Melanie Armbruster von der Eichhörnchenhilfe Stuttgart versorgt viele Jungtiere, die in Not geraten sind. Foto: Melanie Armbruster

Mit großem Einsatz kümmert sich Melanie Armbruster um Eichhörnchen in Not. Aktuell ist die ehrenamtliche Mitarbeiterin der Eichhörnchenhilfe Stuttgart besonders ausgelastet. Denn viele Tiere brauchen Unterstützung.

Stuttgart - Biene und Maja haben gerade noch einmal Glück gehabt. An der Nase und dem Oberschenkel blutend kamen die beiden Eichhörnchenbabys bei Melanie Armbruster an. Als sie die Auffangstation erreichten, waren sie noch so jung, dass sie noch nicht ihre Augen öffnen konnten. Die Polizei hatte die kleinen Nagetiere im Kräherwald gerettet, nachdem sie von einer Krähe aus dem Nest gezogen worden waren. Wenn Eichhörnchen wie Biene und Maja in Not geraten, ist Melanie Armbruster zur Stelle: Sie prüft, was den kleinen Nagetieren fehlt und kümmert sich um sie.

Denn die 39-Jährige arbeitet mit einigen anderen aus der Region ehrenamtlich für die Eichhörnchenhilfe Stuttgart. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss privater Auffangstationen aus dem Raum Stuttgart, Karlsruhe, Ludwigsburg, Esslingen, Waiblingen, Pforzheim und Heilbronn. Im vergangenen Jahr wurde dort laut Armbruster zwischen 300 und 400 Nagetieren geholfen. Ziel sei es, die Tiere zu versorgen und auszuwildern.

Die Eichhörnchenhilfe hat aktuell alle Hände voll zu tun

Biene und Maja geht es mittlerweile gut, wie Melanie Armbruster erzählt. Nach einem Besuch bei einer Tierärztin befinden sie sich jetzt in einer anderen Auffangstation. Aber auch viele andere Eichhörnchen brauchen momentan die Hilfe der 39-Jährigen, deutlich mehr als im Jahr zuvor. „Letztes Jahr habe ich zu dieser Zeit fünf Eichhörnchen zur Erstversorgung betreut“, schildert sie. Dieses Jahr seien es bereits 25 Tiere gewesen. Auch die anderen Helfer haben gerade viel zu tun. „Die Stationen sind voll, wir haben keinen Platz mehr“, erzählt Armbruster.

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Verantwortlich dafür ist laut der 39-Jährigen das milde Wetter in der Weihnachtszeit im vergangen Jahr. „Das hat das Gefühl der Eichhörnchen verschoben“, erklärt sie. „Sie haben früher angefangen, ihre Kobel auszubauen und sich zu paaren.“ Deshalb sei der Nachwuchs auch schon früher geboren worden, sodass es momentan mehr Jungtiere als normalerweise gebe. Und diese brauchen oft Hilfe. Beispielsweise stürzen laut Armbruster viele Eichhörnchen beim ersten Ausflug mit der Mutter ab. „Wenn sie dann den Anschluss verpassen und die Mutter das Tier nicht tragen kann, lässt sie es zurück“, schildert sie. Auch das teils stürmische Wetter in den vergangenen Wochen hat einige Eichhörnchen aus ihrem Nest geweht.

Rund um die Uhr werden die Nagetiere versorgt

Dazu kommt, dass aktuell viele Bäume gefällt werden, wie die 39-Jährige erzählt. Um nistende Tiere wie Eichhörnchen zu schützen, ist das im März eigentlich verboten. Momentan kümmert sich Melanie Armbruster um vier Eichhörnchen, die deshalb verwaist sind. Die Jungtiere befinden sich jetzt in einem Inkubator bei ihr zu Hause in Ludwigsburg. Dort hat sie viel Platz für die Eichhörnchen geschaffen: Eine Innenvoliere nimmt einen Raum ihrer Wohnung ein, im Außenbereich steht eine weitere Voliere.

Zu ihrem ehrenamtlichen Einsatz für Eichhörnchen kam Armbruster eher zufällig. Durch ihre Mitarbeit in einer anderen Tierschutzorganisation sei sie mit der Eichhörnchenhilfe Stuttgart in Kontakt gekommen. Seitdem kümmert sie sich um die kleinen Nagetiere – egal zu welcher Tageszeit. Manchmal müsse sie auch nachts aufstehen, denn die kleineren Jungtiere brauchen auch dann ihre Nahrung, erklärt die 39-Jährige. Manche Eichhörnchenbabys begleiten sie auch zu ihrem Büro-Job in Stuttgart. „Die Tiere, die alle drei bis vier Stunden gefüttert werden, kommen tagsüber mit zur Arbeit“, beschreibt Armbruster ihren Alltag mit den Nagetieren. „Ich kann sie nicht acht Stunden alleine lassen.“ Für die älteren Eichhörnchen stellt sie morgens vor der Arbeit Futter ins Gehege, abends macht sie die Voliere sauber.

Der Abschied von den Eichhörnchen fällt schwer

Mit 17 bis 18 Wochen werden die Nagetiere schließlich wieder ausgewildert. Melanie Armbruster blickt ihnen mit einem lachenden und einem weinenden Auge hinterher. „Natürlich freue ich mich, denn ich habe sie soweit gebracht, dass sie wieder in die freie Natur können.“ Auf der anderen Seite falle der Abschied ihr aber schwer. „Je kleiner die Eichhörnchen bei mir ankommen, desto mehr hänge ich auch an ihnen.“