13. Mai ebenso der krönende Abschluss einer Reise durch die Orte und Erzählungen der Bibel.

Denn das neue Museum am Hospitalhof (Büchsenstraße 37) macht es spannend: Im Bibliorama wird aus Geschichte(n) ein multimediales Drama. Auf 350 Quadratmetern werden 14 biblische Personen samt Martin Luther lebendig. Der Reformator begegnet einem gar in Lebensgröße, spricht einen an und schimpft. „Hier soll der Besucher die Quintessenz der Theologie erleben“, sagt Museumskuratorin Susanne Claußen. Sie meint damit das Wichtigste, das Wesentliche der Bibel. Das soll in der Dauerausstellung greifbar werden.

Aber wie macht man in einem Museum etwas griffig und (be)greifbar? Diese Frage stellte sich Architekt Jochen Hunger. „Ein normales Museum hat eine Sammlung“, sagt er, „wir haben im Prinzip nur Text.“ Also kreierte er das Mitmachmuseum als „dreidimensionales Erlebnis“. Konkret: Im Museum gibt es interaktive Exponate wie beispielsweise eine Camera obscura oder eine Harfe, die durch Laser-Saiten erklingt. An fast jeder Station gibt es digitalen Mehrwert, sei es per iPad, Kopfhörer oder durch einen QR-Code, der die multimedialen Informationen direkt aufs eigene Smartphone lädt.

Die neueste Technik hat aber auch ihren Preis. Die Evangelische Landeskirche hat 2,9 Millionen Euro investiert. Jährlich kostet der Betrieb rund 280 000 Euro, davon sind 100 000 Euro Mietkosten. Ein Drittel des Budgets soll durch ein Sonntagsopfer bestritten werden. Ein weiterer Teil wird durch die Einnahmen eines Fördervereins und die Eintrittspreise (fünf Euro, ermäßigt drei Euro) hereinkommen. Den Rest schießt die Landeskirche dazu. Jährlich erwartet Oberkirchenrat Frank Zeeb etwa 20 000 Besucher.

Aber Geld spielt für Zeeb nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig sei, die Botschaft Christi zu verbreiten. Der ausgeglichene Etat sei zweitrangig. Ziel ist es, die Bibel als Ur-Kunde des christlichen Glaubens in zeitgemäßer Weise darzustellen. Und das ist laut Zeeb aus zwei Gründen notwendig: „Wir müssen Begegnungsflächen schaffen, da wir in der heutigen Zeit einen Traditionsabbruch und eine Bibelvergessenheit feststellen.“ Dazu wolle die Kirche ein Angebot zur Identifikationsfindung machen. Ins gleiche Horn stößt Stuttgarts Regionalbischof Ulrich Mack: „Wir sind der Überzeugung, dass eine Kenntnis der Bibel zum Allgemeinwissen der Kultur und Tradition Europas gehört.“

Daher ist es kein Zufall, dass das Bibliorama im CVJM-Haus untergebracht ist. „Wir wollen hier, wo bereits Jugendarbeit lebendig ist, auch junge Menschen ansprechen“, sagt Prälat Mack. Sie sollen in die Welt der biblischen Erzählungen eintauchen. Museumsarchitekt Hunger rechnet pro „Tauchgang“ mit rund einer Stunde. Besser seien jedoch zwei.Die Eröffnung findet am Mittwoch,13. Mai, mit einem Gottesdienst um 16 Uhr vor dem Bibelmuseum statt. Von 17 Uhr bis 19 Uhr ist das Museum dann kostenlos geöffnet. Am nächsten Tag beginnt der Regelbetrieb: Montag, Mittwoch bis Samstag 13 bis 17 Uhr, Sonntag und kirchliche Feiertage 11.30 bis 17 Uhr. Eintrittspreise: Erwachsene fünf, ermäßigt drei Euro.