Sophie Mok ist Umweltwissenschaftlerin und arbeitet mit Kindern. Foto: Caroline Holowiecki

Viel Aufregung gab es ums Naturschutzgebiet Eichenhain in Stuttgart-Sillenbuch. Dass die Waldheimkinder sich dort nicht mehr aufhalten dürfen, ist nicht nur auf Verständnis gestoßen. Nun lernen die, um die es geht, warum das so ist.

Riedenberg - Vieles ist anders in diesem Jahr im Ferienwaldheim in Riedenberg – wegen Corona sowieso, aber auch wegen der ausgesuchten Flächen im Eichenhain, die den Kindern und ihren Betreuern zur Verfügung stehen. Die evangelische Gemeinde Sillenbuch als Träger der Freizeit, Vertreter des Regierungspräsidiums, des städtischen Amtes für Umweltschutz und des Naturschutzbundes (Nabu) haben sie im März gemeinsam festgelegt. Sie sind ein Kompromiss, damit das Naturschutzgebiet überhaupt als Aufenthaltsort genutzt werden kann.

Dieser Kompromiss hat noch eine zweite Komponente: Naturpädagogik. „Seit diesem Jahr gehört das zum Konzept“, sagt Anja Lobmüller, die Waldheim-Leiterin. So sind zum einen die Waldheim-Mitarbeiter in Sachen Flora und Fauna geschult worden, und die Kinder erfahren, warum der Eichenhain besonders schützenswert ist. Jede Gruppe bekommt nun einen Vormittag lang Naturunterricht. Als Partner hat das Amt für Umweltschutz den Nabu ins Boot geholt.

So funktioniert das Ökosystem im Eichenhain

Für die Wissensvermittlung ist unter anderem Sophie Mok zuständig. Die Umweltwissenschaftlerin arbeitet beim Fraunhofer-Institut in Vaihingen und leitet ehrenamtlich für den Nabu Kindergruppen. An diesem Tag erfahren Neun- und Zehnjährige mehr über das Ökosystem im Eichenhain. Mit einem Wollknäuel spannen sie ein Nahrungsnetz – und merken schnell, wie ihr Gespinst in sich zusammenfällt, wenn einer aus der Kette plötzlich fehlt. „Kinder sind schon sehr offen“, sagt die 28-Jährige. Es geht darum, welche Tiere und Pflanzen hier leben, welche Bedeutung der Naturschutz hat oder wieso die Eichen so groß sind. Besonders gut klappe das im direkten Erleben. „Gestern haben wir einen Specht gesehen, das sind Highlights“, sagt Sophie Mok.

Die Gruppenleiter besprechen im Nachgang mit den Kindern und Jugendlichen noch das Gelernte – gerade im Bezug auf das, was sie dürfen und was nicht. „Es werden Fragen aufgegriffen und Unzufriedenheiten besprochen“, sagt Anja Lobmüller. Bei den Jüngeren sei das Interesse groß, bei den Älteren, bekennt sie, stehe Action etwas höher im Kurs als Naturpädagogik. Aber auch sie kommen auf ihre Kosten, etwa bei einer Wasserschlacht. Die findet nicht im Eichenhain, sondern auf dem Waldheim-Gelände statt.