Ein kleines Schild am Baumgrab im Ostfilderfriedhof in Sillenbuch erinnert an den Schauspieler Werner Steck, den Kommissar Bienzle. Foto: ubo

Vor einem Jahr ist Dietz-Werner Steck alias Kommissar Bienzle gestorben. Ein schlichtes Schild an einer Grablinde erinnert an den beliebten Schauspieler der Schwaben. Ein Besuch auf dem Ostfilderfriedhof.

Stuttgart - Ein kleines, fast unscheinbares Metallschild ist an den wuchtigen Stamm einer Linde genagelt. Lediglich drei schnörkellose Zeilen sind zu lesen, die zu einem Schauspieler passen, der selbst in den besten Jahren seines Fernseherfolgs bescheiden geblieben ist. „Werner Steck“, so lautet die erste Zeile. „1936 – 2016“ steht darunter. Und die dritte Zeile erinnert an die Figur, die ihn unsterblich macht: „Kommissar Bienzle“.

Der Bienzle ruht mit dem Steck am Fuß eines Baumes auf dem Ostfilderfriedhof zwischen Sillenbuch und Heumaden. Sie sind eins, da sie – Asche zu Asche – in der gemeinsamen Urne 80 Zentimeter tief zwischen den Wurzeln einer Linde angekommen sind. Den Dietz, den zusätzlichen Vornamen, zu dem ihm seine Lehrerin Lilly Ackermann Ende der 1950er Jahre auf der Schauspielschule geraten hat, um unverwechselbar zu werden, braucht der Steck nicht mehr. Vor einem Jahr ist er im Alter von 80 Jahren gestorben, an Silvester 2016. Von 1992 bis 2007 war er der Bienzle im Stuttgarter „Tatort“.

Eine Rose schmückt Stecks Namensschild

„Time to Say Goodbye“ spielte einige Tage später ein Saxofonist beim letzten Geleit in jenem Friedhof, in dem sich auch das Grab des Stuttgarter Ehrenbürgers Manfred Rommel befindet. Die Trauergäste folgten dem Wunsch des bodenständigen Publikumslieblings, den die Medien „schwäbischen Colombo“ nannten - keiner trug schwarze Kleidung auf dem Friedhof. Ein zufriedenes, ja glückliches Leben hat Dietz-Werner Steck geführt. Ein Leben, das bis heute ausstrahlt. Da sollte kein dunkler Schatten am Ende bleiben, den schwarz gekleidete Menschen werfen. Ein Jahr nach seinem Tod strahlt die Sonne aufs Bienzles Baum, als freue sich der Himmel über ihn da oben.

Eine Rose schmückt Stecks Namensschild. Mehrere Verstorbene müssen sich die Wurzeln der Linde teilen. Bestattet mitten in der Natur – dies wünschen sich immer mehr Menschen.

Vor einem Jahr hatten die beiden Stuttgarter Tageszeitungen – anders als das Boulevardblatt – die Bitte der Witwe Hanna Steck respektiert und keinen Fotografen zur Trauerfeier am Baumgrab geschickt. Deshalb schaut der Journalist erst ein Jahr später bei dem Schauspieler vorbei, den er gut gekannt hat. Sein besonderer Humor, seine Gelassenheit und sein Stolz auf das Schwäbische gefielen mir immer sehr.

Die beiden verband eine große Liebe

Hanna Steck hielt an Silvester 2016 in einem Pflegeheim die Hand des geliebten Partners bis zum letzten Atemzug. Die beiden verband eine große Liebe, die man auch nach vielen Jahren spürte. Zwei Seelenverwandte hatten viel Glück und gemeinsam schöne Dinge erlebt. Solche Erinnerungen können stark machen. Sie lassen einen besser ertragen, was man am Ende durchleiden muss. Denn alles hat einen Anfang. Und alles hat ein Ende.

„Gestatten: Bienzle, Pensionär“, so heißt das letzte Buch von Felix Huby
über seinen Fernsehkommissar, das erschienen ist, als Steck schwer krank war. Die mit 94 Jahren verstorbene Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing
, so lässt Huby darin seinen Bienzle sagen, hat das hohe Alter beeindruckend beschrieben: „Das Schlimmste ist, dass die Kräfte nachlassen, ohne dass man etwas ändern kann. Das Schöne ist, dass man langsam davonschwebt und der Welt mehr und mehr zusieht wie einer großen Komödie.“

Danke, Werner Steck!

Sein Bienzle und der Steck sind davongeschwebt. Die Welt, die sie verlassen haben, ist leider nicht immer so lustig wie in einer Komödie. Zeitlebens haben der Schauspieler und seine Figur nicht abgehoben. Das kleine Metallschild an der Friedhofslinde bei Sillenbuch erinnert daran. Ein Baum, fest mit der Erde verbunden, gesund gewachsen wie diese Linde, strahlt ewiges Leben aus. Danke Werner Steck, Sie sind nicht vergessen!