Weil die Geflügelpest umgeht, werden vielerorts die Eier knapp. Erzeuger im Kreis Esslingen betrifft das allerdings nicht. Einige Betriebe profitieren sogar von der Situation.
Ob im Garten versteckt oder als bunt bemalte Dekoration auf dem Esstisch: zu Ostern haben Eier Hochkonjunktur. Gut einen Monat vor dem Fest grassiert vielerorts jedoch die Seuche. In den USA werden Eier derzeit aufgrund der Vogelgrippe gar rationiert, der Preis liegt teilweise bei einem Euro pro Stück. Eine solche Zuspitzung scheint in Deutschland zwar nicht zu drohen. Doch nach dem Ausbruch der Geflügelpest in nördlichen Bundesländern werden auch hierzulande in einigen Supermärkten die Eier knapp.
Regionale Erzeuger im Kreis Esslingen sind davon allerdings nicht betroffen. Hier seien „die Betriebe mit Legehennenhaltung für das Ostergeschäft gut gerüstet“, teilt das Esslinger Landwirtschaftsamt mit. Weiter heißt es: „Im regionalen Markt wird sich kein nennenswerter Engpass abzeichnen.“
Eier-Nachfrage bei Betrieb im Kreis Esslingen steigt
Einige Betriebe können sogar von der Situation profitieren. „Die Nachfrage nach unseren Eier ist derzeit höher“, sagt Markus Eberhardt, der Betriebsleiter des Deizisauer Berghofs. Wenn Supermärkte ihren Bedarf nicht über ihre zentralen Großversorger decken könnten, würden sie sich verstärkt beim Berghof melden. Eberhardt sagt: „Bei uns sind alle Ställe voll belegt, die Hühner sind gesund. Wir können unsere Kunden so beliefern, wie sie es brauchen.“
Rund 2000 Legehennen leben auf dem Berghof in Freilandhaltung. Hinzu kommen weitere 5000 Hühner in Bodenhaltung. Pro Tier kalkuliert Eberhardt mit etwa einem Ei am Tag oder alle zwei Tage. Dass die Nachfrage momentan hoch ist, habe nicht nur mit den andernorts umgehenden Krankheiten zu tun. Denn grundsätzlich gebe es in der kälteren Jahreszeit mehr Bedarf. „Da wird häufiger gebacken“, nennt Eberhardt den Grund. Zu Ostern kämen dann noch bunte Eier und Vespereier hinzu.
Hühner legen später Eier
Dementsprechend plant der Berghof so, dass die tierische Produktion in dieser Jahresphase auf Hochtouren läuft. Denn das braucht eine gewisse Vorbereitungszeit. Wenn Hühner durchgehend Eier legen, halten sie das laut Eberhardt normalerweise nicht länger als 1,5 Jahre lang durch. Deshalb müssen regelmäßig neue Tiere her. Die bezieht der Berghof bei spezialisierten Aufzüchtern.
Früher seien die Hennen bereits in legefähigem Zustand ausgeliefert worden, sagt Eberhardt. Das sei bei den alternativen Haltungsformen – Boden, Freiland, Bio – aber nicht mehr möglich. „Die Hühner müssen sich nun erst an die Stallanlage gewöhnen.“ Außerdem beziehe er inzwischen jüngere Tiere. Die beginnen erst nach zwei bis drei Wochen, Eier zu legen.
Berghof Deizisau tauscht Hühner im Sommer
Deshalb nehmen Markus Eberhardt und seine Mitarbeitenden die sogenannte Ausstallung in den Sommerferien vor, wenn die Nachfrage relativ niedrig ist. Dabei werden die nicht mehr legefähigen Hühner zur Schlachtung gegeben, und neue Tiere nehmen ihren Platz ein. Danach herrscht auf dem Berghof eine Weile Leerlauf. Wenn alles nach Plan läuft, sind die neuen Hühner zu Ostern „voll in Legeleistung“, wie es Eberhardt ausdrückt.
Solange keine Seuche oder etwas anderes Unvorhergesehenes dazwischen kommt, könne der Berghof so die höhere Nachfrage decken. Auf die Schnelle mehr Hühner anzuschaffen, sei allerdings nicht möglich. „Neue Tiere muss man ein halbes Jahr vorher bestellen“, sagt Eberhardt. „Die werden gezielt auf den Verkauf gebrütet.“ Bei spontanen Engpässen in die Bresche zu springen, sei also nur begrenzt möglich.
Auf dem Schurwald werden Eier über Ostern knapp
Für den Biolandhof Wilhelm in Baltmannsweiler gilt das erst Recht. „Wir sind ein kleiner Fisch“, sagt Landwirtin Annette Wilhelm, die hier für die Eier zuständig ist. Mit 220 Hühnern hat der Betrieb auf dem Schurwald weniger Kapazitäten. Zwar tausche auch der Biolandhof seine Hühner im Sommer aus, um sich auf den Winter und das Frühjahr vorzubereiten. Dennoch sagt Wilhelm: „Über Ostern werden die Eier bei uns immer knapp.“ Zu hoch sei die Nachfrage in dieser Zeit.
Der Biolandhof verkauft seine Eier auf dem Hofgelände per Selbstbedienung. Wer dort einmal keine Eier vorfinde, müsse abends wieder kommen, sagt Wilhelm. Dann werde aufgefüllt. Über Ostern seien die Bestände aber auch danach schnell wieder leer. Deshalb rät Wilhelm den Kundinnen und Kunden, ebenfalls rechtzeitig zu planen. Sie sagt: „Wer bei uns vorbestellt hat, bekommt zu Ostern auf jeden Fall Eier.“
Korrekturhinweis:
In diesem Artikel stand ursprünglich fälschlicherweise, die Hühner auf dem Berghof Deizisau legten sieben Eier am Tag. Richtig ist, dass die Tiere dort laut Betriebsleiter Markus Eberhardt zwischen einem Ei am Tag und einem Ei alle zwei Tage legen.
Südwesten ist von anderen Erzeugern abhängig
Preise
Nach Angaben des Datenportals Statista sind die Eierpreise von Anfang 2020 bis Anfang 2025 um 40,2 Prozent gestiegen. Außerdem waren die Verbraucherpreise im Januar 2025 leicht höher als im Vormonat.
Land
Der Selbstversorgungsgrad bei Eiern liegt dem Landesbauernverband (LBV) zufolge in Baden-Württemberg lediglich bei 27 Prozent. Deshalb wirken sich Ereignisse wie die Geflügelpest in Norddeutschland auch hier auf die Versorgungslage aus. Nach Meinung des LBV ist zu befürchten, dass sich die Situation bis Ostern nicht entspannen wird. Eier werde es trotz der Engpässe jedoch immer im Regal geben, heißt es auf der Webseite des Verbandes.