Die schädlichen Raupen werden von den Bäumen abgesaugt. Foto: Thomas Krämer

Etliche Bäume in Filderstadt wurden besprüht, um dem Eichenprozessionsspinner den Garaus zu machen. Im Weilerhau kam es trotzdem an einer Eiche zu heftigem Befall. Den Raupen rückt nun der Staubsauger zu Leibe.

Plattenhardt - Es wuselt in diesem Gespinst. Unzählige schwarz-braune Raupen bedecken dicht an dicht die Borke einer Eiche. Kriechen langsam, krümmen sich, heben das Ende ihres wenige Zentimeter langen Körpers an. Aus Wülsten auf ihrem Rücken wachsen weiße Härchen, die aussehen wie die Stacheln eines Kaktus. Sie sind dafür verantwortlich, dass diese Schmetterlings-Vorläufer überhaupt nicht gern gesehen sind: Ihre Brennhaare sind giftig.

Vor wenigen Tagen hatten Passanten die Filderstädter Stadtverwaltung informiert, dass am Weilerhau-Parkplatz an einer Eiche Raupen des Prozessionsspinners zu sehen seien. Dort hatte man schnell reagiert und einen Fachbetrieb damit beauftragt, die Tiere zu entfernen. Am Mittwoch rückte Andreas Schweizer vom gleichnamigen Baumpflegebetrieb in Sielmingen mit seinem Team und einer Hebebühne an. „Zum Besprühen ist es jetzt zu spät, da die Raupen in ihrem vierten Stadium sind“, so Schweizer. Da wirke das Mittel – Neemöl – nicht mehr. In solchen Fällen hilft nur eines: das manuelle Entfernen mit einem starken Industriesauger.

Ein Spezialfilter hält Raupen, Gespinste und Kot fest

Wenig später schwebt einer der Mitarbeiter am Stamm nach oben, richtet das Rohr des Saugers auf die am Stamm der Eiche verteilten Raupennester, die das geschulte Auge des Bekämpfers erspäht hat. „Der Staubsauger hat einen Spezialfilter, der die Tiere inklusive Gespinst und Kot zurückhält, die Abluft ist sauber“, sagt Schweizer. Der Beutel mit den Raupen würde anschließend hermetisch abgedichtet und fachmännisch von einer Fremdfirma verbrannt, wofür er einen Nachweis bekomme. „Vor vielen Jahren sind bei einem Einsatz in der Nähe der Filderklinik auf diese Weise einmal neun Kubikmeter Raupen zusammengekommen“, erinnert er sich an die Anfänge der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners.

Warum sich der Schädling auf dem Baum am Weilerhau entwickeln konnte, ist nicht ganz klar. „Natürlich ist möglich, dass beim Besprühen vor einigen Wochen nicht jedes Tier erwischt worden ist“, sagt Schweizer und denkt dabei an Regen, der das Mittel vorzeitig von den Blättern gespült haben könnte. „Oder aber die Raupen sind aus dem unmittelbar benachbarten Wald auf den Baum gewandert“, ergänzt er. Schließlich kommt der Name Eichenprozessionsspinner von solchen Wanderungen, bei denen sich die Raupen hintereinander aufgereiht auf die Suche nach Nahrung machen.

Die Brennhaare der Raupen können gefährlich sein

Schweizer rät in jedem Fall zur Vorsicht, wenn man im eigenen Garten oder bei einem Waldspaziergang Eichenprozessionsspinner entdeckt. „Man sollte sie auf keinen Fall berühren und ihnen auch nicht näher kommen“, sagt er. Denn jede dieser Raupen hat bis zu einer halben Million giftiger Brennhaare auf dem Rücken. Diese schützen die Tiere davor, von Vögeln und anderen Feinden gefressen zu werden. Doch diese Haare brechen leicht ab und werden durch den Wind davongetragen, reichern sich außerdem in den Gespinsten an, in denen die nun zum Schmetterling gewordenen Raupen gelebt haben – und sind rund zehn Jahre für den Menschen gefährlich.

Sie können auf der Haut Rötungen, Pusteln und Juckreiz verursachen, zu Atembeschwerden und im schlimmsten Fall zu einem allergischen Schock führen. Auch die Eichen – bisweilen auch Roteichen und Hainbuchen – leiden unter starkem Befall, da die Insekten die Blätter fressen, die die Energie für das Wachstum des Baumes liefern.

In wenigen Wochen wird aus jeder Raupe ein unscheinbar braun-grauer, rund drei Zentimeter großer Falter geworden sein. Und der ist völlig ungefährlich. Bis dahin aber wird besonders rund um Kindergärten und Schulen im Stadtgebiet danach geschaut, ob die Raupen den Menschen auf den Leim gegangen sind. Denn an diesen Orten seien die Stämme der Eichen mit Leimringen versehen, die regelmäßig kontrolliert würden, sagt Schweizer.