Manfred Sturz und Walter Diehl (von links) bekommen von Dekan Rainer Kiess das Kronenkreuz in Silber der Diakonie angesteckt. Foto: Ursula Vollmer

In die Schuldenfalle kann jeder tappen, und zwar äußert schnell. Krankheit, Arbeitslosigkeit, eine gescheiterte Selbstständigkeit oder Scheidungsquerelen, es gibt viele Gründe. Die Diakonie hat nun zwei ehrenamtliche Schuldnerberater aus Filderstadt geehrt.

Bernhausen - Anderen helfen mit den Fähigkeiten, die einem gegeben sind: Das ist für Rainer Kiess, den Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Bernhausen, ein zutiefst diakonischer Gedanke. Walter Diehl und Manfred Sturz haben genau das gemacht: 14 Jahre lang waren die beiden ehemaligen Bankfachleute in der Schuldnerberatung der Diakonischen Bezirksstelle Filder aktiv: als ehrenamtliche und gleichwohl kompetente Begleiter auf einem vielfach steinigen Weg. Für diesen Einsatz sind die beiden Ruheständler am Montag mit dem Kronenkreuz in Silber ausgezeichnet worden – „als Zeichen des Dankes und der Wertschätzung“, wie Kiess sagte.

Gründe für eine finanzielle Schieflage gibt es viele, und sie kann jeden treffen. Das haben Sturz und Diehl in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten erfahren. „Häufig steckte ein missglücktes Immobiliengeschäft dahinter“, erinnert sich Sturz, ebenso könnten aber auch eine Krankheit, die Arbeitslosigkeit, eine gescheiterte Selbstständigkeit oder Scheidungsquerelen die Talfahrt einleiten.

Aufdröseln des Schuldenpaketes

Bevor sich die ehrenamtlichen Helfer gemeinsam mit den Betroffenen ans Aufdröseln des Schuldenpaketes machen, verschaffen sich zunächst die hauptamtlichen Beraterinnen Daniela Hihn, Sonja Pross und Lena Stumpp einen Überblick über die finanzielle Notlage. „Die Nachfrage ist groß“, betont Dietmar Bauer-Sonn, Leiter der diakonischen Bezirksstellen Filder, rund 100 Anfragen landeten jedes Jahr aufs Neue auf dem Tisch. „Manche Probleme lassen sich mit ein paar Telefonanrufen erledigen, andere gleichen einem mühsamen Hindernislauf“, stellt Eberhard Haußmann fest. Für den Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbandes haben Diehl und Sturz mit ihrer fachlich fundierten Unterstützung zugleich Pionierarbeit geleistet. Denn vor 15 Jahren sei der Einsatz von Ehrenamtlichen in der Schuldnerberatung noch mit Zurückhaltung diskutiert worden, inzwischen gehörten auch in den Bezirksstellen Kirchheim und Esslingen jeweils drei bis vier Freiwillige selbstverständlich zum Beratungsteam.

Die Freunde kennen sich seit der Ausbildung

Dass Manfred Sturz mit von der Partie war, hatte er seinem Freund Walter Diehl zu verdanken. Beide Herren kennen sich seit jenen Tagen, als sie „als Stifte“ bei derselben Bank angetreten waren, wie sie sagten. Am Ende seines Berufslebens war Diehl klar, dass er sein Fachwissen gern in der Schuldnerberatung einbringen würde – ein Gedanke, den Kollege Sturz „wohlwollend geprüft“ hat, wie er schmunzelnd erklärte. Ziel war stets, den Schuldenstand detailliert zu ermitteln und mit den Gläubigern möglichst einen Vergleich zu erzielen. Diese außergerichtliche Einigung gelang in etwa einem Viertel der Fälle. Voraussetzung dafür seien unter anderem das absolute Offenlegen und die Zuverlässigkeit der Klienten, die allerdings ihrerseits oft mit psychischen Hürden zu kämpfen haben, wie es hieß.

Manche Termine würden auch deshalb nicht eingehalten, weil es der Betroffene vielleicht nur bis zur Haltestelle, nicht aber in den Bus hinein schafft. In vielen kleinen Schritten aus diesem Dilemma herauszuhelfen, der Verzweiflung mit zahllosen Gesprächen, Briefen, Vereinbarungen und Verhandlungen zu begegnen, gehörte zum jahrelangen Alltag der Ehrenamts-Helfer.

„Der Aufwand ist enorm“, sagte Walter Diehl, „aber wir haben es mit Freude gemacht.“ Und Manfred Sturz ergänzte: Ihnen sei auch bewusst geworden, welches Privileg es bedeute, in „geordneten Verhältnissen“ zu leben – „und da etwas zurückzugeben, war uns ein Anliegen“.