Bahnchef Rüdiger Grube Foto: dpa

Erstmals in ihrer Geschichte hat die Uni Stuttgart die Jahresfeier abgesagt. Grund seien Anrufe, E-Mails und eine „unsachliche öffentliche Kampagne“ gegen die Verleihung der Ehrensenatorenwürde an Bahnchef Grube.

Stuttgart - Aus Sorge um die Würde ihrer Jahresfeier hat die Universität Stuttgart erstmals in ihrer Geschichte die Veranstaltung abgesagt. Grund seien Anrufe, E-Mails und eine „unsachliche öffentliche Kampagne“ gegen die bei diesem Anlass geplante Verleihung der Ehrensenatorenwürde an Bahnchef Rüdiger Grube, teilte die Universität am Donnerstag mit. Die "Parkschützer" nahmen den Schritt mit Genugtuung zur Kenntnis, wehrten sich aber gleichzeitig gegen die Vorwürfe.

Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 hätten den Festredner aus der Schweiz, Professor Wolfgang Kinzelbach, mit Anrufen und E-Mails geschmäht. In diesem Klima wäre eine sichere Veranstaltung nicht zu garantieren gewesen, sagte Uni-Sprecher Hans-Herwig Geyer. Der Beschluss zur Verleihung der Ehrensenatorenwürde bleibe davon unberührt.

Einstimmige Entscheidung

Rektorat und Senat hätten einstimmig beschlossen, die für den 16. November geplante Veranstaltung abzusagen. Die Jahresfeier zähle zu den alljährlichen auch gesellschaftlichen Höhepunkten im universitären Leben. Zuletzt ausschlaggebend sei die Absage des Festredners gewesen, der angesichts der Vorwürfe an seine Adresse seine Teilnahme zurückgezogen habe, teilte die Uni weiter mit. Er habe über die Zukunft des Wassers sprechen wollen. Daraufhin hätten S21-Gegner ihm gegenüber die angebliche Bedrohung des Mineralwassers in Stuttgart durch das Bahnprojekt ins Spiel gebracht und den Wissenschaftler unter Druck gesetzt, hieß es.

Die Ehrensenatorenwürde für Grube basiere nicht auf seiner Funktion als Bahnchef, sondern auf Rat und Tat, mit der er die Universität seit 20 Jahren begleite, sagte Geyer weiter. Grube wäre wegen Auslandsterminen bei der Feier ohnehin nicht dabei gewesen. Dass die Hochschule wegen der „Kampagne“ genötigt sei, ihre Jahresfeier abzusagen, schade dem Ansehen von Stadt und Region.

"Äußerst schräg"

Die "Parkschützer", die entschiedene Gegner des Bahnprojekts sind, bezeichneten die Begründung der Uni als "äußerst schräg und an den Haaren herbeigezogen". Es habe sich nicht um eine „Kampagne“, sondern um „einen höflich formulierten Brief“ gehandelt, teilte der Sprecher Matthias von Herrmann mit.

Eine öffentliche Ehrung des Bahnchefs wäre angesichts der Probleme beim Brandschutz, beim Grundwasser und bei den Finanzen von Stuttgart 21 unerträglich. Auch Peter Dübbers, der Enkel des Architekten des Hauptbahnhofs Paul Bonatz, hatte gegen die Entscheidung protestiert.