Wolfgang Machmer (links) und Hubert Steimle setzen sich für den Erhalt der Kriegsgräber und Ehrenmale ein. Foto: Kai Müller

Hubert Steimle will die Erinnerung an diejenigen wachhalten, die durch den Zweiten Weltkrieg ihr Leben ließen. Doch für seine Stelen-Pläne hat sich die Stadt bisher wenig interessiert und das trotz einer Spende in Höhe von 3000 Euro.

Rohr/Vaihingen - Die Blumen sind verwelkt, der Platz auf dem Rohrer Friedhof ist ungepflegt, die Ehrendenkmale für die Opfer der beiden Weltkriege sind von Moos übersät. Mancher Name ist kaum mehr zu entziffern. Für Hubert Steimle ist das nichts Neues. Schon 2009 hat er dem damaligen OB Wolfgang Schuster eine Gelbe Karte geschickt und auf den schlechten Zustand der Ehrengrabmale in Rohr und dem Alten Friedhof in Vaihingen hingewiesen. „Warum stellt man nicht wenigstens ein paar Osterglocken hin“, fragt der umtriebige Rohrer, der Träger des Bundesverdienstkreuzes ist und mehr Jahre im Ehrenamt auf dem Buckel hat als andere Lebensjahre. Für Hubert Steimle ist die Erinnerung an die Opfer der Weltkriege eine Herzensangelegenheit. Als am 11. März 1943 britische Bomber ihre tödliche Fracht über Vaihingen abwarfen, starben Steimles Mutter und seine Schwester. „Die kleinen Leute sind immer die Leidtragenden“, sagt der Senior nachdenklich. Die Denkmäler seien auch eine Mahnung an die heutige Generation.

Erstes Modell für Stellen in Rohr gibt es schon

Nun ist es nicht so, dass die Gelbe Karte ohne Wirkung blieb. Darauf weist auch Maurus Baldermann vom städtischen Friedhofsamt hin. So hat die Stadt veranlasst, dass im Juli 2010 die Muschelkalk-Kriegsgräberkreuze auf dem Alten Friedhof, im März 2011 die 16 Sandsteinkreuze in Rohr und im Oktober 2012 die zwölf Kriegsgräberplatten in Vaihingen gereinigt wurden. Auf dem Rohrer Friedhof ist noch mehr geplant. „Die bauliche Verbesserung von Wegebelägen, Dauerbepflanzung mit Bodendeckern und Frühjahrssblühern steht noch aus“, sagt Baldermann. Die Arbeiten sollen bis Mitte 2015 beendet sein. Auch sämtliche Denkmale sollen dann gereinigt werden.

Das hat man Hubert Steimle bereits schriftlich mitgeteilt. Doch der langjährige Bezirksbeirat der Freien Wähler hat weitergehende Pläne. Mit ins Boot hat er unter anderem den Steinmetz- und Bildhauermeister Wolfgang Machmer geholt: „Man braucht da einen Fachmann.“ Dieser hat bereits ein erstes Modell entwickelt. Links und rechts neben dem Holzkreuz auf dem Rohrer Friedhof könnten zwei Bronzestelen aufgestellt werden. Sie böten Platz für insgesamt sechs Tafeln. „Da könnte man alle Namen unterbringen“, sagt Steimle. Wohl gemerkt von allen 148 Rohrern, die aufgrund des Zweiten Weltkriegs ihr Leben ließen. Steimle und seine Mitstreiter haben dafür im Stadtarchiv recherchiert und sind dort auf die Namen gestoßen: „Es sind 64 DINA-3-Seiten in Sütterlinschrift.“

Machmer: Wir laufen da gegen eine Wand

Dabei stellte man auch fest, dass die Zahlen auf der Holztafel am Fuß des Hochkreuzes auf dem Alten Friedhof in Vaihingen nicht stimmen. „In diesem Fall wäre das Vaihinger Bezirksamt beziehungsweise die zuständige Stelle im Stadtarchiv zu verständigen“, sagt Baldermann. Die Kosten für die Bronze-Stelen in Rohr schätzt Machmer auf 30 000 Euro. Ähnliches sei auch für Vaihingen denkbar. Das wird freilich deutlich teurer, sind es doch dort 635 Namen. Steimle ist natürlich bewusst, dass es dafür Sponsoren braucht. Ihm schwebt eine Bürgeraktion vor, Zusagen von Sponsoren hatte er bereits. Vor Kurzem ist Steimle selbst mit gutem Beispiel vorangegangen und hat sich zur Eisernen Hochzeit Geld schenken lassen. Immerhin 3000 Euro sind zusammengekommen, die er der Stadt stiftete. Die hat zwar schnell ein Spendenkonto eingerichtet, aber Steimle hatte gehofft, dass man sich über die Stelen-Pläne austauscht. „Das wurde gar nicht wahrgenommen“, sagt der Rohrer. Und Machmer ergänzt: „Wir laufen da gegen eine Wand.“ Geärgert hat Steimle auch, dass die Antwort vom Amt und nicht vom OB selbst kam, den er angeschrieben hatte: „Ich hatte bisher mit vier Oberbürgermeistern Kontakt. Es ist mir noch nie passiert, dass das einfach ans Amt weitergegeben wird.“ Außen vor lassen will die Stadt ihn nicht. „Sobald die entsprechende Sanierungsplanung vorliegt, wird Herr Steimle zur weiteren Besprechung eingeladen“, sagt Baldermann. Was die Stelen-Pläne betrifft, müssten der Bezirksbeirat und das Bezirksrathaus ohnehin miteingebunden werden. Zugleich sei das Stadtarchiv zu hören, zumindest bezüglich einiger Namen und in Sachen Alter Friedhof seien auch die Denkmalbehörden einzuschalten.