Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, dringt darauf, dass möglichst viele Patienten sich auf einen Arzt als ersten Ansprechpartner festlegen. Recht hat. Aber es muss sich auch lohnen, kommentiert Tobias Peter.
In der Ökonomie spricht man oft von einem Trittbrettfahrerproblem. Das ist unter anderem dann gegeben, wenn alle vom sparsamen Verhalten eines jeden Einzelnen profitieren können – aber sich eben nicht alle entsprechend solidarisch verhalten.
Im Gesundheitssystem bedeutet das: Im System könnten hohe Kosten gespart werden, wenn überflüssige Arztbesuche ausbleiben. Das gilt insbesondere dann, wenn es um teure Facharztbesuche geht. Der Einzelne kann aber zum Arzt gehen, wie er will – und hoffen, dass andere schonender mit den Leistungen der Krankenversicherung umgehen.
Die Lotsen-Funktion
Ein möglicher Weg zu einem effizienteren Umgang mit den Ressourcen ist es, wenn Menschen als erste Anlaufstelle immer denselben Arzt aufsuchen. Dieser soll sie dann weiterlotsen. So schlägt es der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, vor. Der betreffende Arzt werde, so führt er aus, in vielen Fällen der Hausarzt sein. Es könne aber, so sagt er weiter, auch ein Facharzt sein – bei Frauen zum Beispiel die Gynäkologin oder bei chronisch Kranken ein Arzt der betreffenden Fachrichtung.
Gassen hat Recht: Wenn sich möglichst viele Menschen darauf einließen, trüge das zu mehr Wirtschaftlichkeit bei. Es gibt solche Angebote über Hausarztmodelle auch schon. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung will aber mehr davon. Vor allem macht er – mit großem Recht – einen entscheidenden Punkt aus: Da die teilnehmenden Patienten auf die freie Arztwahl verzichten sollen, brauchen sie einen echten Anreiz.
Patientinnen und Patienten, die mithelfen, dass im System Geld gespart wird, müssen einen Bonus bekommen: einen möglichst hohen Beitragsrabatt. Es ist gut, wenn Menschen sich von sich aus solidarisch verhalten. Am wirkungsvollsten ist es aber, wenn das Verhalten, das für die Gemeinschaft am besten ist, sich auch für den Einzelnen auszahlt.