Der Jugendfreizeitplatz könnte an der Konrad-Kocher-Schule entstehen. Diesen Standort hat der Gemeinderat in Betracht gezogen. Foto: factum/Granville

Die Jugendräte diskutieren über das Verfahren, wie sie an einen Freizeitplatz kommen. Dabei lernen sie viel über demokratische Gepflogenheiten.

Ditzingen - Die Tagesordnung des Ditzinger Jugendgemeinderats gab vor der Hand eigentlich nicht viel her. Vorgesehen waren Bekanntgaben und Berichte aus den Arbeitsgruppen. Und doch entwickelte sich die Sitzung am Montag nahezu zu einer Lehrstunde in Kommunalpolitik. Der Sitzungsleiter, der Oberbürgermeister Michael Makurath, erklärte, die Jugendräte hörten zu, zogen ihre Schlüsse daraus und zogen einen zuvor in der Diskussion forsch gestellten Änderungsantrag zurück.

Die Jugendlichen waren in ihrem Element. Es ging um ihr Thema, die Einrichtung eines Jugendfreizeitplatzes. Michael Makurath wollte eigentlich lediglich auf die Entscheidung des Ausschusses für Finanzen, Kultur und Soziales verweisen. Der hatte nicht nur grundsätzlich für den Standort an der Konrad-Kocher-Schule plädiert, sondern auch die Verwaltung beauftragt, eine öffentliche Bürgerinformation zu machen. Danach, so beschlossen die Stadträte, würden sie die endgültige Entscheidung für oder gegen die Einrichtung eines solchen Platzes treffen.

Jugendliche fordern zunächst externen Berater

Eine Bürgerinformation soll es also geben, das ist der Beschluss des Gemeinderats. Sie wird grundsätzlich vom Rathauschef geleitet. Robin Ziegler forderte allerdings dafür einen externen, neutralen Moderator zu engagieren. Makurath erachtete dies für unnötig. Es gehe schließlich nicht darum, aus einem Dissens einen Konsens herbeizuführen. Er vertrete die Verwaltung und habe den Auftrag, des Gemeinderats eine Bürgerinformation zu machen. „Es geht nicht darum, irgendjemand auf eine Linie einzuschwören.“ Man habe keinen Streit, den man moderieren müsste. „Mein Auftrag ist es, diesen Auftrag umzusetzen“, sagte der Oberbürgermeister, was mit einem ungewöhnlich langen Schweigen quittiert wurde. Makurath nahm dies irritiert wahr, nahm die Stimmung aber auf, fragte nach dem Grund, ehe Louis Haag erklärte, „es kommt so rüber, als ob alles beschlossen wäre“. Makurath verneinte, beließ es aber nicht dabei. „Wir sollten uns darüber verständigen, damit nichts im Raum stehen bleibt.“ Also begann er den Zweck einer Bürgerinformation zu erklären.

Jugendliche ziehen ihren Antrag zurück

Mancher Erwachsener hätte daraus lernen können, doch kaum einer war gekommen, von dem ein oder anderen Stadtrat abgesehen. Im Zuschauerraum saßen vor allem Gäste aus dem Fellbacher Jugendgemeinderat. Die Bürgerinformation, so der Oberbürgermeister, diene dazu, „das Vorhaben vorzustellen nicht mit dem Ziel, zu überzeugen, sondern Positionen abzuholen“. Man informiere, aber diskutiere das Thema an diesem Abend nicht aus, denn die Abwägung der in der Bürgerinformation vorgebrachten Argumente und damit die Grundsatzentscheidung über die Anlage eines solchen Platzes obliege letztlich dem Gemeinderat. Den Jugendlichen würde bei dieser Veranstaltung eine gewichtige Rolle zufallen, signalisierte er den Jugendräten. „Es ist eine wichtige Veranstaltung, es sollten die da sein, die den Platz wollen. Ihr solltet gut eingestellt sein und nicht nur denen das Feld überlassen, die kritisch eingestellt sind.“ Denn „dass etwas strittig ist, ist noch kein K.o.-Kriterium“. Denn auch das sei klar, die Veranstaltung diene nicht dazu, aus Freunden Feinde oder aus Feinden Freunde zu machen. Die Botschaft war angekommen, der Antrag zurückgezogen.