Bereits im Juli 2014 sind der Auftraggeber und der Schütze des Mordversuchs an einem 45-Jährigen in einem Maisfeld bei Schlierbach zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Jetzt muss sich auch die 23-jährige Schwester des Schützen vor dem Landgericht Ulm verantworten. Foto: STZ

Das Landgericht Ulm kümmert sich in dem Eifersuchtsdrama von Schlierbach aus dem Jahr 2013 um die Frage: welche Rolle hat die 23-jährige Schwester des Schützen gespielt, der beauftragt worden war zu morden?

Schlierbach - Der Mordversuch an einem 45-jährigen Mann am 21. August 2013 auf einem Feldweg bei Schlierbach (Kreis Göppingen) ist eigentlich längst aufgeklärt. Doch seit Montag prozessiert das Landgericht Ulm gegen eine fünfte Person, die an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein soll: die inzwischen 23 Jahre alte Schwester des Pistolenschützen, der im Maisfeld abgedrückt hatte.

Die Angeklagte soll entstempelte Kennzeichen besorgt haben

Laut der Anklage hat die Frau den Tätern damals ihren zu dieser Zeit abgemeldeten Kleinwagen zur Ausführung der Bluttat zur Verfügung gestellt. Sie soll in einer Kfz-Werkstatt außerdem unter einem Vorwand entstempelte Kennzeichen besorgt haben. Einer der verurteilten Haupttäter, damals der Juniorchef eines Reiterhofs in Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen) soll sich nach dem Anschlag in der Wohnung der damals 20-Jährigen geduscht und umgezogen, außerdem sein Handy und die Kleidung vom Tatort mit der Aufforderung zurückgelassen haben, alles zu vernichten.

Probefahrt oder Anschlagstour?

Nichts von den Vorwürfen sei wahr, machte die Angeklagte am Montag geltend. Den Reiterhof-Juniorchef, zu dessen Familie es weitläufige verwandtschaftliche Beziehungen gebe, habe sie zehn Wochen vor der Bluttat erstmals seit Jahren besucht, sagte sie aus. Sie habe danach zwei ihrer Ponys im Hof untergestellt, etwas später dann ein Araber-Pferd. Eine sexuelle Beziehung mit gegenseitigen Wohnungsbesuchen habe sich entwickelt. Ihr Auto will die Frau dem Mann am Tattag gegeben haben, weil dieser überlegt habe, es zu kaufen und eine Probefahrt damit machen wollte. Von dem Mordplan habe sie nichts gewusst, geschweige denn, den Kontakt zu ihrem Bruder, dem späteren Schützen, hergestellt.

Der Richter hat Zweifel an der Naivität

Der Richter Gugenhan machte im Lauf der Vernehmung deutlich, dass er Zweifel an so viel Naivität habe. Das Beschaffen entstempelter Kennzeichen und deren Montage am Auto sei allein schon eine Straftat, sagte er. Auch die Behauptung, dass ihr Bekannter das Auto alleine zu der angeblichen Probefahrt abgeholt habe, wurde eingehend hinterfragt. Denn laut der polizeilichen Telefondatenauswertung schrieb die Frau dem Mann gegen Mittag, als der Mordplan angelaufen war, per Whatsapp: „Stellt ihr den nachher bei mir auf dem Parkplatz ab?“ Woher der Plural komme, fragte das Gericht, wo sie doch angeblich gedacht habe, dass nur ihr Liebhaber im Auto gesessen habe? Da habe sie sich wohl vertippt, sagte die Angeklagte. Was sie denn für das Einstellen ihrer Pferde bezahlt habe, lautete eine weitere Frage, auf die die Frau keine Antwort hatte. Sie könne sich nicht mehr genau erinnern, sagte sie.

Lange Haftstrafen für Auftraggeber und Schütze

Im Juli des vergangenen Jahres hat das Ulmer Landgericht den Reiterhof-Juniorchef zu 13 Jahren und den Pistolenschützen zu zehn Jahren Haft verurteilt. Zwei weitere Männer mussten wegen Beihilfe für vier und viereinhalb Jahre ins Gefängnis. Die Gruppe hatte einen 45-jährigen Mann auf einem Feldweg bei Schlierbach niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Dieser stellte sich tot und konnte später mit seinem Handy Hilfe rufen. Das Motiv des Reiterhof-Juniorchefs, der die anderen zu der Tat angestiftet hatte, war nach der Überzeugung des Gerichts Eifersucht gewesen. Denn das 45-jährige Opfer war mit seiner Ex-Freundin zusammen. Den Helfern hatte er je 1000 Euro Mordlohn versprochen.

Die jetzt Angeklagte ist spät in den Fokus der Ermittler geraten – das Verfahren gegen sie wurde abgetrennt. Der Prozess ist bis zum Jahresende terminiert.