Gut unterscheidbar zeichnet Mathieu Sapin sich selbst (links) und Gérard Depardieu.Bild: Reprodukt Foto:  

Gérard Depardieu war stets ein eindrucksvoller Schauspieler. Seit einigen Jahren gilt er vielen aber als durchgeknallt. Der Comiczeichner Mathieu Sapin hat ihn begleitet und weiß mehr – wir nun auch, dank „Gérard – Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu“.

Stuttgart - Was istder Typ für ein Idiot, dachten nicht wenige Fans der Filme von Gérard Depardieu, als der französische Schauspieler 2013 die russische Staatsbürgerschaft annahm und mit Putin posierte. Der Steuerflüchtling sei auf verachtenswerte Weise durchgeknallt, befand die öffentliche Meinung damals.

In jenen Tagen gab es aber einen Beobachter im Leben von Depardieu, der die Distanz eines Fremden und den Zugang eines Freundes besaß, den Comiczeichner. Mathieu Sapin. Der war von einer TV-Produktionsfirma geheuert worden, um Depardieu auf einer Reise zu begleiten, als Fragensteller vor der Kamera und als zeichnender Chronist. Depardieu und Sapin kamen klar miteinander, die Idee einer Langzeitbeobachtung entstand, deren köstliches Produkt nun vorliegt: „Gérard – Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu“.

Gaudi und Porträt

Witzig und flott schildert Sapin sich selbst in der Tradition vieler Comic-Tagebuchschreiber als mickrigen Sonderling am Rand des Lebens, Depardieu als Urvieh mitten drin. Aber in diese Gaudi mischt sich das faszinierende Porträt eines seltsamen, einsamen Polterers, der seinen Wechsel nach Russland anders erlebt und angeht, als man ahnen wollte. „Gérard“ ist eine brillante Erzählung für Comic-Liebhaber, aber auch eine Ausnahme-Biografie für Depardieu-Interessierte: Dem Zeichenstift und Notizblock gibt der Mann Seiten preis, die er vor der Kamera verbirgt.

Mathieu Sapin: Gérard – Fünf Jahre am Rockzipfel von Depardieu.
Reprodukt, Berlin. 160 Seiten, 24 Euro.