Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt verlieh die Ehrenmünze an Elisabeth Marquart. Ihre Enkel haben sie begleitet. Foto: Sandra Hintermayr

Elisabeth Marquart engagiert sich seit vielen Jahren im Stadtbezirk und darüber hinaus. Dafür wurde sie nun mit der Ehrenmünze der Stadt Stuttgart ausgezeichnet.

Vaihingen - Eigentlich hatte Elisabeth Marquart geplant, alleine ins Vaihinger Rathaus zu kommen, um die Ehrenmünze in Empfang zu nehmen. Doch daraus wurde nichts. Ein Teil ihrer Familie nahm sich am Donnerstagmorgen Zeit und kam überraschend mit. Zur großen Freude der Geehrten ebenso wie von Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt, der Münze und Urkunde an die Ehrenamtliche überreichte. „Es braucht Menschen wie Sie und Ihren Mann, die sich so für die Gemeinschaft einsetzen“, würdigte Meinhardt das Engagement der Marquarts.

Elisabeth Marquart ist vielfältig aktiv. Sie hat sich mehr als 20 Jahre im Verein der Jugendfarm Vaihingen-Möhringen engagiert, 13 Jahre davon war sie die Vorsitzende. Mit ihrem Mann hat sie den Verein Kranich – Aids in Afrika ins Leben gerufen, der sich für die Aufklärung über die Autoimmunkrankheit und Verhütungsmethoden einsetzt.

Aktiv im Kampf gegen Aids

Als in den 80er Jahren die erste Welle Flüchtlinge aus Afrika nach Deutschland kam, nahm die Familie Marquart immer wieder Menschen bei sich auf. Auf Einladung des Diakonischen Werks kam 1983 Dorothy Byaruhanga aus Uganda nach Stuttgart und fand bei den Marquarts eine Unterkunft. Das war der Beginn einer Freundschaft, die bis heute andauert. Nach der Rückkehr nach Uganda entschied Byaruhanga zusammen mit den Dorffrauen des Projekts „Mothers Union“ in Kidukuru, dass Nähmaschinen aus Deutschland helfen würden, eine neue Lebensgrundlage für die Dorfbewohner zu schaffen. Familie Marquart sammelte alte Maschinen und organisierte den Transport. Im „Nähhaus“ konnten die Dorfbewohner ihre Handarbeiten fertigen und verkaufen, um Geld für ihre Familien zu verdienen.

„Dann kam das Thema Aids auf“, erinnerte sich Elisabeth Marquart. Bald sei jedes Haus in dem afrikanischen Dorf von der Krankheit betroffen gewesen. Die Frauen von „Mothers Union“ hätten sich zu Aids-Beraterinnen ausbilden lassen, pflegten Kranke und kümmerten sich um die Angehörigen und um die zahlreichen Waisenkinder. „Wir haben unseren Verein Kranich gegründet und uns in Kooperation mit Partnern vor Ort für die Aufklärung der Menschen eingesetzt. Dieses kleine Projekt hat viel bewirkt und tut es noch heute“, sagte Elisabeth Marquart.

Der Nationalsozialismus in Vaihingen

Das aktuellste Projekt von Elisabeth und Karl-Horst Marquart sind die „Stolpersteine“ in Vaihingen. Die Initiative des Kölner Künstlers Gunter Demnig setzt sich dafür ein, für die Opfer des Nationalsozialismus Stolpersteine zu verlegen, um die Erinnerung an die Verstorbenen und Ermordeten hochzuhalten. 15 dieser Steine wurden bis heute in die Vaihinger Gehwege eingelassen. Marquart führt zudem Schulkassen durch den Stadtbezirk und erzählt von der Vaihinger Geschichte. Diese antifaschistischen Stadtrundgänge sind eine Initiative des Stuttgarter Stadtjugendrings. Die Ehrenamtliche spricht während der Rundgänge unter anderem die Themen Rassismus und Ausgrenzung, Krieg und Gewalt, die Vaihinger Geschäftswelt und natürlich die Stolpersteine an. Auch das ist eine Art der Aufklärung. „Es ist wichtig, dass unsere Jugend erfährt, wie es damals in der Zeit des Nationalsozialismus war“, sagte Marquart.

Gerade in der heutigen Zeit sei es notwendig, die Schrecken der NS-Zeit in Erinnerung zu rufen, sagte Wolfgang Meinhardt. „Demokratie und Frieden sind nicht selbstverständlich“, betonte der Bezirksvorsteher. Die Stadt habe das Engagement von Elisabeth Marquart „erkannt und gewürdigt“, sagte Meinhardt und überreichte der Vaihingerin die Urkunde „für langjährige Dienste im Ehrenamt“, wie es darin heißt. „Ich würde mich freuen, wenn Sie sich auch weiterhin engagieren.“ Ohne die Ehrenamtlichen, die sich wie das Ehepaar Marquart einbringen, würde der Stadt etwas fehlen. „Unsere Gemeinschaft wäre um so vieles ärmer, wenn es Menschen wie Sie nicht gäbe“, sagte Meinhardt.