Ein Geschenk an Göppingen: die Skulptur des Christophorus Foto: Rudel

Nach mehr als zehnjährigem Vorlauf ist die sieben Meter hohe Skulptur des Heiligen nun an ihrem vorläufigen Platz.

Göppingen - Sieben Meter hoch ist die Skulptur, die die Münchner Künstlerin Carola Heine für den Platz zwischen dem Göppinger Klinikum Christophsbad und der dortigen Filsbrücke geschaffen hat. Sie fügt sich in die Umgebung ein, als sei sie schon immer da gewesen. Doch dieser Christophorus hat, wenn man so will, einen langen Weg hinter sich, ehe er nach Göppingen fand. Von der Idee bis zur Verwirklichung sind mehr als zehn Jahre vergangen.

Bei der Einweihung des Kunstwerks wurde daher der Initiator der Idee, Rolf Brüggemann, für seine Hartnäckigkeit entsprechend gelobt. Der Leiter des Psychiatriemuseums MuSeele im Christophsbad hat mit Unterstützung von Mitarbeitern und Patienten der Klinik sowie einem eigens gegründeten Christophorus-Verein sein Ziel beharrlich verfolgt. Dabei schien es zwischenzeitlich, als ob das Projekt mangels Geld scheitern würde.

Figur beeindruckt durch innere Stärke

Doch nun spiegelt sich die langgliedrige, im Nachmittagslicht silbern aufleuchtende Skulptur in einer tänzerischen Pose in der Glasfassade des Klinik-Haupteingangs. Das Christuskind, das der Heilige der Legende nach durch einen reißenden Fluss getragen hat, steht auf seiner linken Schulter. Er hält es fest.

Anders als bei den gängigen Christophorus-Darstellungen ist sein Rücken nicht gebeugt. Im Gegenteil. „Die Last gibt ihm Kraft“, sagte Rolf Brüggemann. Diese aus Aluminium gegossene, nach oben gereckte Figur sei ein Symbol für „die besondere Dialektik richtig verstandener Hilfestellung“. Dieser Christophorus sei zupackend und zuversichtlich und wirke dadurch „antidepressiv“.

Als ein Mensch, der bisher nicht „christophorusphil“ gewesen sei, gab sich Bernhard Wehde, der Geschäftsführer des Christophsbads zu erkennen. Doch nun sei er es. „Ich bin so begeistert“, sagte er. An der Skulptur von Carola Heine, die zu der Einweihung aus München angereist war, gefalle ihm besonders, dass sie nicht durch Muskelkraft besteche, sondern durch Haltung und innere Stärke – zwei Charaktereigenschaften, die man auch in einer Klinik brauche, um Menschen zu helfen.

Die Skulptur ist ein Geschenk des Christophorus-Vereins an die Bürger Göppingens. Im Namen der Stadt bedankte sich Karl-Heinz Rueß, der Leiter des Stadtarchivs und der Göppinger Museen, für diese Skulptur, die „allen Vorbeifahrenden und Passanten ins Auge springt“. Es sei eine beachtliche Leistung, in dieser Zeit für ein Kunstwerk einen sechsstelligen Betrag zu sammeln. Für den „wirklich bewundernswert langen Atem“ gebühre Rolf Brüggemann und allen anderen, die das Projekt ermöglicht hätten, Dank.

Großzügige Spende hilft bei Realisierung

Wie passend die Figur des Christophorus an diesem Platz ist, zeigte ein Gespräch zwischen einem früheren Patienten und der Künstlerin am Rande der Feier. Der Mann erzählte, dass er den Glauben an seine Gesundung nach einem jahrelangen Klinikaufenthalt schon verloren gehabt hätte. Da habe er Rolf Brüggemann und die Redaktion der Psychiatriezeitschrift Seelenpresse kennengelernt, die sich damals intensiv mit dem Heiligen beschäftigt hätten. Daraufhin habe auch er sich mit der Legende des Christophorus auseinandergesetzt. Er zeichnete den Heiligen in vielen Variationen – und wurde wieder gesund. „Diese Skulptur bedeutet mir sehr viel“, sagte er zu der Künstlerin und bat um ein Foto mit ihr.

Der Realisierung vorausgegangen war ein Wettbewerb, an dem sich 80 Künstler beteiligten. Eine achtköpfige Jury wählte Carola Heines Entwurf aus. Doch die Sache geriet ins Stocken, da anfangs die Spenden nur spärlich flossen. Nicht zuletzt dank einer großzügigen Spende eines Bewohners des klinikeigenen Christophsheims konnte die Skulptur nun aufgestellt werden. An ihren endgültigen Standort ein paar Meter weiter auf der Filsbrücke wird sie aber erst 2021 umziehen. Dann will die Stadt auch den östlichen Bereich des Filsufers neu gestaltet haben.