Gemeinsam mit Hans-Joachim Dvorak seit Kurzem Träger der Bürgermedaille in Silber: Gerd Diebold Foto: Simon Granville

Gerd Diebold ist mit der Bürgermedaille für sein Engagement geehrt worden. Sein Kunsthandwerk aus Metall ist an vielen Stellen der Stadt zu sehen.

„Schauen Sie, in diesem Haus bin ich geboren.“ Gerd Diebold zeigt auf dem Weg zum Floriansbrunnen in der Herrenberger Straße auf ein Gebäude, in dem sich das Gasthaus Stern befindet. Dort hat er 1939 das Licht der Welt erblickt. Bis heute ist der 83-Jährige seiner Heimatstadt mit Leib und Seele verbunden. Am Floriansbrunnen demonstriert er dann dessen Funktionsweise. Den Brunnen und auch die Wetterfahne mit dem heiligen Florian, der vor Feuer und Brand schützen soll, hat Gerd Diebold angefertigt.

Dieses Ensemble ist nur eines von zahlreichen Zeugnissen seines ehrenamtlichen Engagements in der Keplerstadt. Türme der Stadtbefestigung hat er mit Wetterfahnen, mit dem Reichsadler als Symbol der ehemaligen freien Reichsstadt, geschmückt, ebenso das Dach des Stadtmuseums. Auch das Auslegerschild am Gebäude stammt aus der Werkstatt des Flaschner- und Installateur-Meisters. Aufs Klösterle kam eine Wetterfahne mit Mönch und aufs Rathaus in Schafhausen eine mit Schaf und Schäferschippe, um nur einige Beispiele zu nennen. Bei der Gestaltung der Motive habe ihn manchmal der Heimathistoriker und Ehrenbürger Wolfgang Schütz beraten, erzählt Gerd Diebold.

Seit 21 Jahren als Nachtwächter in der Stadt unterwegs

Im Alter von 23 Jahren wurde er der erste Wassermeister von Weil der Stadt. 40 Jahre lang versorgte er die Bewohner mit frischem Wasser. Seine Liebe zum kühlen Nass hat er schon als Kind entdeckt, erzählt er. Er habe immer gerne in den Brunnen geplanscht. Viel später dann hat er sich um die zahlreichen Laufbrunnen, zunächst in der Weiler Innenstadt, später auch in den anderen Stadtteilen, gekümmert, sie restauriert und zum Teil auch selbst gebaut. Es gibt sogar an der Stadtmauer in der Nähe des Roten Turms seit 2014 einen Gerd-Diebold-Brunnen. Mehrmals im Jahr lädt er Kinder zur „Weiler Brunnentour mit Froggi“ und alle anderen zur Brunnentour ein. Dabei erfahren kleine und große Gäste viel Interessantes über die Bedeutung der Wasserspender.

Apropos Rundgang: Besonders bekannt ist Gerd Diebold seit 21 Jahren auch in anderer Funktion – nämlich als Nachtwächter. Zusammen mit seinem Kollegen Manfred Nittel schlüpft er immer wieder in die Nachtwächter-Kluft. Dann ziehen sie durch die abendlichen Gassen und erzählen den Gästen ihrer Rundgänge spannende Geschichten aus der Weiler Vergangenheit. Im Jahr 2022 wurden sie von der Stadt für ihr 20-jähriges Engagement geehrt und ein Gässle bei der katholische Kirche St. Peter und Paul wurde nach ihnen benannt. Die kunstvollen Straßenschilder dafür fertigte Gerd Diebold an. Und den Hahn auf dem Kirchturm hat er ebenfalls renoviert.

In seiner Werkstatt arbeitet er immer wieder an neuen Projekten

Gerd Diebold ist mit seiner Stadt eng verbunden. Für sein Kunsthandwerk aus Metall kann er aus der reichhaltigen Weiler Historie schöpfen. 1968 ist er Mitglied im Heimatverein geworden, später war er dort neun Jahre im Vorstand und im Beirat, inzwischen ist er Ehrenmitglied. Noch heute geht er jeden Tag „ins Geschäft“, wie er sagt. Das ist seine kleine Werkstatt, in der er immer wieder an neuen Projekten arbeitet. „Aufhören ist für mich kein Thema“, betont er. Es gebe stets neue Ideen. Gefühlt kenne er fast jeden hier, sagt er lachend. Man brauche immer jemanden, der einem hilft. So sei er etwa dankbar für die Vorlagen, mit deren Hilfe er die Kunstwerke aus dem Metall aussägen kann.

Die Verleihung der Bürgermedaille in Silber habe ihn überrascht, doch er habe sich auch sehr gefreut. Schon 2014 hat er eine Ehrennadel für sein Engagement bekommen. Die neuerliche Auszeichnung bestärke ihn in seinem Plan, auch das letzte Wirtshausaushängeschild in der Altstadt – das des Gasthauses zum Ritter – zu restaurieren. Dann habe er alle historischen Stechschilder wieder auf Vordermann gebracht. Die Pferdefigur, die einst das Gasthaus Rappen geschmückt hat, rettete er damit vor dem Verschwinden. Sie steht jetzt im Heimatmuseum, ebenso wie sein Modell des abgerissenen Oberen Tores. All diese Projekte stellen nur einen Ausschnitt aus seiner schier unerschöpflich scheinenden Schaffenskraft dar. Woher kommt der Antrieb für dieses Engagement? Gerd Diebold zuckt mit den Schultern. „Ich hatte Spaß dabei und hab Freude an der Stadt“, sagt er und fügt hinzu: „Ich mach das halt einfach, weil das mein Städtle ist.“