Meolie Jauch überzeugt mittlerweile auch bei den Seniorinnen. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Die Sportkreisjugend Stuttgart hat am Freitagabend so viele Talente wie noch nie für deren Erfolge im vergangenen Jahr ausgezeichnet. Zwei Sportlerinnen standen besonders im Fokus.

Der große Saal im Stuttgarter Rathaus bietet ja Platz für jede Menge Besucher. Doch diesmal platzte auch diese Räumlichkeit beinahe aus allen Nähten. Wie in jedem Jahr ehrte die Sportkreisjugend (SKJ) die erfolgreichsten Stuttgarter Sporttalente des vorangegangenen Jahres – und aus der kleinen Coronadelle ist ein Spitzenwert geworden. Rund 250 Nachwuchssportlerinnen und -sportler wurden am Freitagabend ausgezeichnet, unter anderem von Stuttgarts Sportbürgermeister Clemens Maier und Martin Maixner, dem Vorsitzenden der Sportkreisjugend.

Das Duo durfte viele Hände schütteln an diesem Abend. Der eine oder andere feste Händedruck war bei all den austrainierten Sporttalenten dabei – auch von jenen, denen man so viel Kraft auf den ersten Blick gar nicht ansieht. Zu ihnen gehört zum Beispiel Meolie Jauch.

Gerade mal 16 Jahre alt ist die junge Frau aus Schönaich – mit ihrer Körpergröße von 1,50 Metern ragt sie nicht zwingend aus der Masse heraus. Doch das gelingt ihr bislang mit ihren Leistungen im Turnen. Weshalb die Schülerin am Freitag auch als Stuttgarts Nachwuchssportlerin des Jahres ausgezeichnet worden ist. „Als ich erfahren habe, dass ich geehrt werde, habe ich mich riesig gefreut“, sagt Meolie Jauch.

Mit dem deutschen Team hatte sie 2022 Bronze bei den Europameisterschaften der Juniorinnen geholt. Zudem war sie wie auch ihre Teamkolleginnen Helen Kevric und Marlene Gotthardt beim European Youth Olympic Festival (EYOF) erfolgreich. Silber erturnte sich die Riege im Teamwettkampf, am Stufenbarren gewann Meolie Jauch außerdem die Bronzemedaille. Es waren Momente, in denen für die damals 15-Jährige klar wurde, dass sich all der Aufwand, den sie für ihren Lieblingssport betreibt, lohnt. „Man opfert schon viel“, sagt sie, „aber man bekommt auch unglaublich viel zurück.“

Begeistert vom DTB-Pokal

Für Meolie Jauch jedenfalls ging es auch in diesem Jahr schon erfolgreich weiter. Nach dem Wechsel zu den Seniorinnen überzeugte sie mit einem Podestplatz beim hochkarätig besetzten Turnier in Cottbus ebenso wie wenig später beim DTB-Pokal in der Stuttgarter Porsche-Arena. Am Stufenbarren erreichte sie ihre bislang beste Bewertung und wurde Vierte. Kein Wunder, dass sie noch heute schwärmt: „Die Stimmung war mega, es war richtig, richtig genial.“ Und: „Das hat Lust auf mehr gemacht.“ Allerdings ist das mit den weiteren Höhepunkten derzeit so eine Sache.

Seit Monaten schon plagen Meolie Jauch Rückenprobleme, die sie unter anderem jüngst die Teilnahme an der EM in Antalya kosteten. So wirklich herausgefunden, wo das Problem liegt und wie es zu beheben ist, hat noch niemand, weshalb die 16-Jährige derzeit nicht an allen Geräten turnen kann. Auch am vergangenen Wochenende turnte sie zum Bundesligaauftakt mit dem MTV Stuttgart lediglich am Stufenbarren. Immerhin: Dort kann sie weiter ihrem großen Vorbild nacheifern.

„Elisabeth Seitz war schon immer mein großes Vorbild“, sagt Meolie Jauch – und ist glücklich, dass sie mittlerweile auch mit der erfahrenen Europameisterin von 2022 zusammen trainieren darf: „Das Turnen, ihre Persönlichkeit, ihre Gelassenheit – ich kann viel von ihr lernen.“

Lernen, reifen, besser werden und sich entwickeln wollen alle, die am Freitag geehrt worden sind – trotz der bereits erzielten Erfolge. Einen Teil dieser Entwicklung hat Marie Steinhilber bereits hinter sich. Seit die 16-Jährige von ihrem Heimatort Tübingen an den Bundesstützpunkt nach Stuttgart gewechselt ist, hat sie den Schritt zur Juniorennationalspielerin geschafft. Im vergangenen Jahr gewann die Volleyballerin mit der deutschen U-17-Auswahl dann etwas überraschend EM-Bronze – weshalb sie nun als Stuttgarts Mannschaftssportlerin des Jahres ausgezeichnet wurde.

Suche nach der besten Position

„Sie hat ein gutes Gefühl für den Ball, hat athletisch noch viel Potenzial und ist sehr zielstrebig“, lobt Sebastian Schmitz seinen Schützling am Bundesstützpunkt, in dessen Drittligateam (bei den Erwachsenen) Marie Steinhilber ebenfalls schon „eine feste Größe“ sei.

Die Volleyballerin besucht wie Meolie Jauch das Wirtemberg-Gymnasium. Sie geht dort in die zehnte Klasse und streckt wie die Turnerin ihre Schulzeit ein wenig, um die Leistungssportkarriere und den Schulabschluss gut miteinander vereinbaren zu können. In sieben Trainingseinheiten pro Woche schuftet die 1,91 Meter große Schülerin für ihre Volleyball-Karriere, im kommenden Jahr soll das Pensum noch ein wenig gesteigert werden. Noch offen dagegen ist, auf welcher Position Marie Steinhilber einmal ihr sportliches Zuhause finden wird. Aktuell spielt sie im Mittelblock – ihr Potenzial lässt aber auch noch eine Umschulung zu. „Wir sind gespannt“, sagt Sebastian Schmitz, „wohin die Reise geht.“

Das gilt für Marie Steinhilber, aber ebenso für alle anderen Talente, die am Freitagabend den Saal im Stuttgarter Rathaus aus allen Nähten haben platzen lassen.