Die Gebäude auf dem Franck-Areal stehen seit Jahren leer und bieten viel Potenzial für etwas Neues. Foto: Simon Granville

Da sich keine passenden Investoren für das Franck-Areal in Ludwigsburg finden ließen, plant die Verwaltung nun, selbst in das Gelände zu investieren. Und hat neben einem Club noch weitere Pläne.

Lange war es still um das Franck-Areal auf der Westseite des Bahnhofs in Ludwigsburg. Die Gebäude der alten Kaffeerösterei stehen seit Jahren leer und bieten Potenzial für Wohnen, Kultur und Arbeit. Nun hat die Stadt Pläne vorgestellt, wie es mit dem Leerstand weitergehen soll. Sie erklärt auch, wie sie den Umbau finanzieren möchte. Denn mögliche Investoren konnten sich bislang kaum für das Areal begeistern.

 

Gespräche mit einem möglichen Club-Betreiber laufen

Den neuen Plänen zufolge soll sich der Wunsch vieler Jugendlicher in der Stadt nach einem Club nun erfüllen. „Wir führen aktuell Gespräche mit einem möglichen Betreiber“, so die Baubürgermeisterin der Stadt Ludwigsburg, Andrea Schwarz.

Einziehen soll er in das Erdgeschoss des Gebäudes 25. Das alte Rohstoff- und Fertigungslager mit dem Rundturm liegt direkt gegenüber der Bahnschienen. Die nächsten Wohnungen seien weit genug entfernt, sodass die lauten Bässe niemanden stören würden. „Perfekte Voraussetzungen für einen Nachtclub“, sagt Schwarz.

Der neue Club soll zwei Räume haben: eine große Tanzfläche mit hohen Decken und einen weiteren für eine Bar. Betonsäulen und Metallgerüste versprechen einen Industrielook. „Diesen Charme wollen wir erhalten“, sagt Schwarz. Über das genaue Konzept könne sie noch nichts sagen. Dies werde erst verkündet, wenn die Verhandlungen mit dem Betreiber abgeschlossen sind.

Neuer Bahnhof West mit Unterführung

Für das „Magazin“, das Gebäude 28, plant die Stadt eine neue Bahnhofshalle. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude soll mit einer Unterführung die Westseite mit dem bestehenden Bahnhof auf der Ostseite der Gleise verbinden. Bis 2030 will die Deutsche Bahn die Unterführung fertigstellen. Bis dahin müsse ein Konzept für den „Bahnhof West“ stehen, sagt der Stadtplaner und Projektleiter Tobias Schwärzl.

Dann müsse möglicherweise auch das Gebäude 80 abgerissen werden, heißt es von dem Planer. Die alte Rösterei fungiert derzeit noch als Veranstaltungsraum. Hier betreibt die Firma Lautmacher eine Eventlocation. Doch das Gebäude steht im Weg und verhindert den freien Durchgang für die geplante Unterführung. Über die Pläne, das Magazin zu einer Bahnhofshalle umzubauen, soll der Gemeinderat im Juli abstimmen.

Vielfältige Nutzungskonzepte für das Franck-Areal

In den alten Produktionsgebäuden 26 und 27 kann sich die Verwaltung einen Mix aus Start-ups, Gastronomie, Gewerbe und Wohnen vorstellen. Hier könnte auch Raum für die Akademie der Künste bereitgestellt werden. Einen Neubau sieht die Stadt im Bereich Pflugfelder Straße/Franckstraße vor.

Die Saison im Hi.Francky soll am 23. Mai wieder beginnen. Am gleichen Tag findet auch das IBA´27 Festival auf dem Areal statt. Foto: avanti

Bisherige Projekte auf dem Areal sind laut Stadtverwaltung ein großer Erfolg gewesen. Die Outdoor-Bar „Hi.Francky“ war eigentlich als eine Zwischennutzung vorgesehen, soll nun aber eine dauerhafte Heimat auf dem Areal finden.

Zu großes Risiko für die Investoren

Anders als zunächst geplant muss die Stadt für ihre Pläne nun selbst Geld in die Hand nehmen. Sie befindet sich jedoch in einer finanziellen Krise. Die Haushaltskasse ist leer und das Budget für Investitionen dementsprechend gering. Die Ausgaben sollen das Haushaltsloch aber nicht weiter aufreißen. Die Pläne der Verwaltung sehen vor, die Flächen für spätere Mieter nutzbar zu machen. Dafür wolle sie den nötigen Brandschutz sowie die Wärmeversorgung sicherstellen. Hierfür sollen die zukünftigen Nutzer Fernwärme beziehen können. Ein entsprechender Ausbau des Netzes erfolgt bereits in der kommenden Woche in der Pflugfelder Straße. In dem Bereich, in dem der neue Club entstehen soll, möchte die Stadt zudem Toiletten einbauen.

Die Mieteinnahmen der neuen Nutzer sollen dann die Investitionskosten langfristig decken. Wie viel Geld in den Umbau gesteckt werden soll, müsse noch geprüft werden. Für diesen Weg entschied sich die Verwaltung, nachdem sie keinen passenden Käufer für das Areal hatte finden können. Bis zum Frühjahr hatten sich Investoren und Architekten bei der Stadt Ludwigsburg bewerben können.

„Wir haben aber nicht die Ergebnisse bekommen, die wir uns gewünscht haben“, sagt Schwarz. Denn die wenigen eingereichten Konzepte entsprachen nicht den Vorgaben der Stadt. Aufgrund hoher Baukosten sei das Gesamtareal für die Investoren nicht wirtschaftlich gewesen. Die aktuellen Pläne sehen deshalb weit weniger Neubau und dafür eine größere Nutzung der bestehenden Gebäude vor.

Franck-Areal bleibt im Besitz der Stadt

Das heißt: Das Areal bleibt vorerst im Besitz der Stadt. Doch Baubürgermeisterin Andrea Schwarz ist überzeugt: „Sobald die ersten Nutzer einziehen, wird sich das Potenzial des Geländes entfalten, und vielleicht wird das doch noch Investoren anziehen.“

Einen persönlichen Wunsch hat sie dabei: eine Rooftop-Bar auf der Dachterrasse, mit Blick über Ludwigsburg. Noch fehlt der richtige Investor. Aber, sagt Schwarz, „ich träume weiter“.

Das Franck-Areal

Die Zichorienkaffeefabrik in Ludwigsburg
Der Name Franck-Areal kommt von dem Unternehm Heinrich Franck, dessen Söhne 1869 den Firmensitz und Produktionsstandort der Firma nach Ludwigsburg verlegte. Sie produzierten Kaffee-Ersatz aus Zichorie her. Die Fabrik war seinerseits die größte Kaffeefabrik Deutschlands, so die Stadt Ludwigsburg.

Kauf des Areals
1970 wurde die Firma Teil des Nestlé Konzern und produzierte dort noch bis 2018. Zwei Jahre später kaufte die Stadt Ludwigsburg den Leerstand mit dem Ziel ein neues, urbanes Stadtquartier zu entwickeln. Ein ähnliches Projekt gibt es in Basel. Dort hat die Firma Franck ebenfalls produziert. Das Areal sei mit dem in Ludwigsburg fast identisch.